Studie zum grünen Fliegen: Klimaneutraler Luftverkehr kostet über fünf Billionen Dollar
Eine Dekarbonisierung der Luftfahrt ist nur mit massiven Investitionen erreichbar. Eine Studie empfiehlt schnellere Bahnverbindungen.
Der Weg zu einem klimaneutralen Luftverkehr ist einer Studie des Kreditversicherers Allianz Trade zufolge nur mit sehr hohen Investitionen machbar. Bis zum Zieljahr 2050 müssten rund 5,1 Billionen Dollar (aktuell rund 4,4 Billionen Euro) eingesetzt werden, um die angestrebte Dekarbonisierung des Luftverkehrs zu erreichen.
Der internationale Airlineverband Iata strebt eine CO2-Neutralität des Luftverkehrs für das Jahr 2050 an. Um diese „Herkulesaufgabe“ zu bewältigen, müssten viele Zahnräder ineinander greifen, sagt Allianz-Trade-Luftfahrtexpertin Maria Latorre. „Die Reduzierung des aktuell großen CO2-Fußabdrucks in der Luftfahrt erfordert ein umfassendes Maßnahmenpaket, das sowohl Technologie, Treibstoffe, Betrieb als auch Politik umfasst.“
Klimaschäden gehen über CO2 hinaus
Weil Kondensstreifen und Stickoxide die negativen Klimawirkungen des in den Triebwerken verbrannten Kerosins verstärken, ist die zivile Luftfahrt nach Einschätzung der Studie aktuell für rund 6 Prozent der menschlich verursachten Erderwärmung verantwortlich. Die klimaschädlichen CO2-Emissionen könnten mit einem umfassenden Einsatz nachhaltiger Treibstoffe (Sustainable Air Fuel, SAF) um 60 bis 90 Prozent gesenkt werden, schreiben die Autoren. Aktuell werden aber nur 0,3 Prozent des weltweiten Kerosinbedarfs mit diesen Kraftstoffen abgedeckt.
Neben der Herstellung von SAF aus nachwachsendem, biogenem Material kommt auch die theoretisch unbegrenzte Herstellung synthetischer Kraftstoffe aus regenerativer Energie (PowertoLiquid, PtL) infrage. Hierfür bräuchte es erhebliche Investitionen in erneuerbare Energien, diversifizierte Rohstoffe und großangelegte Produktionsanlagen, so die Studie. Aktuell hat der Bundestag die für das kommende Jahr geplante nationale PtL-Quote gestrichen. Dem Branchenverband BDL zufolge sei kein PtL-Treibstoff vorhanden, sodass eine Quote nur zu Strafzahlungen geführt hätte.
Emissions-Zertifikate immer noch zu billig
Als zeitlich begrenzte Zwischenlösung sieht Allianz Trade den bereits eingeführten Handel mit Verschmutzungsrechten (Emissionshandel) an. Dieses marktwirtschaftliche Instrument könne die richtigen Anreize für notwendige Investitionen setzen. Aktuell seien die Zertifikate aber immer noch billiger als nachhaltige Kraftstoffe, kritisiert Latorre.
Ohnehin komme die Branche auch bei der Anschaffung neuer und effizienterer Flugzeuge wegen der Lieferschwierigkeiten der führenden Hersteller nur sehr langsam voran. Das durchschnittliche Alter der eingesetzten Flugzeuge habe einen Rekordwert von 15 Jahren erreicht und Wartezeiten für Neubestellungen belaufen sich inzwischen auf fast 6 Jahre, so die Studie.
Globale Nachfrage wächst schnell
Sämtliche CO2-Sparbemühungen werden zudem konterkariert durch die stetig steigende Nachfrage nach Flügen. Statt global rund 5 Milliarden wie im laufenden Jahr dürften es Allianz Trade zufolge im Jahr 2050 bereits 12,4 Milliarden Reisen sein, für die Menschen in ein Flugzeug steigen.
In Europa werde die Nachfrage vergleichsweise moderat um 52 Prozent auf 1,81 Milliarden Passagiere steigen. Mehr als die Hälfte der Nutzer sei innerhalb Europas unterwegs. Hier liege die offensichtlichste Möglichkeit zur Emissionsminderung, wenn diese Reisen auf sehr schnelle Eisenbahnverbindungen verlegt werden könnten. Ergänzend könne man Flugticketsteuern erheben, um die Nachfrage zu dämpfen.
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