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Studie zur Einkommen in DeutschlandGebildete Frauen, schlechter bezahlt

Mehr Frauen haben Hochschulabschlüsse und Meisterbriefe als Männer, verdienen im Schnitt aber ein Fünftel weniger. Ein Grund dafür ist das „System der Teilzeit“.

Wenn man die Ungerechtigkeit einfach so bekämpfen könnte: Szene aus „Die Damen warten“. Bild: Thilo Beu / dapd

BERLIN dpa | Frauen in Deutschland sind im Schnitt besser ausgebildet als Männer, verdienen aber deutlich weniger. Zu diesem Ergebnis kommt der erste Bericht der Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) zum Thema Gleichstellung.

Den Angaben zufolge besitzen 27 Prozent der Frauen zwischen 25 und 34 Jahren einen Universitäts- oder Fachhochschul-Abschluss oder einen Meisterbrief. Nur 25 Prozent der Männer haben einen ähnlichen Abschluss – vor zwanzig Jahren lagen sie noch vor den Frauen.

Das Potenzial der gut ausgebildeten Frauen werde auf dem Arbeitsmarkt allerdings nicht ausreichend ausgeschöpft, hieß es weiter. Ein Grund dafür ist der Studie zufolge die verstärkte Teilzeitarbeit von Frauen als Strategie, um für eine Zeit Karriere und Familie unter einen Hut zu bringen.

Viele Frauen kämen aber aus dem System der Teilzeit nicht mehr heraus, hieß es weiter. Das habe negative Folgen für ihren beruflichen Aufstieg. Frauen seien in leitenden Positionen und vor allem in Vorständen und Aufsichtsräten von Unternehmen immer noch unterrepräsentiert.

Ihr Einkommen liegt im Schnitt entsprechend deutlich unter dem der Männer, sie verdienen 22 Prozent weniger. Damit liegt Deutschland im Vergleich auf dem drittletzten Platz der 34 OECD-Staaten.

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10 Kommentare

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  • W
    Wolfgang

    (A)"Soziale Marktwirtschaft" für Frauen in der Hundtschen und Quandtschen Deutschland AG 2012

     

    Für eine vergleichbare Altersrente bzw. Armutsrente, wie bei Männern nach 45 Vollzeit-Arbeitsjahren, müssten Frauen 57 Jahre in Vollzeit arbeiten (ohne Berücksichtigung von Erziehungs- und Pflegezeiten für Kinder und/oder die Betreuung von alten Menschen)! =

     

    Frauen in Deutschland können im "Durchschnitt" erst im Erwerbsalter von 77 bzw. 79 Jahren, auch bei vergleichbarer beruflicher Qualifikation, eine vergleichbare Altersrente erhalten.

     

    Aufwachen, und für die (noch ausstehende) Emanzipation der Frau kämpfen!

  • B
    Bob

    "Mehr Frauen haben Hochschulabschlüsse und Meisterbriefe als Männer"

     

    ...erkenne hier eindeutig eine Benachteiligung der Männer was schleunigst thematisiert gehört und eine Förderung der Männer auf die Beine gestellt...

     

    ...ansonsten üblicher humbuck wie immer...mäh mäh...böses böses System...und die armen Frauen...*kopf gelangweilt schüttel*...

  • H
    Horsti

    Och nö, nicht schon wieder so eine Studie mit Nullaussage.

    Die angeblichen 20% könnten Frauen ruckzuck mehr bekommen, wenn sie mehr MINT-Studiengänge belegen würden, anstatt einen Frauenanteil von gut 90% in Soziologie aufzuweisen.

  • J
    Jörn

    Wenn es Frauen schwerer hätten bei gleichem Einsatz in entsprechende Positionen zu kommen, wäre dies in der Tat ein Problem. Der berufliche Aufstieg ist jedoch auch für Männer nicht einfach. Männer haben aber nicht die einfache Wahl beruflich kürzer zu treten und sich dafür familiär stärker zu engagieren. Von ihnen wird gesellschaftlich und auch rechtlich noch immer erwartet, dass sie fast all ihre Energie in die berufliche Karriere stecken. Daher ist es nicht verwunderlich, dass mehr Männer Karriere machen.

    Noch immer kann ein Vater in Deutschland nur sicher sein, für sein Kind zahlen zu müssen - im Extremfall selbst dann, wenn es gar nicht sein eigenes Kind ist, sondern rechtlich fiktiv als seines gewertet wird. Will die Kindesmutter ihm das Kind vorenthalten, so findet er nach wie vor kaum Unterstützung durch Jugendämter oder Justiz.

    Daher ist es weder verwunderlich, dass sich die deutschen Väter im Zeugungsstreik befinden (viele Frauen hätten gerne Kinder - nur die Männer wollen nicht) noch dass Väter davor zurückschrecken echte berufliche Nachteile für ihr familiäres Engagement in Kauf zu nehmen.

    Das Problem sind also die Männer - nicht diejenigen, die keine Frauen einstellen (die sind fast ausgestorben) - sondern diejenigen, denen ausser dem beruflichen Engagement keine Alternative geboten wird.

    Dies wird sich allerdings kaum ändern, solange sich Programme zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie nur an Frauen richten.

  • DM
    Der Markt

    Was soll das eigentlich heißen: "Teilzeit"?

    Der tag hat 24 stunden. Alles was weniger ist ist "T."? Oder alles was weniger ist als 8 stunden/tag?

    Also wenn jemand 8 stunden/tag anwesend ist, meinentwegen auch 12 stunden, dann reicht das zur "Führung". Und was ist mit den restlichen 16 oder 12 stunden?

     

    Hier zeigt sich doch die unlogik des führungs- und markt-kults. Wenn der führer unabdigbar ist, dann gäbe es keine "wirtschaft", weil auch die härtesten ein minimum an schlaf brauchen.

    Wenn aber weniger als 24 stunden tägliche "führung" reicht, warum dann nicht "teilzeit" (z.b.) 5 stunden?

     

    Die marktwirtschaft und das führerprinzip sind das problem, nicht das geschlecht.

  • AG
    Anton Gorodezky

    "Den Angaben zufolge besitzen 27 Prozent der Frauen zwischen 25 und 34 Jahren einen Universitäts- oder Fachhochschul-Abschluss oder einen Meisterbrief."

    Also hat man hier beispielsweise Meister des Friseurhandwerks mit KfZ-Meistern und Meistern der Zerspanungstechnik verglichen. Und jetzt ratet mal, in welchen Meisterberufen der Frauenanteil höher liegt und wo weniger Gelöd verdient wird! Das gleiche gilt auch für Abschlüsse an Unis und FHs: was studieren anteilig mehr Frauen und wie sind die Gehaltsaussichten mit diesen Berufen?

    Mit welchen Abschlüssen kommt man in leitende Positionen, in Aufsichtsräte und Vorstände?

     

    Das Problem mit der Teilzeit sollte sich mit flächendeckenden Kindergärten und -krippen hoffentlich bald erledigt haben - und wo steht geschrieben, dass wir Männer nicht auch eine Weile in Teilzeit arbeiten können.

  • F
    Frage

    Ich als Frau frage mich dann doch noch, inwieweit "wir Frauen" im Durchschnitt 22% weniger verdienen. Weniger verdienen absolut oder pro Stunde im Erwerbsjob?

     

    Sicher wird es beides sein, aber in unterschiedlichen Graden, oder? Wenn jemand Teilzeit arbeitet, erhält er/sie ja auf keinen Fall das Gehalt eines Vollzeitjobs. Das wird nicht so ganz deutlich in dieser Pressemeldung.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Artikel 1 des Grundgesetzes sollte zum Tragen kommen,im Bezug auf die gleicheBezahlung für die gleiche Arbeit,auch i Hinblick auf abgeschlossene Schul-und Berufsabschlüse.

  • D
    Detlev

    Der Zwang in Teilzeitjobs schließt Männer auch mit ein. Bei vielen Frauen kommt eben eine oder mehrere Baby- bzw. Kinderpausen hinzu. Das Problem, was dahinter steht, ist, dass es umfangreiche Arbeitsmarktreformen gegeben hat, die Menschen in den Arbeitsmarkt pressen. Davon profitieren hauptsächlich Unternehmen, die über viele Weg (400-EURO, Teilzeit, Zeit- und Leiharbeit) Löhne drücken. Wahrscheinlich war diese Problematik in der Vergangenheit bei Frauen sogar noch stärker ausgeprägt, aber das sagt ja die Statistik hier nicht aus.

     

    Ich denke, dass dieser starker Trend aus politischen Entscheidungen und mangelhafter Wachstumsdynamik stammt. Bislang ist mir keine Partei bekannt, die realistisch reglieren könnte und die dies verhindern will. Auch die SPD hält sich mit konkreten Plänen in dieser Hinsicht zurück.

  • R
    reblek

    "Studie zur Einkommen in Deutschland..." - Auch eine Form von Feminismus, "die Einkokmmen", oder wie?

    "Mehr Frauen haben Hochschulabschlüsse und Meisterbriefe als Männer, verdienen im Schnitt aber ein Fünftel weniger." - Vermutlich haben kaum Frauen "Abschlüsse" und "Briefe", sondern so gut wie alle einen Hochschulabschluss oder einen Meisterbrief. Aber der Plural ist ja so reizend, wenn auch Unfug.