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Syrer helfen bei TerrorfahndungPolitiker fordern besondere Ehrung

Mehrere Politiker fordern das Bundesverdienstkreuz für die tapferen drei Syrer in Leipzig. Sie hatten den Terrorverdächtigen Jaber A. überwältigt.

Zwei Tage nach dem Bombenfund in Chemnitz nahm die Polizei Jaber A. Montag in Leipzig fest Foto: dpa

Berlin afp | Aus der Regierungskoalition gibt es Forderungen nach einer Auszeichnung der drei Syrer, die den Terrorverdächtigen Jaber A. überwältigt und der Polizei übergeben haben. „Die jungen Männer haben das Bundesverdienstkreuz verdient“, sagte der SPD-Verteidigungsexperte Johannes Kahrs der Bild-Zeitung (Mittwochsausgabe). „Was sie getan haben, zeugt von tiefem Respekt gegenüber ihren deutschen Gastgebern. Mehr Ankommen, mehr Integration ist kaum vorstellbar. Das ist vorbildlich.“

Auch der CDU-Außenpolitiker Jürgen Klimke hält dem Bericht zufolge eine Auszeichnung der jungen Männer mit dem Bundesverdienstkreuz für angemessen. Eine solche Ehrung sei ein „starkes Signal in beide Richtungen – in die deutsche Bevölkerung und gegenüber anderen Flüchtlingen: Anerkennung, Dank und ‚Mut lohnt sich‘“, sagte Klimke. Er werde sich persönlich dafür einsetzen.

Der 22-jährige Syrer Jaber A. war in der Nacht zum Montag in Leipzig von Landsleuten, bei denen er offenbar übernachten wollte und die in ihm den gesuchten Verdächtigen erkannten, überwältigt und gefesselt worden. Danach informierten die Männer die Polizei, die Jaber A. schließlich festnahm.

Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Ansgar Heveling (CDU), forderte, über die Asylanträge der drei Bezwinger Jaber A.'s rasch zu entscheiden. „Was die drei gemacht haben, ist eine couragierte und sehr anerkennenswerte Leistung“, sagte er der „Berliner Zeitung“ (Mittwochsausgabe). „Die Asylanträge sollten rasch, aber normal geprüft werden wie andere Anträge auch. Und sicher wird es auch eine Gelegenheit geben, ihre engagierte Tat angemessen zu würdigen.“

Jaber A. wird verdächtigt, Angriffe auf Züge in Deutschland und auf Flughäfen in Berlin geplant zu haben. Bei der Durchsuchung einer von ihm genutzten Wohnung in Chemnitz wurde hochexplosiver Sprengstoff gefunden. Die Ermittler gehen davon aus, dass der 22-Jährige Verbindungen zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hatte. Er war im Februar 2015 als Flüchtling in Deutschland registriert worden.

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6 Kommentare

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  • Wie gut, dass sie sowieso schon eine Anerkennung als Asylbewerber haben, denn das wäre ja sehr peinlich, wenn sie die nur deshalb bekommen hätten oder zumindest schneller, weil sie vorher jemanden gefesselt haben.

     

    Da könnte auch ein richtiger Markt draus werden: "Okay, Du machst ein bisschen auf Terrorist und wir fangen Dich dann und bekommen den Asyl-Status". Einer in den Knast, drei in sicherer Freiheit als Asylbewerber - und alle in Sicherheit in Deutschland.

     

    Ich wünsche mir die Freiheit wirklich für alle, aber bitte nicht so, dass man erst einen Terroristen schnappen muss, um die vom deutschen Staat zu bekommen. Auch irgendwie wieder ein bisschen CDU...

  • Der Zyniker in mir sieht da ein Geschäftsmodell und der Realo das typische "wer sich der Kartoffel andient - Schmalzbrot".

  • Könnte es sein, dass die drei mutigen Männer um ihr Leben fürchten müssen?

  • In anderen Ländern tut man sich weniger schwer damit, solchen wunderbaren Menschen Dankbarkeit zu zeigen. http://www.spiegel.de/politik/ausland/thalys-angriff-hollande-ehrt-helden-mit-auszeichnung-a-1049518.html

     

    Den drei Helden von Leipzig ein herzliches Dankeschön!!!

    • @Günter:

      Naja die Männer haben auch einen schwerbewaffneten mit einer automatischen Waffe während seines Anschlags gestoppt und Leute in akuter Lebensgefahr damit gerettet.

       

      Einen einzelnen Unbewaffneten der um Obdach bittet zu fesseln und die Polizei zu rufen, ist zwar durchaus sehr ehrbar und das richtige, aber nicht die gleiche Liga.

      • @Krähenauge:

        Also, Dank nur, wenn zumindest vorher schon ein wenig geschossen wurde?

         

        Das ist doch absurd, hier mit mehr oder weniger "ehrbar" zu argumentieren.