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editorialSuche nach Heimat

Die „Charta von Athen“ hat wie kaum ein anderes bauliches und soziales Manifest den modernen Städtebau im 20. Jahrhundert beeinflusst. Ihre radikalen Visionen von der funktionalen und aufgelockerten Stadt indessen haben dieser kein beständiges Leitbild hinterlassen, das zugleich zukunftsfähig wäre.

Die Städte im 21. Jahrhundert gehorchen anderen Kriterien: der Suche nach der kompakten Stadt, der Entwicklung chaotisch-dynamischer Zentren oder informeller Ränder. Die Städte verlangen nach neuen Leitbildern, um die neuen Realitäten zu fassen. Denn diese werden geprägt sein von Brennpunkten des sozialen und ökologischen Wandels, von Reichtum und Slumbildung, mit denen die Megacitys in Zukunft zu kämpfen haben.

Vom 4. bis 6. Juli findet in Berlin der Kongress „Urban 21“, die „Weltkonferenz zur Zukunft der Städte“, statt. Erwartet werden dabei nicht nur 2.000 Teilnehmer aus fünf Kontinenten. Erwartet wird insbesondere, dass der Diskurs über die Zukunft der Städte auch Instrumente für die Planer und kommunal politisch Verantwortlichen bereitstellt – eine Agenda nachhaltiger sowie sozialer Stadtentwicklung, wie auf den Vorgängerkonferenzen von Rio (1992) und Istanbul (1996).

Die taz hält der Konferenz mit ihren Beiträgen einen kritischen Spiegel vor, ist doch zu erwarten, dass die im „Weltreport“ anvisierten globalen Lösungsansätze eines technizistischen Verkehrs- und sozialen Stadtmanagements für die Großstädte des Nordens und wuchernden Agglomerationen Lateinamerikas oder Asiens und Afrikas nur ein Weg sein können. Mehr als dieser ist der Blick auf die spezifischen Formen und gesellschaftlichen sowie wirtschaftlichen Transformationen der neuen Städte gefragt.

Die Stadt im 21. Jahrhundert, schreibt Uwe Rada, wird von den traditionellen Strukturen nichts mehr übrig lassen, wenn der „Run auf die Städte“ nur Gettos am Rande und das global agierende Kapital in vernetzten urbanen Zentren konstituiert und diese „Schieflagen“ nicht aufzulösen versucht. Als Beispiel hierfür führt Frank Roost Tokio ins Feld, wo gebaute und soziale Tradition und Moderne sich zu einem „Patchwork“ realer Dichte und Mischung zukunftsweisender Urbanität zusammenfügen. Denn weit schwieriger verhält es sich in den Metropolen Südamerikas, Mexikos und Afrikas sowie des nahen Ostens: In Buenos Aires und Johannesburg, analysieren Ingo Malcher und Henning Rasmuss, werden die Stadträume immer mehr durch die soziale Segregation definiert und zum schwer überwindbaren Gegensatz aus „privatem Stadtteil“ und sterbender City – die sich aber wieder belebt: durch informelle Strukturen und Menschen auf der Suche nach Heimat.

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