Studienkredite weniger gefragt: Hohe Zinsen lassen Nachfrage sinken
Mit Krediten das Studium finanzieren? Wenn Eltern nicht unterstützen können, kann das nötig werden. Die Nachfrage aber sinkt seit Jahren.

Laut dem „CHE-Studienkredit-Test 2024“ sind das mehr als 7.000 Verträge weniger als im Vorjahresvergleich und ein Rückgang von mehr als 30 Prozent. Im Vergleich der vergangenen zehn Jahre ist die Zahl der neu abgeschlossenen Kredite demnach um fast 72 Prozent gesunken. Studienautor Ulrich Müller spricht von einem regelrechten Einbruch nach einem kurzen Hoch in der Coronapandemie. „Der Markt für Studienkredite verliert weiter dramatisch an Bedeutung, Studienkredite entwickeln sich in Richtung eines Nischenprodukts“, sagt Müller laut Mitteilung.
Als Hauptgrund sieht der CHE-Experte die hohen Zinsen beim Marktführer KfW-Studienkredit. Die Zahl der Neuverträge mit 8.900 habe sich 2023 hier im Vergleich zu 2022 fast halbiert. „Ich kann weder in der Ausgestaltung der Konditionen noch in der Festsetzung der Zinssätze erkennen, dass die Bundespolitik mit dem KfW-Studienkredit ein attraktives Angebot zur Studienfinanzierung anbieten möchte. Mit einem Zinssatz, der zwischenzeitlich bei mehr als 9 Prozent lag, gewinnt man keine neuen Kundinnen und Kunden“, so Müller.
Kein Angebot liegt laut dem Marktvergleich unter 4,87 Prozent Effektivzins in der Rückzahlphase. Laut CHE zahlen derzeit noch 213.000 Menschen ihre Studienkredite in Deutschland ab, 45.000 Studierende sind aktuell Empfänger. Sie bekommen im Schnitt 535 Euro pro Kopf. Ihr Anteil liegt bei 1,5 Prozent aller Studierender. Das CHE ist eine gemeinsame Tochter der Bertelsmann Stiftung und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK).
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Treibhausgasbilanz von Tieren
Möchtegern-Agrarminister der CSU verbreitet Klimalegende
Ägyptens Pläne für Gaza
Ägyptische Firmen bauen – Golfstaaten und EU bezahlen