Studie zur Stimmung in der Pandemie: Vor allem die Jüngeren sorgen sich
Zwei Drittel der jungen Menschen in Deutschland schauen ängstlich in die Zukunft, 70 Prozent fühlen sich einsam. Den Coronamaßnahmen stimmen aber viele von ihnen zu.
Im Rahmen der Studie „Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Zeiten der Pandemie“ befragten die Forscher:innen im vergangenen Jahr 611 Menschen drei Mal. Vor allem bei jungen Menschen unter 30 Jahren nahmen die Zukunftsängste deutlich zu. Im Dezember 2020 äußerten laut der Studie zwei Drittel der Befragten in dieser Altersgruppe Zukunftssorgen, während der Wert in den anderen Altersgruppen zwischen rund 20 und 40 Prozent lag. Dass Jugendliche und junge Erwachsene psychische besonders unter der Coronapandemie leiden, hatten im November 2020 auch schon die Autor:innen der Jugendstudie JuCo 2 herausgefunden.
Eine Ursache dafür liegt laut den Forscher:innen im zunehmenden Gefühl der Isolation bei den jungen Menschen: Bei den befragten Unter-30-Jährigen stieg der Anteil derer, die sich einsam fühlten, von 46 auf 71 Prozent. Zugleich war die Zustimmung zu den Coronamaßnahmen von Bund und Ländern in dieser Altersgruppe sowie in der Altersgruppe der über 75-Jährigen am höchsten. „Ich sehe darin einen starken Ausdruck gesellschaftlicher Solidarität durch die jüngere Generation“, sagte Stephan Vopel, Leiter des Programms Lebendige Werte der Bertelsmann Stiftung, dem RND.
Als zerstritten und übersichtlich bewerteten 44 Prozent der befragten Geringverdiener und 42 Prozent der befragten 45- bis 59-Jährigen die deutsche Gesellschaft. Wer eine stärkere Zerstrittenheit in der Gesellschaft wahrnehme, sehe auch eher die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie kritisch und vertraue der Bundesregierung weniger, heißt es in der Studie. „Wenn es nicht gelingt, die extrem Belasteten in ihrer prekären Lage ökonomisch abzusichern und die Menschen insgesamt wieder besser im demokratischen Prozess mitzunehmen, droht die Spaltung der Gesellschaft in einem Ausmaß, das der Bundesrepublik bislang unbekannt ist“, warnte der Bertelsmann-Studienleiter Kai Unzicker gegenüber dem RND.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin