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Suche nach Corona-ImpfstoffDumpfe Propaganda

Felix Lee
Kommentar von Felix Lee

China meldet, einen Impfstoff gegen Corona zu haben. Das ist vorschnell – klinische Tests wurden übersprungen.

Fläschchen mit Proben eines Covid-19-Impfstoffs der Firma CanSino Biologics Foto: China Daily/reuters

N ach Russland prescht ein weiteres Land bei der Impfstoffentwicklung vor. Nachdem Putin verkündet hatte, durch Umgehung der klinischen Tests habe sein Land schon jetzt einen Impfstoff gegen das Coronavirus zugelassen, drückt nun auch China aufs Tempo. Was Chinas Vorgehen ähnlich heikel macht wie das des russischen Präsidenten: Peking erlaubt „Freiwilligen“, sich ohne klinische Tests Stoffe injizieren zu lassen. Solche Verfahren sind riskant und dumpfe Propaganda.

Riskant, weil mögliche Nebenwirkungen einfach mal außer Acht gelassen werden. Dabei hat gerade China schon mehrfach schlechte Erfahrungen mit der vorschnellen Zulassung von nicht ausreichend erprobten Medikamenten gemacht. Das Vertrauen der Bevölkerung in Mittel aus dem eigenen Land ist gering – es wäre für das Erreichen der Herdenimmunität aber eine wichtige Voraussetzung.

Die Entwicklung eines Impfstoffs ist nur ein Teil der Herausforderung – auch Herstellung und Logistik gehören dazu. Russland und China setzen bei ihrer Suche auf konventionelle Impfstoffe. Diese lassen sich zwar schnell entwickeln, doch ihre Herstellung ist aufwendig und braucht Zeit.

Die derzeit vielversprechendsten Biotechfirmen wie Biontech, Curevac und Moderna hingegen setzen auf die mRNA-Technologie. Für diese Methode werden nur geringste Mengen eines Wirkstoffs benötigt. Sobald er die klinischen Testphasen erfolgreich durchlaufen hat, können diese Firmen binnen kurzer Zeit Milliarden Dosen zur Verfügung stellen. Schon jetzt setzen sie bei der Produktion auf die Hilfe von Pharmaunternehmen in aller Welt.

Und das ist schon jetzt der eigentliche Erfolg: Dutzende Pharmaunternehmen haben gleich zu Beginn der Pandemie ein Konsortium gebildet. Ihnen geht es nicht darum, wer der Erste ist, sondern wie die Welt so rasch wie möglich an einen wirksamen Impfstoff für alle gelangt. Dafür teilen sie alle relevanten Informationen. Auf diese Weise haben sie schon jetzt jahrzehntelange aufwendigen Forschung auf wenige Monate verkürzt. Nationale Alleingänge haben ausgedient.

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Felix Lee
Wirtschaft & Umwelt
war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.
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3 Kommentare

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  • Nun stellt Euch nicht so an! Wir haben zu Millionen und Abermillionen das Schafmittel Contergan der Grünenthal-Chemie getestet, ohne den Langzeittest abzuwarten. Die Bedenken wegen der toten Mäuse schlugen wir in den Wind.



    Ca 10.000 Menschen wurden geschädigt, allenfalls Embryonen getötet.



    Es soll immer noch Menschen geben, die freiwillig Dauertests mit Zigaretten veranstalten.



    120.000 verpassen sich in Deutschland jährlich den "goldenen Genuss".



    Sie bezahlen auch noch dafür.

  • "Peking erlaubt „Freiwilligen“, sich ohne klinische Tests Stoffe injizieren zu lassen. Solche Verfahren sind riskant und dumpfe Propaganda"

    Nach meinen Informationen ist das genau diese letzte Testphase mit Freiwilligen vor der allgemeinen Zulassung. Soll bei uns genauso gehandhabt werden. Mit freiwilligen Menschen. Oder werden im Westen vor der Zulassung nur Tests mit Mäusen gemacht?

  • Ich werde jedenfalls nicht das Versuchskaninchen für neue Impfstoffe spielen und lasse Anderen den Vortritt.