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Sudans neues RegierungsabkommenUnter schlechten Vorzeichen

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Die sudanesische Demokratiebewegung hat bisher international zu wenig Unterstützung erfahren. Das muss sich dringend ändern.

Ihm misstrauen die Demokratieaktivist:innen: Armeechef General Abdel-Fattah Burhan (Mitte) Foto: Marwan/ap

S udans Dauerkrise ist in Vergessenheit geraten. Fast vier Jahre ist es her, dass eine Erhöhung der Getreidepreise verzweifelte Menschen auf die Straße trieb und sich daraus eine Massenprotestbewegung entwickelte, die wenige Monate später einen der brutalsten und langlebigsten Diktatoren der Welt das Amt kostete.

Der Freiheitskampf der Sudanesinnen und Sudanesen, die millionenfach den Gewehren und der Unterdrückung trotzten, ist international nicht angemessen gewürdigt worden. Vielmehr hat die Weltgemeinschaft Sudans Demokratiebewegung zum Kompromiss mit den Schlächtern gedrängt und dann tatenlos zugesehen, wie Letztere die Vereinbarungen zur Demokratisierung in die Tonne treten. Ein unwürdiges Schauspiel.

Nun also gibt es einen dritten Anlauf, endlich auf dem Verhandlungsweg die Militärherrschaft in Sudan zu überwinden. Kann es diesmal klappen? Es müssen dafür nicht nur freie Wahlen in zwei Jahren vereinbart werden. Es muss auch tatsächliche Freiheit einkehren, es muss mit Gewalt als Machtmittel ein Ende haben und die unzähligen lokalen Konflikte von Darfur bis zu den Nuba-Bergen, zumeist Hinterlassenschaften der finsteren Bashir-Diktatur, müssen überwunden werden.

Diese Agenda ist viel zu komplex für einige wenige Jahre, und aus guten Grund misstrauen viele Vorkämpfer für Demokratie in Sudan dem neuen Abkommen, weil sie den Generälen grundsätzlich nicht trauen. Überwunden werden kann die Blockade nur mit engagierter internationaler Begleitung mit einem langen Atem. Leider ist dies in Sudan ebenso wenig gegeben wie in den Nachbarländern Libyen, Südsudan und Äthiopien.

Der nordostafrikanische Krisenbogen, in dem es zwischen autoritärer und gar keiner Herrschaft keinen Mittelweg mehr zu geben scheint und internationale Partner Passivität mit Konfliktlösung verwechseln, bleibt bestehen. Aber immerhin: Wichtige Machthaber Sudans haben sich schriftlich zu ihrer Entmachtung verpflichtet. Ein Anfang ist gemacht. Man kann schon froh sein, wenn er nicht in sich bereits sein Ende trägt.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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