Superheld mit Schusswaffe: Der Batman Argentiniens
Wo er auftaucht, gibt es kein Verbrechen, sagt der ehemalige Polizist Menganno. Stimmte auch, bis er in eine Schießerei verwickelt wurde.
Vor drei Jahren streifte ein unbekannter Mann in seltsamer Verkleidung erstmals auf seinem Motorrad durch die Straßen des Ortes Aldo Bonzi in der Provinz Buenos Aires. Er nannte sich „Menganno“, eine Abwandlung von „Fulano y Mengano“, so viel wie „Hinz und Kunz“. Jetzt ist das Geheimnis um die Identität der argentinischen Version von Batman gelüftet. Am Mittwoch wurde Menganno, alias Oscar Lefosse, 43, ehemaliger Polizist, in eine Schießerei verwickelt.
2004 musste Lefosse krankheitsbedingt den Polizeidienst als Unterinspektor quittieren. Seither arbeitet er in der privaten Sicherheitsfirma seines Schwiegervaters. Anfang 2010 gab es eine Serie von Raubüberfallen mit Todesfolgen. „Ich sah das täglich in den Fernsehnachrichten, und mir liefen die Tränen herunter. Da sagte ich mir: Ich muss etwas tun.“
Und so begann Meganno im schwarz-blau gestreiften Körperpanzer auf seinem Menganno-Motorad durch die Straßen des kleinen Ortes Aldo Bonzi im Bezirk von La Matanza in der Provinz Buenos Aires zu streifen. Damit will er vor allem Aufmerksamkeit erregen. „Wo ich auftauche, gibt es kein Verbrechen“, sagt Menganno. Seither zog der Superheld mehrfach um. Bis er sich mit seiner Lebensgefährtin und seinen zwei Kindern im Lanús niederließ, einem südlichen Vorstadtbezirk im Großraum von Buenos Aires.
Dort hat Menganno auch eine „Schule für Superhelden“ gegründet. Sie steht unter dem Motto: Eintreten, um zu lernen, hinausgehen, um zu helfen. Bei den Kids von Lanús kommt das an. Wer die Schule mit einem Zertifikat als Superheld verlässt, kennt die Notrufnummer auswendig, hat viel über Erste Hilfe und Selbstverteidigung erfahren und kann einen Feuerlöscher bedienen.
Vorerst ist es mit Menganno allerdings vorbei. Als Lefosse am Mittwoch mit seiner Frau vor seinen Haus in Lanús vorfuhr, versuchten drei mutmaßlich bewaffnete Räuber das Auto zu klauen. Nach einer wilden Schießerei, bei der niemand verletzt wurde, entkamen die drei Diebe. Später wurden am Auto 14 Einschusslöcher festgestellt. Die Versionen darüber, was passiert ist, gehen auseinander. Unstrittig ist: Lefosse hat keinen gültigen Waffenschein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Krieg in der Ukraine
USA will Ukraine Anti-Personen-Minen liefern
Pistorius wird nicht SPD-Kanzlerkandidat
Boris Pistorius wählt Olaf Scholz