Susanne Messmer freut sich, dass sich die jungen Leute in Berlin auch im Film immer noch treiben lassen: Eine Männer-WG in Kreuzberg
Es gibt Berlinfilme, und es gibt Berlinfilme. Die einen machen etwas aus dieser Stadt, versuchen sie zu zeigen, wie man sie eher selten sieht, oder einem Lebensgefühl nachzuspüren, dem so noch keiner nachgegangen ist. Zuletzt war „Victoria“ so ein Film. Davor auch „Oh Boy“.
Und dann gibt es die anderen Filme, die Berlin als Kulisse benutzen und hoffen, auf diese Weise mehr Zuschauer ins Boot zu bekommen. Zu diesen Filmen gehört eine Komödie namens „Müller, Meier Schmidt“, der heute in den Kinos anläuft und von einer Männer-WG in Kreuzberg erzählt. Die drei Helden sind ein Drehbuchautor, ein Student der Geschichte und ein Marketingberater, der in seiner Freizeit lieber demonstrieren geht – sei es gegen die Wohnungspolitik, sei es gegen die Abschiebung von Flüchtlingen. Viel ist man unterwegs als junger Mensch, das ist mal sicher, also sieht man die Stadt eigentlich fast nur im Zeitraffer: Wenn einer der Jungs auf dem Roller zum Termin rast, wenn ein anderer im allgemeinen Gewusel untertaucht, um mal auf andere Gedanken zu kommen. Berlin, diese Stadt, die doch langsam, luftig und entspannt wie kaum eine andere ist, wird als schnelllebige Megapolis dargestellt: Die Männer könnten in jeder anderen Stadt der Welt leben. Das ist die eine Seite dieses Films.
Die andere aber ist, wie der 1967 geborene Regisseur Sebastian Peterson das Leben von Leuten zwischen 20 und 30 darstellt: Im Grunde hat sich für diese Altersgruppe in der Stadt im letzten Vierteljahrhundert wenig geändert: Man nimmt die Karriere nicht ernst, hat stets Geldsorgen und so mit sich selbst zu tun, dass man kaum noch an so banale Dinge wie Arbeit denken kann. Früh aufstehen? Ach was! Lieber am Küchentisch Nutella-Brote schmieren, dummes Zeug reden und mit der Carrera-Bahn spielen.
Vielleicht ist es anachronistisch, junge Menschen in Berlin noch immer so darzustellen, wie Peterson dies tut. Man könnte es aber auch beruhigend finden. Ehrgeizige Leute, die sich ständig selbst optimieren, all diese jungen Bescheidwisser und Richtigmacher: Sie kommen in diesem Film nicht vor. Kein unsympathischer Fokus also. Foto: PR
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