Suche nach Endlager: Bayern will keinen Müll
Die Bundesgesellschaft für Endlagerung befindet etliche Regionen in Deutschland als geeignet für Atommüllagerung. Doch Bayern wehrt sich schon.
Markus Söder poltert nicht. Bei aller Skepsis, mit der der CSU-Chef auf den Zwischenbericht zur Endlagersuche reagiert, gibt er sich zurückhaltend, als er am Montag mit seinem Umweltminister Thorsten Glauber vor die Presse tritt. Es gebe „keine Totalblockade“ und man ducke sich auch nicht weg. „Was wir nur wollen, ist Fairness“, sagt Söder. Es dürfe nicht nach dem Motto verfahren werden: „Am liebsten alles nach Bayern, die haben doch mal von der Kernenergie profitiert.“ Ganz Deutschland habe schließlich davon profitiert.
Acht Millionen Bayern seien betroffen. Sogar Stadtgebiete seien mit in der Auswahl. Der größte Kritikpunkt des Ministerpräsidenten: Wenn man das so breitangelegt diskutieren wolle, bleibe die Frage, warum man Gorleben grundsätzlich ausschließt. Es sei schließlich der am besten erkundete Standort.
Mehr als die Hälfte der Fläche von Deutschland soll laut des Berichts für eine Endlagerung von Atommüll geeignet sein. Ausgeschlossen wurde Gorleben, das bis vor Kurzem als Ort für die Endlagerung festgelegt war.
In Niedersachsen schwanken die Reaktionen zwischen Erstaunen, Triumph und Sorge. „Gorleben war das Symbol für eine Atompolitik, die existenzielle Entscheidungen ohne fachliche Expertise im Hinterzimmer ausgekungelt hat“, sagte Ministerpräsident Stephan Weil. Er gratulierte der Widerstandsbewegung und wies – ohne Namen zu nennen – die Kritik aus Bayern zurück: „Voraussetzung für das Gelingen dieses Auswahlprozesses ist, dass sich alle an die Regeln halten und kein Land meint, es könnte sich aus dieser Diskussion herausstehlen.“
Sowohl der BUND als auch „Ausgestrahlt“ und die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e. V. finden, dass es nach wie vor an Transparenz und echten Mitspracherechten mangelt. „Wir trauen der BGE nicht“, erklärte auch Andreas Riekeberg vom Asse-II-Koordinationskreis. Er spricht von einer „Partizipationsfarce“. Auch die niedersächsischen Grünen tragen die Kritik teilweise mit: „Gorleben darf sich nicht wiederholen“, fordert etwa die Landesvorsitzende Anne Kurau. Etliche Gebiete in Niedersachsen sind immer noch im Rennen. Darunter auch ein Tonvorkommen in der Nähe Gorlebens, nur der Salzstock ist raus.
Leser*innenkommentare
noevil
Markus Söder braucht gar nicht zu poltern. Solange sich sein Vize Hubert Aiwanger so gekonnt wie bekannt für ihn in die Nesseln setzt kann Söder ganz gelassen den Staatsmann geben. Und solange es in Bayern ausreichend unkritische Bürger gibt, die bereit sind, bei Knopfdruck loszukrakeelen, wird wohl dort niemand zum logischen Schluss kommen, dass die bisherigen Erkenntnisse aus Gorleben ausreichend sein dürften, Gorleben aus dem Auswahlverfahren für künftig in Frage kommende Endlager auszuschließen.
Sarg Kuss Möder
Wunsch und Wirklichkeit gehen m.W. bei keinem weiter auseinander als beim By-MP. Eine Weile kann man nach gut Kohlscher Art den Bürgern etwas vormachen, dann kommt im Herbst die Sonne und bringt es an den Tag. Andere wissen es schon längst, denen reicht modernes LED-Licht auch im tiefsten Winter.
Bolzkopf
Ein Vorschlag zur Güte:
Die prozentuale Verteilung der Suchstandorte auf die einzelnen Bundesländer erfolgt entsprechend deren prozentualen Anteil am Atommüllaufkommen.
Wenn Bayern da eine weiße Weste hat ist ja alles gut.
Bruder Ludwig
"Fairness" aus dem Munde eines bayrischen Politikers. Das klingt wie "gesunder Menschenverstand".