Studie zu Militärausgaben: Neue Rekordsumme fürs Militär
Seitdem dazu Daten erhoben werden, ist weltweit noch nie so viel Geld ins Militär geflossen. Der hohe Anstieg ist China und den USA geschuldet.
Die USA und China stehen allein für die Hälfte dieser Ausgaben. „Das hohe Niveau für das Jahr 2018 ist hauptsächlich dem bemerkenswert hohen Anstieg der Militärausgaben in diesen beiden Ländern geschuldet“, sagt Sipri-Forscher Nan Tian. China ist mit 14 Prozent der globalen Ausgaben die weltweit zweitgrößte Militärmacht und gibt mit 250 Milliarden Dollar 5 Prozent mehr für seine Streitkräfte aus als im Vorjahr – zehnmal so viel wie noch 1994. Das Wachstum folge aber dem gesamtwirtschaftlichem Wachstum des Landes, sagt Tian: „China hat seit 2013 alljährlich 1,9 Prozent seines Bruttoinlandprodukts in das Militär gesteckt.“
Die USA dagegen steckten bei niedrigerem Wirtschaftswachstum 4,6 Prozent mehr ins Militär, insgesamt 649 Milliarden Dollar. Bemerkenswert sei allerdings, dass dies die erste Steigerung seit 2010 war, sagt Aude Fleurant von Sipri: „Sie ist vor allem zurückzuführen auf das 2017 unter der Trump-Administration beschlossene neue Rüstungsbeschaffungsprogramm.“ Die USA als größte Militärmacht der Welt gebe damit für diesen Sektor etwa genauso viel aus wie die auf der globalen Topliste folgenden nächsten acht Staaten zusammen.
Wuchsen die Militärausgaben Chinas in den letzten 24 Jahren in Folge kontinuierlich an, gilt das für die gesamte Region Asien-Ozeanien sogar schon seit 1988. Auf 507 Milliarden Dollar belief sich deren Summe für 2018, entsprechend 28 Prozent der globalen Ausgaben für das Militär. Vor 30 Jahren betrug der Anteil dieser Region erst 9 Prozent. Neben China sei dies vor allem dem Anstieg dieser Ausgaben in Indien, Pakistan und Südkorea geschuldet, konstatiert der Sipri-Forscher Siemon Wezeman: „Die Spannungen zwischen den asiatischen Ländern und zwischen China und den USA haben diese Ausgaben nach oben getrieben.“
Deutschland auf Platz 8
Deutliche prozentuale Steigerungen weisen aber auch manche europäische Staaten auf. Polen beispielsweise mit einem Plus von 8,9 Prozent gegenüber 2017, bei der Ukraine waren es 21 Prozent und in Staaten wie Lettland, Litauen, Rumänien und Bulgarien zwischen 18 und 24 Prozent. Sipri macht hierfür „das Gefühl einer wachsenden Bedrohung durch Russland“ verantwortlich.
Wobei die Militärausgaben Russlands auch im vergangenen Jahr erneut um 3,5 Prozent zurückgingen. Mit 61,4 Milliarden entsprachen diese Ausgaben weniger als einem Zehntel der US-amerikanischen oder 88 Prozent der osteuropäischen Staaten zusammen. In der globalen Topliste der Militärmächte hatte Russland vor zwei Jahren noch auf dem dritten Platz gelegen, nun ist es hinter Saudi-Arabien, Indien und Frankreich auf dem sechsten Platz.
Auf Platz acht liegt Deutschland mit Ausgaben von 49,5 Milliarden Dollar. Die Steigerungsrate gegenüber dem Vorjahr betrug 1,8, die seit 2009 9 Prozent. Für das siebtplatzierte Großbritannien ergab sich für diesen Zeitraum ein Minus von 17 Prozent, die dortigen Ausgaben lagen 2018 bei 50 Milliarden. Wahrscheinlich wird Berlin Großbritannien in den nächsten Jahren überholen, weil der Anteil der Militärausgaben von 1,2 Prozent des Bruttoinlandprodukts hierzulande steigen soll.
Nach einem Abwärtstrend nach dem Kalten Krieg liegen die globalen Rüstungsausgaben 2018 nun 76 Prozent höher als 1998. Weltweit würden im Schnitt 2,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ins Militär gesteckt, pro Kopf jährlich 239 Dollar. Laut aktuellen OECD-Zahlen sind das 12,5-mal so viel wie die öffentliche Entwicklungshilfe.
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