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Stürmerin des US-Teams Megan RapinoeCaptain America

US-Angreiferin Megan Rapinoe kommt über links, auch politisch. Sie kämpft gegen Rassismus, Polizeigewalt – und natürlich gegen Präsident Donald Trump.

Stillhalten kommt nicht in Frage: Sportlerin und Aktivistin Megan Rapinoe Foto: dpa

New York taz | Nun gut, „Fucking“ hätte sie nicht unbedingt sagen müssen, als sie auf den Amtssitz des US Präsidenten Donald Trump angesprochen wurde, so viel war Megan Rapinoe immerhin bereit zuzugeben. Doch ansonsten entschuldigte sich der Star des US-Teams und vielleicht des gesamten WM-Turniers in Frankreich für gar nichts.

Es ist nicht der Stil der Stürmerin mit dem lavendelfarbenen Haar, etwas zurückzunehmen. Rapinoe steht zu dem, was sie sagt. Etwa dass sie Donald Trump für einen Rassisten und Sexisten hält. Oder dass sie die Ungleichbehandlung von Fußballerinnen gegenüber ihren männlichen Kollegen für einen himmelschreienden Skandal hält. Oder dass sie das amerikanische Strafrechtswesen für unmenschlich hält. Oder, oder, oder.

Megan Rapinoe hält nicht still, daran denkt sie gar nicht. Und schon gar nicht jetzt, da sie die vielleicht größtmögliche Bühne hat, die für eine Sportlerin denkbar ist. Superstar eines Turniers, auf das die ganze Welt schaut, in einem Ausmaß, wie es das in ihrem Sport bislang noch nie gab. Da wird „Pinoe“, wie sie von ihren Mannschafts-Kameradinnen liebevoll genannt wird, einen Teufel tun, den Mund zu halten.

Es ist eine einmalige Lage, in die sich Megan Rapinoe da geschossen hat, nicht zuletzt mit ihren zwei glanzvollen Toren im Viertelfinale gegen Frankreich. Wann hat es das schon einmal gegeben, dass nicht eine Randfigur, sondern ein Superstar im Augenblick ihrer größtmöglichen Medienpräsenz derart den Mund aufgemacht hat. „Captain America“, schrieb die Washington Post über ein Rapinoe-Foto, auf dem die Superheldin des US-Teams die Arme im Triumph ausstreckt.

Polit-Aktivistin im Fußballtrikot

John Carlos und Tommie Smith vielleicht, damals, 1968 bei den Spielen von Mexiko, als sie während der Sieger­ehrung die Faust zum Black-Power-Gruß in die Luft streckten. Oder LeBron James, der besonders in der Trump-Ära gerne und ständig den Mund aufmacht. Aber sonst? Man stelle sich vor, Paul Pogba hätte vorm WM-Endspiel die Pressekonferenz dazu benutzt, gegen die französische Einwanderungspolitik und den Alltagsrassismus in Frankreich zu protestieren.

Er schien so einsam da draußen. Ich fand es wichtig, ihm zu zeigen, dass er nicht alleine ist

Megan Rapinoe über Kaepernick

Rapinoes Karriere als Polit-Aktivistin im Fußballtrikot begann aus einer Laune heraus. Es war kein Plan oder eine bewusste Entscheidung, die Öffentlichkeit, die sie besitzt, dafür zu nutzen, für ihre Überzeugungen einzutreten. Rapinoe hatte mit Bewunderung und Mitgefühl Colin Kaepernicks stummen Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt verfolgt, während sie versuchte, nach einer Verletzung bei den Olympischen Spielen von 2016 wieder in ihre Saison bei den Seattle Reign hineinzufinden.

Als bekennende Lesbe, die sich durch das offene Bekenntnis zu ihrer Sexualität einige Feinde geschaffen hatte, konnte sie seinen Drang, zu seiner Überzeugung zu stehen, nur allzu gut nachvollziehen. So entschloss sie sich bei einem Heimspiel im September 2016 spontan, es Kaepernick gleichzutun: „Er schien so einsam da draußen. Ich fand es wichtig, ihm zu zeigen, dass er nicht alleine ist.“

Die heftige Reaktion auf ihre Aktion traf Rapinoe indes gänzlich unvorbereitet. Bei ihrem nächsten Liga-Spiel in Washington entschloss sich der Gastgeberverein Washington Spirit, die Hymne abzuspielen, während beide Mannschaften noch in der Kabine saßen, um einen erneuten öffentlichen Protest durch Rapinoe zu verhindern.

„Unglaubliche Kraft“ in der Stimme

Trotzdem entschied sie sich bei den nächsten zwei Spielen mit der Nationalelf erneut zu einem Kniefall. In den folgenden Monaten wurde sie daraufhin einfach nicht mehr aufgestellt. Die Begründung lautete, dass sie nach ihrer Knieverletzung noch nicht wieder ihr gewohntes Spielniveau erreicht habe. Erst nachdem der US-Verband eine klare Regel gegen das Knien eingeführt hatte, durfte Rapinoe wieder auflaufen.

In jener Zeit, so erinnert sie sich heute, hätten sich in ihrem Leben die Weichen neu gestellt. „Ich habe mich dazu entschlossen, zu meinen Überzeugungen zu stehen, auch wenn das bedeutet, einen hohen Preis zu bezahlen.“ Vorbild sei für sie dabei immer Kaepernick gewesen, der seine Karriere aufs Spiel gesetzt hatte, um für seine Rechte und seine Prinzipien einzutreten.

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Rapinoes Zwillingsschwester Rachel glaubt unterdessen, dass Megans Unbeugsamkeit tiefere Wurzeln in ihrer Biografie hat. „Sie war sehr still und zurückgezogen als Teenager“, erinnert sie sich. Wohl auch, weil sie sich anders fühlte und Raum brauchte, um mit ihrer Homosexualität ins Reine zu kommen. „Aber als sie dann herausbekommen hatte, wer sie ist und warum sie so fühlte, wie sie fühlte, fand sie eine unglaubliche Kraft in ihrer Stimme.“

Megan Rapinoe bestätigt diese Einschätzung: „Es gehört alles zusammen. Ich möchte, dass man mich so respektiert, wie ich bin. Als Frau, als Lesbe, als Berufssportlerin, was auch immer.“ Und so wird sie sich von nichts und niemandem verbiegen lassen. Schon gar nicht von Donald Trump.

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