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Vermeintlich nachhaltige GeldanlagenGrün gewaschene Versprechen

Kommentar von Svenja Bergt

Pseudo-nachhaltige Namen bei Geldanlagen haben es in der EU künftig schwerer. Schlupflöcher für Greenwashing gibt es trotzdem noch zu viele.

„Multi Green…“ – Was?! Foto: Veaceslav Bordeianu/imago

E s ist noch gar nicht lange her, das prangten auf Lebensmittelverpackungen Sätze wie dieser: „Die Schokolade, die dir beim Wachsen hilft.“ Wahrheitsgehalt? Na ja, vielleicht vergleichbar mit dem Alkoholgehalt eines alkoholfreien Biers. Dann machten die EU-Mitgliedsstaaten die Health-Claim-Verordnung und setzten dem Werben mit Gesundheitsversprechen auf Lebensmitteln engere Grenzen. Seitdem stehen auf Verpackungen Sätze wie dieser: „Enthält Calcium für die Erhaltung normaler Knochen“. Suggeriert immer noch ein gesundes Produkt, ist aber zumindest deutlich weniger fiktiv.

Eine ähnliche Transformation steht nun der Finanzbranche bevor. Hier ist das Verkaufsargument allerdings nicht Gesundheit, sondern Nachhaltigkeit. In dieser Woche werden nun neue EU-Leitlinien wirksam, die An­le­ge­r:in­nen helfen sollen, tatsächlich nachhaltige von fake-nachhaltigen Fonds zu unterscheiden. Bislang ist das kein leichtes Unterfangen, lesen sich Fondsnamen gern so wie dieser hier: FGS Multi Perpective Green Future. Klingt irgendwie zukunftsgewandt und grün, aber dass Verpackung nicht unbedingt etwas über den Inhalt aussagt, sollte nicht nur Schoko-Fans klar sein.

Nun gibt es Kritik daran, dass die neuen Leitlinien zu viele Schlupflöcher offen lassen. Denn mit den neuen Regeln wird das Greenwashing zwar weniger und weniger offensichtlich werden, aber eben nicht ganz verschwinden. Das ist richtig und das ist ein Problem. Noch problematischer wäre es allerdings, die Sache einfach laufen zu lassen wie bisher. Und die Anbieter mit grünen und ökologischen Versprechen werben zu lassen, obwohl fossil und schmutzig drinsteckt.

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Stattdessen sollte die Europäische Wertpapier-Aufsichtsbehörde Esma ­genau den Markt beobachten – und dann die Schlupflöcher immer weiter schließen. Damit An­le­ge­r:in­nen im besten Fall irgendwann schon auf den ersten Blick sehen, wenn in einem Fonds Kohle, Gas und menschenrechtsverletzende Firmen drinstecken. Und überlegen, ob sie dort wirklich ihr Geld investieren wollen.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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