„Studie“ zu Ursprung des Coronavirus: Uni-Präsident verteidigt sich

Nach der Veröffentlichung einer umstrittenen „Studie“ an der Uni Hamburg äußert sich Präsident Dieter Lenzen. Er sieht kaum eigene Fehler.

Dieter Lenzen steht vor einem Mikrofon

Hat sich nach langem Schweigen geäußert: Dieter Lenzen Foto: Daniel Reinhardt/dpa

HAMBURG taz | Erstmals hat sich Hamburgs Uni-Präsident Dieter Lenzen zu der umstrittenen „Studie“ eines Physikprofessors seiner Uni über den möglichen Ursprung des Corona­virus geäußert. Zwar räumt Lenzen Fehler ein, dennoch verteidigt er die Veröffentlichung. Es sei „besser, eine unsichere Hypothese zur Diskussion zu bringen, als eine am Ende richtige verschwiegen zu haben“.

Anders als Roland Wiesendanger, Autor des 105-seitigen Textes, der „schwerwiegende Indizien“ für einen Laborunfall in der chinesischen Stadt Wuhan als Ursprung des Virus recherchiert haben will, sprach Lenzen nicht mehr von einer „Studie“. In einer Videobotschaft bezeichnet er den Text stattdessen als „Literaturarbeit“ und „Diskussionspapier“.

Die als Studie titulierte Arbeit hatte in Wissenschaftskreisen auch international für Irritationen gesorgt. Für seinen Text sammelte Nanophysiker Wiesendanger eine Vielzahl von Quellen.

Unwissenschaftliche Quellen in der „Studie“

Neben wissenschaftlich fundierter Literatur bediente er sich allerdings auch aus Quellen, die Do­zen­t:in­nen nicht einmal Studierenden im ersten Semester durchgehen lassen würden: Youtube-Videos, Wikipedia-Einträge und Texte der Zeitschrift Epoch Times. Hinter dieser steht die Falun Gong, eine von Exil­chi­ne­s:in­nen geführte und in China als Sekte verbotene Glaubensgemeinschaft.

In die breite Öffentlichkeit gelangt ist das Papier, das auf der Plattform Researchgate hochgeladen wurde, erst durch eine großspurige Pressemitteilung der Uni. Viele Medien nahmen die Nachricht unhinterfragt auf. Lenzen habe aber nicht gewollt, dass Wis­sen­schaft­le­r:in­nen den Eindruck bekämen, ihre mühevollen experimentellen oder empirischen Studien stünden auf derselben qualitativen Ebene.

„Wenn dieser Eindruck entstanden sein sollte, bitte ich um Nachsicht“, sagt Lenzen. Eine breite Diskussion der Thesen habe Lenzen aber durchaus beabsichtigt. Diese wolle er auch weiterhin führen: „Es ist unsere Aufgabe, in kommenden Diskussionen in der Wissenschaft und sicher auch in der Universität zu erörtern, ob diese Hypothese zutreffen könnte.“

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