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Erneute VerspätungEs hakt bei Stuttgart 21

Der neue Bahnhof in Baden-Württembergs Hauptstadt wird wohl nicht wie geplant eröffnet. Kritiker machen Vorschläge zur Rettung des Debakels.

Im neuen Hauptbahnhof werden Schienen verschweißt Foto: Arnulf Hettrich/imago

Berlin taz | Der neue Stuttgarter Hauptbahnhof wird wohl nicht, wie zuletzt geplant, Ende 2026 mit allen Gleisen in Betrieb gehen. „Das ist genau die Meldung, die ich vom Bahngipfel erwartet habe“, sagte Luigi Pantisano, verkehrspolitischer Sprecher der Linken im Bundestag.

Der Sarkasmus in Pantisanos Worten, der vor seinem Einzug in den Bundestag neun Jahre im Stuttgarter Gemeinderat saß, ist kaum zu überlesen. „Angesichts der unmenschlichen Sommerhitze frage ich mich ernsthaft: Warum hat man Stuttgart 21 nicht schon vor Jahren für einen Baggersee geflutet?“

Die Bahnvorstände Richard Lutz (Deutsche Bahn AG) und Philipp Nagl (DB Infrago) hatten sich am Dienstag mit Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann und dem Landesverkehrsminister Winfried Hermann (beide Grüne) in Stuttgart zu einem „Bahngipfel“ getroffen.

Die erneute Verspätung des berüchtigten Großprojekts Stuttgart 21 (S21) wollten zwar weder die Politiker noch die Bahnchefs wirklich eingestehen. 2026 würden Züge durch den neuen Bahnhof rollen, betonten sie. Laut Insidern deutet das aber darauf hin, dass zwar ein paar Züge fahren werden, aber eben nicht der gesamte Hauptbahnhof planmäßig an den Start geht.

Stuttgart-21-Taskforce rechnet mit Verspätung

Außerdem berichtete der SWR: Auch die von den Verantwortlichen eingesetzte Stuttgart-21-Taskforce stelle die vollständige Eröffnung im Dezember 2026 infrage. Laut SWR warnte die Taskforce vor den vielen Baustellen, die bis Ende 2026 noch anstehen und die Inbetriebnahme des Bahnhofs beeinträchtigen.

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Noch ist der Stuttgarter Hauptbahnhof ein oberirdischer Kopfbahnhof. Seit 2010 laufen Arbeiten für einen unterirdischen Durchgangsbahnhof, neue Tunnel und Brücken in der Region und einen digitalisierten Bahnknoten. Oberirdisch ist ein Wohnquartier geplant. Das Projekt steht wegen mehrmaliger Verzögerung und immer höherer Kosten in der Kritik.

S21-Gegner:innen werben dafür, den Kopfbahnhof zu erhalten. Der Vorschlag könnte angesichts der anhaltenden Planungsschwierigkeiten bessere Chancen kriegen, hofft DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

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2 Kommentare

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  • Was dort in Stuttgart als Stuttgart21 gebaut wird, ist kein Bahnhof, sondern nur ein großer Haltepunkt.



    Nach offizieller internationaler Definition darf ein Haltepunkt nur dann als Bahnhof bezeichnet werden, wenn ein Zug unbewacht abgestellt werden kann.



    Wegen dem enormen Gefälle des Bahnsteigs von über 6 m darf aber der Führerstand nicht verlassen werden, um ein Davonrollen zu verhindern.



    Insofern ist es eine journalistische Schlechtleistung, wenn bei Stuttgart21 ständig von einem Bahnhof oder Bahnhofsprojekt berichtet wird.



    Bei S21 wird ein vorhandener Hochleistungsbahnhof zu einem mangelhaftem Haltepunkt abgebaut.

    • @Unvernunft:

      Danke. Sie haben so recht. Die Fakten sind so lausig, dass man eigentlich gar keine Stimmungsmache mehr braucht.



      Richtig lustig wird es auch, wenn mal ein Rollstuhl oder ein Kinderwagen ins Gleisbett rauscht.



      Wie ist es eigentlich, wenn ein Zug wieder in die Richtung heraus will, aus der er gekommen ist? Das würde ja zwangsläufig einen weiteren Lokführer erfordern, da der erste den hinteren Führerstand nicht verlassen darf, bevor der zweite vorne eingestiegen ist. 😁