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StudieKinder in der Armutsfalle

Mehr Kitas reichen nicht, um Kindern aus dem Prekariat zu helfen, sagen Praktiker. Man müsse ihnen Bezugspersonen zur Seite stellen, die ihnen Perspektiven aufzuzeigen.

Ein Drittel der Kinder von Arbeitslosen fühlen sich vernachlässigt Bild: dpa
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BERLIN taz Ein Teil von Kindern wächst systematisch in eine prekäre Lebensform hinein - aber niemand weiß, wie man der Krise begegnen soll. Die neue World-Vision-Kinderstudie hatte herausgefunden, dass nur 20 Prozent der Unterschichtkinder das Abitur anstreben. Ein Drittel der Kinder von Arbeitslosen und Frauen, die keiner Erwerbstätigkeit nachgehen, fühlen sich vernachlässigt. Die Autoren der Studie sprechen von "Armutsfallen für Kinder".

Auch andere Forscher bestätigen den Trend. "Ein Viertel der Kinder aus unseren Studien zählen wir zu den mehrfach belasteten", sagte Anja Beisenkamp von ProKids-Institut in Herten. Die Forscher befragten 6.000 Kinder und fanden so etwas wie sich verfestigende Unterschichtstrukturen - in denen Kinder gefangen sind. "Früher gab es die Haltung des 'Mein Kind soll es besser haben' - das ist heute nicht mehr verbreitet."

Die Politik verweist in ihren Gegenstrategien gern auf Krippenausbau und Ganztagsschulen. Erst am Mittwoch wurde die Finanzierung des bundesweiten Ausbaus von Kindertagestätten durch Einrichtung eines Sondervermögens von zwei Milliarden Euro im Bundestag beschlossen.

Allerdings reicht das nach Ansicht der Praktiker nicht aus. "Das ist wichtig, aber das kann es nicht sein", sagte Lothar Bublitz von der Kirchengemeinde Matthäus in Bremen. "Wir dürfen nicht nur darauf warten, dass es besser wird." Bublitz' Projekt "Ein Zuhause für Kinder" organisiert Freizeitangebote und Essen für 400 Kinder aus sozial belasteten Milieus in Bremen-Huchtingen. Das Projekt ist für den Kinderpreis 2007 nominiert.

"Geld spielt eine Rolle, weil die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht - aber Geld allein reicht nicht", sagte Bublitz. Im Prinzip gehe es darum, den Kindern aus den Risikomilieus Bezugspersonen zur Seite zu stellen, "die Zeit für sie haben und ihnen Perspektiven aufzuzeigen. Das Wichtigste, was wir tun können, ist ihnen zu zeigen, dass wir sie lieben - und zu sagen: 'Du kannst viel mehr, als du dir zutraust!' " Bublitz sagte aber auch, dass Mutmachen durch die Situation am Ausbildungsmarkt objektiv schwerer geworden sei. "Die Jugendlichen aus diesen Milieus kommen bei der Suche nach Jobs in Konkurrenzkämpfe, von denen frühere Generationen keine Vorstellung haben." Auch sei es schwierig, an deren Eltern heranzukommen - selbst bei eigens anberaumten Elternkursen, sagte der Bremer Pastor: "Wir können nicht alles machen - wir sind schließlich nicht die Eltern."

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