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Studie zu Einweg-KaffeebechernCoffee to get sick

Umweltschützer warnen vor giftigen Chemikalien in beschichteten Coffee-to-go-Bechern. Ein Verbot ist trotzdem nicht in Sicht.

Pfui Spinne: Spuren eines Sommertages in Esslingen Foto: Arnulf Hettrich/imago

Berlin taz | Einwegbecher sind nicht nur umweltschädlich, sie können auch krank machen. Das legt eine neue Studie des Umweltbundesamtes nahe. Demnach werden in kunststoffbeschichtetem Einweggeschirr sogenannte per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) verwendet.

Chemisch betrachtet handelt es sich dabei um organische Verbindungen, bei denen Wasserstoffatome durch Fluoratome ersetzt sind. PFAS werden zum Beispiel für Outdoorjacken, Löschschäume oder eben für die Beschichtung von Kaffeebechern verwendet, weil sie fett-, wasser- und schmutzabweisend sind.

Laut Umweltbundesamt können diese Verbindungen Menschen schaden, wenn sie in den Organismus gelangen. Eine erhöhte Konzentration im Blut kann demnach die Wirkung von Impfungen vermindern, die Gefahr, an einem Infekt zu erkranken, steigern und zu erhöhten Cholesterinwerten führen. Während der Schwangerschaft können Mütter PFAS an Kinder weitergeben – das kann zum Beispiel ein niedrigeres Geburtsgewicht zur Folge haben.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert deshalb, kunststoffbeschichtete Einwegbecher zu verbieten. „Verbraucherinnen und Verbraucher laufen Gefahr, gesundheitsschädigende Chemikalien mit dem Getränk aufzunehmen“, sagt Barbara Metz, stellvertretende Geschäftsführerin der DUH. Pro Minute fielen in Deutschland 5.300 Einwegbecher für Heißgetränke an. Im Jahr sind das 2,8 Milliarden Becher. „Angesichts des ungebremsten Anstiegs von to-go-Verpackungen und der möglichen Gesundheitsgefahren ist es notwendig, das Verbot für Einweg-Kunststoffprodukte auszuweiten“, sagt Metz.

Weniger Schadstoffe? Weniger Abfälle!

Das Bundeskabinett hatte vor zwei Wochen beschlossen, die neue EU-Kunstoffrichtlinie in Deutschland umzusetzen. Wegwerfprodukte wie Trinkhalme, Plastikbesteck oder Styroporbecher sollen verboten werden – beschichtete Einwegbecher allerdings nicht. Weil der Bundestag die Regelung noch beschließen muss, fordert Metz, dass sich die Abgeordneten nun dafür einsetzen sollen, dass das Einwegverbot ausgeweitet wird.

Das Bundesumweltministerium erteilt diesem Vorschlag hingegen eine Absage: Die EU-Einwegkunststoffrichtlinie ziele darauf ab, dass weniger Kunststoffabfälle in die Umwelt gelangen. „Schadstoffaspekte bei der Benutzung der Kunststoffprodukte spielen bei diesen abfallrechtlichen Regelungen keine Rolle“, sagte eine Sprecherin des Ministeriums auf Anfrage der taz. Die EU-Vorgaben würden eins zu eins in deutsches Recht umgesetzt. Getränkebecher aus Kunststoff seien nicht generell verboten. Darüber hinausgehende Verbote von Verpackungen seien aufgrund des europarechtlichen Rahmens nicht möglich.

Sprich: Einwegbecher werden weder verboten, um die Umwelt zu schützen, noch, weil sie gesundheitsschädigend sind. Ignoriert die Politik also die Gefahr durch die Chemikalien in den Bechern? Das Bundesumweltministerium teilt auf Nachfrage dazu mit, nicht für PFAS in Einweggeschirr zuständig zu sein. Die Verpackung von Lebensmittel sei Aufgabe des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Dieses verweist auf die Verantwortung der Hersteller. Die seien gesetzlich verpflichtet, sicherzustellen, dass die Becher keine Bestandteile auf Lebensmittel in Mengen abgeben, die geeignet sind, die menschliche Gesundheit zu gefährden.

Die deutsche Umwelthilfe rät Verbrauchern jedenfalls, statt Einwegbechern unbedenkliche Mehrwegbecher zu nutzen. Damit das in Bäckereien und Kantinen auch wirklich überall möglich ist, fordert sie außerdem eine gesetzliche Mehrwertquote. Hierzu teilt das Bundesumweltministerium mit, dass „im Zusammenhang mit der Umsetzung der Einwegkunststoffrichtlinie derzeit auch zusätzliche Maßnahmen zur Förderung von Mehrwegbechern geprüft werden“.

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9 Kommentare

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  • Ich verstehe nicht warum man mit Kaffee-Bechern aus solchen Materialien herum laufen muß. Wenn ich Lust auf einen Kaffee habe, will ich den bewußt genießen, mich dazu hinsetzen, ihn in einer Tasse serviert bekommen, mich dabei entspannen, etc. Die Zeit muß sein.



    Aber das gehört wohl zum neuen Life Stile. Kaum ein TV-Film in dem nicht Coffee-to-go im Rahmen des Product Placements gezeigt wird.

    Überall hört und liest man von den Müllbergen, die täglich neu angehäuft werden mit to-go-Produkten. Aber das interessiert weder Politiker noch Verbraucher.

  • Es gibt übrigens auch kompostierbare Pappbecher, zunehmend auch in vielen Kaffeebars. Das ist meine präferierte Lösung. Warum? Weil die blöden Mehrwegbecher erst nach zig Verwendungen überhaupt ne bessere Umweltbilanz haben - bis dahin hat man sie eher vergessen oder verloren. Und weil es dafür wirklich wahnsinnig unpraktisch ist, einen versifften Becher mit sich rumzutragen. Ein Freund schoss neulich den Vogel ab, als er seine Lösung dafür präsentierte: Er mache den Plastikbecher immer mit Papiertaschentüchern sauber. Ja urgh, Glückwunsch.

  • Dieses Thema bringt mich so auf die Palme. Dass sogar wenn man irgendwo einkehrt und dort bleibt man diese Becher kriegt. Dabei wäre es so viel einfacher als andere Verbote. UNd diese Dinger werden wirklich nie recycled, weil es so schwierig ist, das PLastik von dem Papier zu trennen! ISt es die Starbucks lobby?

    • @sofia Rodriguez:

      "Ist es die Starbucks lobby?"

      Die Sache ist etwas komplizierter. Die Wegwerfbecher haben sich zu einer Zeit etabliert, als neue Geschäftsideen aufkamen, auf die das geltende Recht noch nicht oder schlecht vorbereitet war.



      Es war weniger Starbucks, sondern eher die Bäckerei an der Ecke und im Supermarkt, die neben ihren Standartprodukten auch Kaffee anbieten wollte. Sie durften vielfach den Kaffee nur to-go ausgeben (um nicht als gastronomischer Betrieb zu gelten), da sie dadurch die Vorschriften und Gesetze zum Gaststättengewerbe - z.B. Konzession, Toilettenpflicht etc. - umgehen konnten. Als angenehmer Nebeneffekt wurden die Heißgetränke zum Mitnehmen auch nur mit dem reduzierten Umsatzsteuersatz belegt, im Gegensatz zum Kaffee in der Tasse vor Ort. Das konnte schnell einige tausend Euro in die Kasse spülen.

      Mittlerweile sind die Gesetze weitgehend angepasst, aber die damals erfolgte "Konditionierung" vieler Kunden zum schnellen, als unkompliziert wahrgenommenen Verzehr in Pappbechern hat sich leider erhalten.

      • @Cerberus:

        tja, ist halt offenbar zuviel verlangt, dass man darüber nachdenkt und selber entscheidet, was richtig ist. Da muss immer erst ein Gestz her, ansonsten laufen wir immer nur den aktuellen Hippsters hinterher. Schade oder?

        • @joaquim:

          Teilweise stimme ich ihnen zu. Gerade beim Coffee-to-go sind die Nachteile tatsächlich deutlich ersichtlich und jedem zuzumuten, eine Entscheidung zu treffen - möglichst zugunsten von Umwelt und Gesundheit.

          Teilweise laufen diese Sachen jedoch auch versteckt ab, da fällt es dem Kunden schwer, sich einen Überblick zu verschaffen.



          Ein Beispiel aus dem Bereich Catering:



          Liefere ich für eine Familienfeier ein Großessen für 1000 € und liefere dazu



          a) Plastikteller = 7%



          b) Porzellanteller = 19%



          Umsatzsteuer. D.h. bei Anbieter A lautet die Rechnung 1070 €, bei B 1190 €. So etwas finde ich ärgerlich, weil dadurch ein bewußtes Konsumverhalten gerade zu ad absurdum geführt wird.

  • Im Moment werden in vielen Bäckereien und anderen Kaffeeausschankstellen keine Mehrwegbecher befüllt. Man könnte eine Viertelstunde beim Bäcker verbringen und den Kaffee vor Ort aus einer Tasse trinken, wenn der Laden welche anbietet, oder die Stunde zwischen Verlassen der Wohnung und Ankunft im Büro koffeinfrei verbringen.

    • 1G
      164 (Profil gelöscht)
      @Patricia Winter:

      Oder es wird eines Tages doch noch die Thermoskanne mit Becher erfunden.

  • Nicht zuständig. Na dann.

    Die Wirtschaft regelt sich bekanntlich selbst.