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Studie zu BildungsgerechtigkeitLernt länger zusammen!

Uta Schleiermacher
Kommentar von Uta Schleiermacher

In einer Studie zu Bildungsgerechtigkeit schneiden Berlin und Brandenburg am besten ab. Es sind die beiden Bundesländer mit sechsjähriger Grundschule.

Verbringen länger Zeit miteinander: Berliner GrundschülerInnen, hier in der Wilmersdorfer Katharina-Heinroth-Grundschule Foto: IMAGO / Funke Foto Services

B erlin macht es also ganz gut im Vergleich: Das legen die Ergebnisse einer Bildungsstudie nahe. Denn in einer Untersuchung zu den Chancen, auf ein Gymnasium zu kommen, liegt Berlin auf dem ersten Platz, gefolgt von Brandenburg. Vorgelegt hatte die Studie das Münchner ifo-Institut, ein Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, das an der Uni dort angesiedelt ist.

Die Studie hatte untersucht, wie wahrscheinlich es für Kinder aus „benachteiligten Verhältnissen“ ist, auf ein Gymnasium zu kommen. Als benachteiligt gelten Kinder, wenn sie aus Familien kommen, in denen kein Elternteil Abitur hat und deren Einkommen unterhalb des oberen Viertels liegt. Bundesweit besuchen 26,7 Prozent der Kinder aus benachteiligten Verhältnissen ein Gymnasium. Bei Kindern aus günstigen Verhältnissen sind es 59,8 Prozent.

Der familiärere Hintergrund wirkt sich demnach für Kinder in Berlin und Brandenburg weniger negativ als in anderen Bundesländern aus: Es ist hier etwa „halb so wahrscheinlich (Berlin: 53,8 Prozent; Brandenburg: 52,8 Prozent), dass Kinder aus benachteiligten Verhältnissen ein Gymnasium besuchen wie Kinder aus günstigen Verhältnissen“, teilt das ifo-Institut mit.

Die Studie zeigt also, inwieweit die Herkunft noch immer den Bildungsweg und den Bildungserfolg beeinflusst. Und wie Länder bei der Aufgabe abschneiden, möglichst gleiche Chancen für alle Kinder herzustellen. Doch ächzt nicht Berlin auch unter dem Mangel an Lehrer*innen, maroden Schulgebäuden und dem schlechten Abschneiden der Schü­le­r*in­nen bei Mathe und Deutsch?

Mit breitem Pinselstrich

Ja. Aber etwas ist anders in Berlin und Brandenburg. Denn hier dauert die Grundschulzeit sechs Jahre anstatt – wie in den anderen Bundesländern – nur vier. Und das, so scheint es, ist der entscheidende Unterschied. Gut möglich, dass auch gezielte Förderungen dazu beitragen – denn auch das betonen die Studienautoren: Ungleichheit im Bildungssystem ist nichts, was man hinnehmen muss. Frühkindliche Förderung, gezielte Unterstützung für Eltern in „herausfordernden Lagen“, Sprachförderung und Mentoring-Programme seien politische Maßnahmen, um gegenzusteuern.

Doch all das gibt es in anderen Bundesländern auch. Und es sind kleinteilige, aufwendige Maßnahmen, bei denen man immer wieder sicherstellen muss, dass sie diejenigen, die sie unterstützen sollen, auch erreichen. Längeres gemeinsames Lernen, gern bis zur zehnten Klasse, hingegen ist mit dem breiten Pinselstrich machbar.

Und es ist in den Ländern gang und gäbe, die generell bei der Bildungsgerechtigkeit schon viel mehr erreicht haben als das in diesem Bereich abgeschlagene – und viel kritisierte – Deutschland. So können Berlin und Brandenburg sich nun natürlich auf die Schultern klopfen für den kleinen Abstand zu anderen Bundesländern – oder aber die Ergebnisse als Anreiz nehmen, Schü­le­r*in­nen noch länger zusammen lernen zu lassen.

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Uta Schleiermacher
Redakteurin für Bildung und Feminismus in der taz-Berlin-Redaktion
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2 Kommentare

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  • Im Gegensatz zu allen Unkenrufern: alles, was die verquaste Schulteilung in DE auflöst kann m.E. nur richtig sein. Das System ist geradezu dafür entworfen, dass die Wohlhabenden unter sich bleiben.

    Andere Länder machen das (mit Erfolg!) vor.

  • Das ist ja bereits der zweite Artikel zu dieser Thematik/Studie und in der Kommentarpalte zum ersten Artikel war die Kritik am Ergebnis der Studie sehr eindeutig. Diese gilt weiter ohne Einschränkungen.

    In diesem zweiten Artikel kommt jedoch ein weiteres Detail hinzu: " Als benachteiligt gelten Kinder, wenn sie aus Familien kommen, in denen kein Elternteil Abitur hat und deren Einkommen unterhalb des oberen Viertels liegt." Wegen des geringen Berliner Durchschnittseinkommens dürfte das auf sehr viele Haushalte zutreffen, daher sind die Ergebnisse der Studie auch im sich vollkommen ohne Aussagekraft.

    Insoweit wäre es ein Fehler, irgendwelche Rückschlüsse aus dieser Studie ziehen zu wollen.