Suche nach drei vermissten Jugendlichen: Israels Armee erschießt Palästinenser
Auf der Suche nach drei entführten Jugendlichen wurde ein 15-Jähriger getötet. Israels Regierung macht abermals die Hamas für die Entführung verantwortlich.
RAMALLAH/JERUSALEM ap/afp | Bei einer israelischen Razzia im Westjordanland ist nach Angaben palästinensischer Krankenhausmitarbeiter ein 15-jähriger Junge erschossen worden. Drei weitere Palästinenser seien von israelischen Soldaten schwer verletzt worden. Die Razzien sind Teil der Suche nach drei israelischen Jugendlichen, die nach Vermutung der israelischen Behörden vergangene Woche im Westjordanland entführt wurden.
Palästinensische Jugendliche warfen am Freitagmorgen Steine auf Soldaten, die in den Ort Dura einrückten, hieß es. Ein Jugendlicher sei von einer Kugel in die Brust tödlich getroffen worden. Drei weitere seien von Schüssen verletzt worden, die im Flüchtlingslager Kalandija von israelischen Soldaten abgefeuert worden seien.
Außerdem haben israelische Streitkräfte im Westjordanland auf der Suche nach den Entführern der drei Jugendlichen etwa 30 weitere Palästinenser festgenommen. Somit wurden inzwischen insgesamt 280 Verdächtige, von denen etwa drei Viertel der radikalislamischen Hamas angehören, in Gewahrsam genommen, wie die Armee am Donnerstag mitteilte.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erneuerte bei einem Truppenbesuch nahe Hebron seine Vorwürfe an die Adresse der Hamas. Diese stecke „ohne Zweifel“ hinter der Entführung, sagte der Regierungschef. Zwar nannte er keine Belege für seine Äußerungen, betonte aber: „Wir wissen heute mehr, als wir vor einigen Tagen wussten.“
Appell an Abbas
Netanjahu rief Palästinenserpräsident Mahmud Abbas auf, sein „Bündnis mit dieser mörderischen Terrororganisation“ zu beenden. Abbas hatte Anfang Juni eine palästinensische Einheitsregierung ernannt, die von der Hamas unterstützt wird.
Die drei israelischen Talmudschüler, zwei 16-Jährige und ein 19-Jähriger, waren zuletzt vor einer Woche im südlichen Teil des Westjordanlands gesehen worden. Seither fehlt von ihnen jede Spur.
In den Städten Dschenin und Nablus wurden israelische Soldaten nach Armeeangaben mit Brandsätzen angriffen und beschossen. Am Donnerstagabend wurde vom Gazastreifen aus eine Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert. Es sei aber niemand zu Schaden gekommen, teilte die Armee mit. Eine zweite Rakete wurde demnach von der Flugabwehr abgefangen.
Bei der Explosion eines Tunnels unter der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Israel wurden unterdessen sechs Menschen getötet. Unter den Opfern seien fünf Kämpfer der Essedin-al-Kassem-Brigaden, des militärischen Arms der Hamas, teilte die Organisation mit. Bei der Explosion habe es sich vermutlich im einen Unfall gehandelt, hieß aus Sicherheitskreisen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Neue israelische Angriffe auf Damaskus
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“