Stürme und Klimawandel: Zusammenhang nicht klar bewiesen
Die menschengemachte Erderhitzung muss nicht automatisch zu den Winterstürmen geführt haben, sagt die Klimaexpertin Friederike Otto.
Die renommierte Physikerin betreibt am Imperial College in London Attributionsforschung. Dabei ermittelt sie den Einfluss des Klimawandels auf Wetterextreme, so im vergangenen Jahr bei den Hitzewellen in Nordamerika oder bei der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.
Noch sei es für konkrete Berechnungen zu den aktuellen Stürmen zu früh, sagte Otto. Generell sei der Einfluss des Klimawandels auf die Stärke von Winden aber nicht nachgewiesen. Nur indirekt habe die Erderhitzung wegen der erwiesenen Zunahme von Niederschlägen einen Einfluss auf das Ausmaß der aktuellen Sturmtiefs in Deutschland.
Die Schäden solcher Wetterereignisse seien wegen der klimawandelbedingt zunehmenden Niederschläge während der Stürme dennoch höher, sagte Otto. Das liege auch an den ebenfalls wegen des Klimawandels erhöhten Meeresspiegeln, die auch zu höheren Schäden führten.
Verwüstungen durch Sturmtiefs
In der vergangenen Woche hatten die Sturmtiefs „Ylenia“ und „Zeynep“ in Europa große Verwüstungen angerichtet. Mindestens 16 Menschen starben, davon 3 in Deutschland. Am Samstag waren noch mehr als eine Million Haushalte in mehreren Ländern ohne Strom. Hunderte Flüge, Züge und Fährverbindungen fielen aus.
„Zeynep“ sei mit Böen von bis zu 160 Stundenkilometern in Deutschland der intensivste Sturm seit „Kyrill“ im Jahr 2007 gewesen, teilte die auf Versicherungsmathematik spezialisierte Unternehmensberatung Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) am Wochenende mit. Für Großbritannien hatten Meteorologen den dortigen Sturm „Eunice“ sogar als den intensivsten seit 1987 eingeschätzt.
Nach einer ersten Schätzung verursachte „Zeynep“ in Deutschland versicherte Schäden in Höhe von über 900 Millionen Euro, „Ylenia“ weitere 500 Millionen Euro Kosten. Am Sonntag und in der Nacht zum Montag wurde das Sturmtief „Antonia“ erwartet. Der Deutsche Wetterdienst warnte inbesondere vor durch von den vorangegangenen Stürmen in Mitleidenschaft gezogenen Bäumen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen