Svenja Bergt über vernichtete Waren: Ein einziges großes Dunkelfeld
Bei Supermärkten ist das Problem zumindest zu sehen. Wer sich spätnachts auf den benachbarten Parkplatz schleicht und einen Blick in die Mülltonnen wirft, kann sich selbst überzeugen: Schon wieder palettenweise Fleischsalat entsorgt, kistenweise Paprika mit Druckstellen und einen Haufen abgepackter Brötchen. Geht es aber um Händler, die Mode, Elektronik oder Outdoor-Ausrüstung verkaufen, ist das viel schwieriger – vor allem dann, wenn der Verkauf und die Retouren im Versand ablaufen.
Für die Kund:innen ist es ein einziges großes Dunkelfeld. Wer hat sich schon einmal gefragt, was mit den in zwei von drei Größen zurückgesendeten Hosen passiert? Werden die an den nächsten verschickt, günstig verramscht, geschreddert? Und bevor sich jetzt alle auf die Schulter klopfen, die ihre Hosen unter keinen Umständen beim Online-Händler bestellen würden: Sie glauben doch nicht, dass bei der Ware, die auch mit 50-Prozent-Rabatt-alles-muss-raus-Schildern noch im Laden hängen bleibt, die Nähte aufgetrennt werden und der Stoff noch einmal genutzt wird?
Das Erste, was also passieren muss, ist, ist Transparenz. Notfalls staatlich verordnet (und hey, das wäre nicht einmal ein Verbot). Kund:innen müssen wissen, was mit nicht verkaufter Ware passiert. Und zwar egal, ob sich die ungetragene Hose, der nie ausgepackte Deko-Artikel und die Kaffeemaschine mit der falschen Farbe als Ladenhüter in einer Filiale in der Einkaufsstraße oder im Lagerhaus eines Online-Händlers befindet.
Und nicht nur die Kund:innen, die Gesellschaft als Ganzes muss wissen, wie groß das Problem der verschwendeten Ressourcen in diesem Bereich ist, und das jenseits von umfragebedingten Dunkelziffern. Und am Ende braucht es eine Lösung. Und zwar eine, die nicht einfach heißt: Retouren verteuern. Denn wenn die zu enge Jeans am Ende zwar nicht beim Händler, dafür aber nach zwei Jahren in der Schrankecke vom Kunden entsorgt wird, ist exakt gar nichts gewonnen.
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