Syrischer Flüchtling in Leipzig: Schuss in den Hals
Unbekannte haben einen jungen Syrer in Leipzig auf der Straße angeschossen und lebensgefährlich verletzt. Der Hintergrund der Tat ist unklar.
BERLIN taz | In der Nacht zum Sonntag ist ein junger syrischer Flüchtling im Leipziger Stadtteil Reudnitz angeschossen und lebensgefährlich verletzt worden. Nach Angaben der Polizei hatten Passanten den 20-jährigen bewusstlos auf der Straße gefunden.
Offenbar wurde er zwischen 22.30 Uhr und Mitternacht auf der Dresdner Straße unweit des Kaufland-Supermarktes von einer Gruppe Männer attackiert, zusammengeschlagen und angeschossen. Möglicherweise wurde dabei eine so genannte Softairpistole benutzt.
Das Projektil hat seine Halsschlagader nur sehr knapp verpasst, weshalb er trotz einer ersten Operation in Lebensgefahr schwebte. Weitere Operationen sollen in den nächsten Tagen folgen. Die Polizei hat das Opfer vernommen und sucht nun die Personen, die den jungen Mann gefunden haben. Weitere Zeugen oder Verdächtige gibt es bislang nicht. „Die Umstände und Hintergründe sind unklar,“ sagte eine Polizeisprecherin der taz. Man müsse „sehr vorsichtig mit Mutmaßungen sein.“
Der junge Kurde kam als Flüchtling im Januar 2014 nach Deutschland, zuletzt besuchte er in Leipzig eine Sprachschule. Mitglieder einer kurdischen Studenteninitiative, die mit dem Opfer befreundet sind, haben ihn im Krankenhaus gesprochen. Dabei hat er berichtet, in der Tatnacht alleine auf dem Weg nach Hause gewesen zu sein. Dabei sei er auf drei bis vier unbekannte Männer getroffen, die sich auf deutsch unterhielten. Ohne erkennbare Anlass habe einer der Männer aus unmittelbarer Nähe einen Gegenstand aus seiner Jackentasche gezogen einen Schuss abgefeuert.
Der kurdische Studentenverein schließt ein rassistisches Motive nicht aus. „Wir als UKSSD fordern daher die ermittelnden Behörden dazu auf dieses womögliche Tatmotiv sorgfältig zu prüfen“, hieß es in einer Mitteilung. Um ihrem Freund zur Seite zu stehen, planen die Vereinsmitglieder am Dienstagabend um 18.30 Uhr auf dem Augustusplatz in Leipzig eine Kundgebung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen