Sudan nach der Bashir-Ära: Armee will Putsch vereitelt haben

Hatten Teile des sudanesischen Militärs wirklich einen Umsturz geplant? Oppositionelle zweifeln an der Echtheit der Geschichte.

Mehrere Männer in Uniform stehen auf einem Fahrzeug, ein Mann hält die Faust in die Höhe.

Militärrats-Chef Abdelfattah Burhan während einer Kundgebung in Omdurman Ende Juni Foto: ap

NAIROBI taz | Der herrschende Militärrat im Sudan hat eigenen Angaben zufolge einen Putsch vereitelt. 16 Offiziere und Soldaten der Armee sowie Mitglieder des Nationalen Geheim- und Sicherheitsdienstes seien verhaftet worden. Dies wurde am Donnerstagabend bekannt, während die Armee und die Oppositionsbewegung über Details eines am 5. Juli geschlossenen Abkommens verhandelten, das eine Übergangsregierung für das Land vorsieht.

Aktivisten aus den Reihen der Opposition zweifeln allerdings an der Echtheit der Meldung. Möglicherweise versuche die Armee, Sympathiepunkte zu sammeln, während sie mit der Opposition darüber verhandelt, wie genau das Abkommen über die Übergangsregierung zu interpretieren ist. Noch immer soll es Uneinigkeit über die Machtverhältnisse innerhalb des geplanten Souveränen Rats geben. Die Institution soll zur höchsten Behörde des Landes werden.

Einiges spricht allerdings auch dafür, dass es tatsächlich einen Putschversuch gegeben hat. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen der Armee, den angeschlossenen Milizen und dem Geheimdienst sind groß. Der im April gestürzte Diktator Omar Hassan al-Baschir hatte die verschiedenen Machtzentren gegeneinander ausgespielt, um seine Herrschaft zu festigen.

Viele Militärs sollen unglücklich sein mit dem Einfluss von Mohammed Hamdan Dagolo, besser bekannt als Hametti. Er ist Chef der Rapid Support Forces (RSF), einer mit der Armee verbundenen Miliz, sowie Vizevorsitzender des Ministerrates. Vieles deutet darauf hin, dass Hametti die eigentlich entscheidende Figur im Land ist.

Am Samstag sollen die Gespräche zwischen Militär und Opposition weitergehen

Zerwürfnisse auch in der Oppostition

Die RSF-Miliz besteht vor allem aus Mitgliedern arabischer Bevölkerungsgruppen, die im Namen der Regierung einst Krieg führten gegen die Einwohner in der Darfur-Region im Westen des Landes. Der Miliz werden Massenmord, Vergewaltigungen und Plünderungen vorgeworfen. Viele RSF-Mitglieder, darunter auch Hametti, stammen ursprünglich aus dem Nachbarland Tschad. Unter Soldaten wird geklagt, dass der Sudan jetzt von Ausländern geführt werde. Knapp 600 verschiedene Bevölkerungsgruppen leben im Sudan. 39 Prozent der Bevölkerung sagen, sie stammten von Arabern ab, 30 Prozent beschreiben sich als Afrikaner.

Aber auch in den Reihen der Opposition gibt es Zerwürfnisse. So finden Aktivisten außerhalb Khartums, dass die Intellektuellen in der Hauptstadt zu viel Einfluss haben und Bevölkerungsgruppen in anderen Landesteilen ausgeschlossen werden.

Am Samstag sollen die Gespräche zwischen Militär und Opposition weitergehen. Parallel ist eine Demonstration der Opposition geplant. Noch immer herrscht Misstrauen gegenüber der Armee und vor allem der RSF-Miliz. Letztere wird beschuldigt, maßgeblich für das Massaker vom 3. Juni verantwortlich zu sein, bei dem mehr als hundert Demonstrierende getötet wurden. Die RSF streitet das ab.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.