piwik no script img

Studie zur ArtenvielfaltInsektenschutz am Wasserrand

Eine Studie zeigt: Artenvielfalt braucht Schutzzonen am Rand von Gewässern. Besonders Insekten wie Libellen oder Eintagsfliegen leben dort.

Braucht Platz ohne Pestizide: die Blaugrüne Mosaikjungfer Foto: Rita Priemer/imagebroker/imago

Berlin taz | Der Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln in der Nähe von Gewässern schadet in hohem Maße der Insektenvielfalt. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Universität Duisburg-Essen im Auftrag des Naturschutzbunds (Nabu) verfasst haben. In dem rund 20 Seiten umfassenden Gutachten, kommen die Forschenden zu dem Schluss, dass der Abstand von landwirtschaftlich genutzter Fläche zu Gewässern mindestens zehn, besser aber zwanzig Meter begrünter Fläche betragen sollte.

Die Artenvielfalt ist entlang von Bächen und Flüssen besonders hoch, heißt es in der Literaturstudie, die den vorhandenen Forschungsstand zusammenfasst. Besonders Insekten wie Libellen oder Eintagsfliegen, die in ihrem Lebenszyklus sowohl auf das Wasser als auch auf Land angewiesen sind, finden hier einen geeigneten Lebensort. Durch den Einsatz schädlicher Mittel werde die Artenvielfalt in Ufernähe jedoch bedroht. Während Insektizide den Lebewesen direkt schaden, reduzieren Herbizide die Pflanzenvielfalt und rauben den Insekten so die Nahrung.

Sogenannte Gewässerrandstreifen – also die Fläche zum Ufer, auf der keine Pestizide oder Düngemittel ausgebracht werden dürfen – spielen daher eine besondere Rolle für den Erhalt der Artenvielfalt. Dabei sei die Breite der Schutzzonen entscheidend, sowohl für die Vielfalt der Insekten als auch für die Leistung der Streifen als Pufferzone zum Gewässer. „Von der Uferkante hin zum Umland nimmt die Dichte der Insekten teils exponentiell ab“, so die Au­to­r*in­nen.

Vor dem Hintergrund der Studie äußert der Nabu auch Kritik an den Vorgaben des im Frühsommer im Bundestag beschlossenen Insektenschutzpakets. Das beinhaltet unter anderem einen verpflichtenden Abstand zwischen größeren Gewässern und Pestiziden von fünf Metern bei begrünter und zehn Metern bei unbegrünter Fläche.

„Keine der aktuellen Regelungen geht so weit, wie es eigentlich sein müsste“, sagt Laura Breitkreuz, Referentin für Biodiversität beim Nabu. Mit Blick auf die Bundestagswahl im September fordert der Nabu eine schnelle Umsetzung der wissenschaftlichen Empfehlungen: „Es ist wichtig, dass der Artenschutz nicht in Vergessenheit gerät. Die nächste Regierung muss sich schnell darüber einig werden, wie sie die Ergebnisse in klare Maßnahmen zum Erhalt der Insektenvielfalt übersetzt.“

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • im süddeutschen Rheineinzugsbereich gibt es immer noch eine von Ländern und Kommunen geführten "Verein" zur Bekämpfung von Insekten. Sie nennen sich KABS ( K -ommunale A-rbeitsgemeinschaft zur B-ekämpfung von S -chnaken)und sagen sie wollten Stechmücken bekämpfen (süddeusch = Schnaken).

    Sie machen das grossflächig auch mit dem Hubschrauber.

    So geht unser Steuergeld direkt in die Insektenvernichtung.

    • @Friderike Graebert:

      das ist im Sommer auch anders nicht lebenswert. Früher als Malaria Gebiet deklariert , sollte man schon einmal selbst die Erfahrung gemacht haben. Sie würden das auch anders beurteilen wenn sie hunderte Anflüge hätten an einem lauschigen Sommerabend.

  • Lobbyismus sollte für den Schaden aufkommen, den er verursacht.

    In ein Fonds einzahlen, evaluieren, Beiträge anpassen.