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Syrisches ChemiewaffenarsenalSkepsis über Assads Liste

Die US-Botschafterin bei den UN hat Zweifel an der Vollständigkeit von Assads C-Waffen-Liste geäußert. Sie verwies auf Syriens „jahrelange Verschleierung“.

Samantha Power, US-Botschafterin bei den UN, erinnert an die vielen „gebrochene Versprechen“ des syrischen Regimes. Bild: ap

NEW YORK afp | Die USA misstrauen der von Syriens Staatsführung bereitgestellten Liste ihres Chemiewaffenarsenals, auf deren Basis internationale Experten die gefährlichen Kampfmittel und deren Produktionsstätten unschädlich machen. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen in New York, Samantha Power, begründete die Skepsis am Dienstag (Ortszeit) mit bisherigen Erfahrungen im Umgang mit Machthaber Baschar al-Assad.

Diplomaten anderer westlicher Staaten äußerten ebenfalls „starke Zweifel“ an der 700 Seiten langen Liste aus Damaskus, die der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) übergeben worden war. „Es muss noch mehr getan werden, um sicherzustellen, dass die Aufstellung der syrischen Regierung vollständig ist“, sagte Power nach Beratungen zur Chemiewaffenproblematik im UN-Sicherheitsrat.

Experten seien noch immer damit beschäftigt, die „extrem technischen“ Angaben aus Damaskus zu überprüfen. Power verwies auf die „jahrelangen Verschleierungstaktiken“ der Assad-Führung und „die Vielzahl gebrochener Versprechen in diesem Bürgerkrieg“. US-Diplomatenkreisen zufolge sind einige syrische Regierungsvertreter offenbar bestrebt, einen Teil des Chemiewaffenarsenals zu erhalten.

Die internationalen Anstrengungen zur Zerstörung des syrischen Chemiewaffenarsenals sind eine Reaktion auf einen Giftgas-Angriff, der am 21. August bei Damaskus verübt wurde. Bei diesem Angriff, für den Washington Assads Führung verantwortlich machte, wurden nach Angaben der syrischen Opposition rund 1.300 Menschen getötet. Der in der Folge zwischen Russland und den USA vereinbarte Abrüstungsplan sieht die Vernichtung aller syrischen C-Waffen bis Ende Juni 2014 vor.

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3 Kommentare

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  • PH
    Peter Haller

    Oh, ich lach mich halbtot !!

    Da kommt doch tatsächlich eine Ami-"Diplomatin" daher und fordert irgendwas ähnliches, wie Glaubwürdigkeit ein. Ich glaub mich tritt ein Pferd. An deren Stelle würde ich jetzt erst mal eine Weile die Schnauze halten ! Die sollen erstmal überlegen, wie sie das Schurkenstaaten-Image wieder loswerden können. Falls das überhaupt noch geht.....

  • M
    muskat

    @schreibär

     

    vollkommen richtig!

     

    allein die unterstellung reicht aus, um druck auszuüben - auf syrien, den iran, russland usw.

     

    dass es "nebenan" einen staat gibt, der dies alles(wmd)besitzt und dies irgendwie auch nicht leugnet, aber der keine sperrverträge unterschrieben hat, interessiert hier keine sau.

    die reden sich seit mehreren jahrzehnten den mund fusselig, dass staaten wie iran oder syrien atomwaffen besitzen, beweisen, beweisen konnte es noch keiner. auf der anderen seite ist kein staat vor "unruhen" von außen sicher, der nicht atomwaffen sein eigen nennt. die oberkrönung ist aber israel, der alle diese waffen bewiesenermaßen besitzt und von anderen staat einen verzicht darauf fordert. mit welcher berechtigung?

  • S
    Schreibär

    Jawoll, das ist wie der Versuch, den Iran dazu zu bringen, zu beweisen, dass er in 20 Jahren keine Nuklearwaffen haben wird. So, wie er vor zwanzig Jahren in fünf Jahren welche gehabt haben sollen gehabt hätte. Die deutsche Sprache reicht zur Formulierung dieser Absurditäten nicht mehr aus - man bräuchte hier das Futurokonditional III.

     

    Ähnlich die Aufstellung der syrischen Regierung zu ihren C-Waffen: Diese hätte auch 1.400, 14.000 oder 14 Millionen Seiten umfassen können - Mrs. Powers hatte ihre Stellungnahme schon vorher fertig in der Tasche. Es handelt sich einfach um Zweckpessimismus, und der dahinter stehende Zweck ist leider kein nobler.