piwik no script img

TIPP im EU-Handelsausschuss116 offene Fragen

Ja, nein, vielleicht: Der EU-Handelsausschuss berät über Anträge zur TTIP-Resolution. Er entscheidet auch, wann die Resolution ins Parlament kommt.

Im Europaparlament gibt es erste Vorentscheidungen über das Freihhandelsabkommen TTIP Foto: dpa

BERLIN taz | Das wird ein wichtiger Termin: Im Handelsausschuss des Europäischen Parlaments fällt am Montag die Vorentscheidung darüber, ob die Abgeordneten noch vor der Sommerpause über das umstrittene Freihandelsabkommen TTIP abstimmen. Am Nachmittag berät der Ausschuss über den weiteren Umgang mit TTIP. Die Abgeordneten befassen sich mit 116 Änderungsanträgen zur Resolution über das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA.

Ursprünglich sollte das Parlament am 10. Juni die Resolution behandeln, aber Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) hatte den Punkt überraschend von der Tagesordnung genommen und an den Ausschuss zurückverwiesen.

EU und USA verhandeln seit 2013 über das Abkommen, durch das der größte Wirtschaftsraum der Welt geschaffen werden soll. Deutsche Konzerne versprechen sich davon neue Absatzmärkte in den Vereinigten Staaten, wirtschaftsfreundliche Politiker hoffen auf mehr Wachstum und neue Arbeitsplätze. Verbraucher, Umweltaktivisten und Gewerkschaften dagegen fürchten insbesondere Verschlechterungen durch TTIP, etwa durch das vorgesehene Klagerecht für Investoren gegen Staaten oder die Konsultation von Unternehmen vor Gesetzesänderungen. Zahlreiche der 116 Änderungsanträge zur Resolution gehen auf diese Kritik zurück.

Der Handelsausschuss berät am Montag, ob diese Anträge aufrechterhalten, zusammengefasst oder kassiert werden. Vertagt der Ausschuss die Beratungen nicht, beschließen Anfang Juli Martin Schulz und die Vorsitzenden der Fraktionen, ob TTIP auf die Tagesordnung des Parlaments kommt.

Dafür entscheidend ist vor allem, ob es eine Einigung zur bislang geplanten Klagemöglichkeit für Unternehmen gibt. „Das Ja oder Nein zur Resolution hängt an diesem Thema“, sagte der Vorsitzende des Handelsausschusses, Bernd Lange (SPD) der taz. Mit Blick auf die nächste Verhandlungsrunde zwischen EU und USA am 13. Juli plädiert er für eine baldige Stellungnahme des Parlaments. „Es gibt eine deutliche Mehrheit für die Klarstellung, dass private Schiedsgerichte nicht in das Abkommen sollen“, sagte Lange.

Unklar sei jedoch, ob es für die so geänderte Resolution eine Mehrheit gebe. Lange hofft auf Zustimmung zu seinem Vorschlag, nachdem die Gerichte für Investorenklagen – anders als ursprünglich vorgesehen – von Richtern besetzt werden, öffentlich tagen, eine Revisionsinstanz haben und in einen Handelsgerichtshof münden sollen. Sollte sich das EU-Parlament dafür aussprechen, müsste auch die Regelung zu privaten Schiedsgerichten im europäisch-kanadischen Handelsabkommen Ceta neu verhandelt werden, glaubt Lange.

TTIP-Kritiker halten diesen Vorschlag jedoch für eine Nebelkerze. „Damit ändert sich nichts Grundsätzliches“, sagte Ernst-Christoph Stolper, Sprecher der Europäischen Bürgerinitiative Stopp TTIP. Unternehmen würden nach wie vor ein Klagerecht gegen Staaten erhalten, mit dem sie Umwelt- oder Gesundheitsschutzmaßnahmen aushebeln können.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Aus der zeitgleich stattfindenden Griechenlandkrise sollten die Herrschaften unbedingt lernen, daß selbstverständlich kein Freihandels-Abkommen mit der EU beschlossen werden darf. Wie lange gibt es diese EU noch? Griechenland, Großbritannien, Spanien ... Jeder Staat der EU muss die Möglichkeit bekommen, den TTIP-Vertrag jederzeit eigenständig zu kündigen oder gar nicht erst in diesen Vertrag einzutreten. TTIP ist ein Hirngespinst einiger EU-Beamter. Es entstammt einer anderen Zeit, die vorbei ist. Macht die Kfz-Blinkergläser grün-lila-magenta und hört auf mit diesem sehr gefährlichen Unsinn.