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Studie offenbart RessentimentsViele Studenten antisemitisch

Ein großer Teil der Osnabrücker Studierenden ist vor Ressentiments gegen Muslime und Juden nicht gefeit. Trotz Bildung nicht offener als Bevölkerungsmehrheit.

Indikator Ehepartner-Wahl: Viele Studierende raten davon ab, Muslime oder Juden zu heiraten. Bild: dpa

Wie nah sind sich Campus und Stammtisch? Eine Untersuchung der Universität, die starke anti-jüdische und anti-muslimische Einstellungen bei StudentInnen zutage brachte, sorgt in Osnabrück für Aufregung. Nur wenige Studierende distanzierten sich klar von diskriminierenden Aussagen. Vertreter der Stadt und der Universität zeigen sich erschreckt. Seit Jahrzehnten arbeitet Osnabrück an seinem Profil als Friedensstadt, der interkulturelle und interreligiöse Dialog wird öffentlich betont und gefördert. War alles vergeblich?

Studenten nicht toleranter

„Deutsche Frauen sollten keine Muslime heiraten.“ „Muslime provozieren Muslimfeindlichkeit durch ihr Verhalten.“ Nur 18 Prozent der befragten 1.000 Bachelor-StudentInnen der Geistes- und Sozialwissenschaften in Osnabrück lehnten diese und vergleichbare Aussagen klar ab und machten ihr Kreuz bei „Stimmt gar nicht“. Anonym befragt, fand sich eine überwältigende Mehrheit von mehr als 80 Prozent, dass an solchen Aussagen was dran ist oder doch etwas dran sein könnte.

Der Osnabrücker Erziehungswissenschaftler Wassilis Kassis hatte zusammen mit seiner kanadischen Kollegin Charlotte Schallié eine vergleichende internationale Studie gemacht. Dabei wurden Einstellungen von StudentInnen erhoben zu Ausländerfeindlichkeit, Geschlechterrollen, Vorurteilen gegenüber Minderheiten, antimuslimischen Vorurteilen und Antisemitismus. Bisher hatte es keine vergleichbare internationale Studie zu diesem Thema gegeben.

Ergebnis: Die Studierenden an der Uni Osnabrück und der University of Victoria in British Columbia sind mit den gleichen Vorurteilen behaftet und so eingestellt wie die Mehrheit der Bevölkerung. Mehr Bildung, internationale Studiengänge und KommilitonInnen aus Ländern rund um den Globus scheinen offenere Einstellungen nicht zu fördern.

In der Studie der beiden Sozialwissenschaftler bestätigte sich, dass das sogenannte „Judenbild“ ein Indikator für die Qualität der politischen Kultur insgesamt ist. Antisemitismus zeigt sich als Einfallstor für menschenverachtende Konzepte, mit denen man Respekt und Toleranz für Angehörige anderer gesellschaftlichen Gruppen verneint.

Nur Null-Toleranz zählt

„Es sollten weniger jüdische Einwanderer nach Deutschland gelassen werden“ und „Deutsche Frauen sollten keine Juden heiraten“ – den 800 StudentInnen in Kanada und den 1.000 StudentInnen in Osnabrück wurden diese und vergleichbare Aussagen vorgelegt. Nur 60 Prozent von ihnen lehnten mit einem „Stimmt gar nicht“ eine solche Auffassung klar ab. Satte 40 Prozent meinten „Stimmt völlig“, „Stimmt eher“ und „Stimmt eher nicht“.

Die Interpretation, dass StudentInnen, die „Stimmt eher nicht“ angekreuzt hatten, ebenfalls anti-semitische Einstellungen pflegten, begründet Studienleiter Wassilis Kassis unter anderem mit Bezug auf Hannah Arendt. „Es ist eine theoretische und philosophische Setzung“, erklärt er. Nur wenn man gegenüber solchen Einstellungen „null Toleranz“ zeige, sei man gefeit, wenn das gesellschaftliche und politische Klima repressiv werde. Das habe Hannah Arendt in ihren Arbeiten und Veröffentlichungen zur Geschichte von Nazi-Tätern gezeigt.

Die Stadt zeigt sich bislang sprachlos angesichts der brisanten Studie. Rita Maria Rzyski, Stadträtin für Familie, Bildung, Kultur und derzeit Vertreterin auf dem vakanten Posten des Oberbürgermeisters, möchte „zu so einem relevanten Thema“ derzeit nicht Stellung nehmen.

Die Universität äußert, dass sie das Thema „sehr ernst“ nehme, betont aber auch, dass die Studierenden bereits mit diesen Einstellungen an die Uni kämen. „Wir können nur einen Beitrag dazu leisten, diese Ressentiments abzubauen“, heißt es. Das Miteinander von Studierenden aus verschiedenen Ländern und vielfältigen Kulturen gedeihlich zu gestalten, sei eine „Kernaufgabe der Hochschulentwicklung“.

Die Uni wollte es wissen

„Was geht uns die Thematik an? Was wollen und können wir aus der Studie lernen?“, fragten die Wissenschaftler Kassis und Schallié bei der Präsentation ihrer Ergebnisse. Kassis zieht keine schnellen Schlüsse und will auf keinen Fall Aktionismus. Die Universitätsleitung habe sein Projekt von Anfang an auch als eine Studie zur Qualitätssicherung begriffen. „Die Universität wollte es wissen, hat mich unterstützt und wollte nichts verschweigen oder vertuschen“, lobt Kassis. „Das finde ich mutig.“

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23 Kommentare

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  • F
    Friedrich

    Die Studie ist ja interessant, allerdings frage ich mich, wie viele Muslime hier dem Satz zustimmen: "Muslime sollten keine Deutschen heiraten".

     

    Erst wenn wir das auch wissen sind beide Seitend der Medallie vorhanden. Daneben zeigt es allerdings erschreckend deutlich, dass nicht einmal die Wünsche der gebildeteren Bürger von den Parteien umgesetzt werden. Denn offenbar hat weder das Proletariat noch die Intelligenzia ein Interesse an Muslimen im Land.

    • E
      Emma
      @Friedrich:

      och is ja super,sind wir halt alle Rassisten.Lohnt sich dann auch eigentlich garnicht , was in politische Bildung zu investieren.Denn offenbar hat weder das Proletariat noch die "Intelligenzija"(Studenten in Osnabrück) ein Interesse daran.

  • NR
    Norman Reppingen

    Der Artikel überschreitet die Grenze zur Volksverhetzung. Die Absicht, den Deutschen Rassismus zu unterstellen, geht der eigentlichen Frage voraus.

    Dies erkennt man an der Art der Fragestellung. Wenn sich Muslime in Afghanistan und im Irak zu tausenden gegenseitig in die Luft jagen - in Berufung auf den Islam - dann kann man das nunmal mit Fug und Recht als fehlenden Friedenswillen interpretieren. Wie es z.B. viele Pakistanis tun.

    Ferner ist die Verweigerung der Ablehnung einer pauschalen Aussage noch lange kein Ressentiment, sondern verbleibt -wie der ganze Artikel- im Tendenziösen.

     

    Zudem sind es Musliminnen, die sich von ihren religiösen Dogmen ganz konkret und unmissverständlich vorschreiben lassen, keinen deutschen Mann heiraten zu dürfen, und sich so zum Faschismus erziehen lassen, wenn sie dem folgen. Manche Muslima, die einen Deutschen heiraten wollte, hat das mit ihrem Leben bezahlt. Ich würde im Eigeninteresse davon abraten. Wer oder was ist also faschistisch ? Der Deutsche, oder die muslimische Familie, die dem Mädchen (je nach Indoktrinierungsgrad) das Leben zur Hölle machen würde ? Ob eine deutsche Frau sich auf so ein System nun einlassen sollte oder nicht, ist schlichtweg legitime Meinungsfreiheit.

     

    Es soll hier einem einschlägigen ideologischen Reflex folgend ein bisschen antideutscher Hass kultiviert werden. Dies ist mit weitem Abstand der schlechteste, böswilligste und unsachlichste Artikel, den ich je in der taz gelesen habe.

    • @Norman Reppingen:

      Lieber Normen,

       

      vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Als nächstes empfehle ich, dass Du Dich mit Rassismus, Antisemitismus und ähnlichen diskriminierenden Phänomenen intensiv beschäftigst. Unumgänglich ist dabei das Lesen wissenschaftlicher Texte mit aktuellem Forschungsstand. Danach kannst Du Deinen eigenen Kommentar selbst analysieren und beispielsweise im Hinblick auf diskriminierende Tendenzen bewerten.

      Ich bin gespannt zu welchem Ergebnis Du kommen wirst.

       

      Viel Erfolg!

       

      Philipp Müller

  • F
    Firat

    Ich würde auch jeden Menschen (egal welcher Nationalität) stark davon abraten, einen Moslem aus den zwei Hauptströmungen des Islam zu heiraten.

     

    Es sei denn, es ist so ein Mensch der sich emanzipiert hat, aber von den jeweiligen islamischen Vertretern und Bevormundern weiterhin als Moslem angesehen wird.

  • A
    Anti-irgendwas

    Ist doch völlig selbstverständlich. Klischees die als seitliche Arabeske Fakten werden.

    Viele Studenten, vor allem diejenigen die ohne finanzielle Sorgen studieren können, schleimen sich bei den Dozenten ein. Reden wichtiger als echtes und selbst erarbeitetes Wissen.

    Dazu gehört die Abwertung der anderen um sich selbst besser zu fühlen. Anti-semitismus.. egal alles was der eigenen Sache dient, wird benutzt. Da gibt es Geschichten....

     

    Dozenten erhalten entsprechend der Beurteilung der Studenten ein Gehalt.

    Schlechte Beurteilung, weniger Geld.

    Ich würde mir folgende Korrelation wünschen.

    Das Deutsche Meteorologische Institut

    http://www.dwd.de/

    sollte Wetterdaten geben.

    In der Korrelation der Wetterdaten und Beurteilung der Dozenten zeigt sich was Studenten, welche Themen wetterbedingt schwer sind ;-)

    Je besser das Wetter desto schlechter der Dozent, desto weniger Gehalt.

    Es sind nicht die Kinder die ADHS haben, es sind vernunftbegabten Menschen.

    Bei dem Leistungsstress in der großen Skinner-Box, deren Hamsterlauf nur durch nach unten treten nach oben buckeln aufrecht erhalten wird.

    Das ist auch der Grund warum hoch-/höchstbegabte Studenten kaum erkannt oder gefördert werden.

    Diese halten sich meist völlig zurück.

    Ansonsten sind Studenten doch irgendwie klasse, offen. Einfach mehr Zeit geben dann klärt sich vieles.

  • T
    test

    Vermutlich ""98%"" stimmen für "stimmt nicht" und "Stimmt eher nicht"

     

    >"Wer "stimmt eher nicht" sagt, hat die SS-Jacke quasi schon im Schrank!"

     

    Es ist immer wieder toll zu sehen wie in der Welt polarisiert wird. Meinungsfreiheit für alle! Ausgenommen Rechte,Politiker, Polizisten,...

  • N
    Naka

    @Andreas:

     

    Wow, Ihr Kommentar ist ja wie aus dem Lehrbuch.

     

    "Wurden die anderen Studenten etwa nicht befragt, weil sie muslimisch, jüdisch oder z.b. schwarz waren ?!?"

     

    Ihr Weltbild wird zusammenbrechen, aber es gibt muslimische, jüdische und sogar schwarze Deutsche, manche davon studieren auch! Staatsangehörigkeit mit Glauben oder Hautfarbe verschwurbeln zeigt bestensfalls die völlige Unfähigkeit irgendeiner Abstraktionsfähigkeit und schlechtestensfalls ...

  • SD
    Stimme der Demokratie

    Was für eine Blöde Umfrage. Sie diente nur dazu die Ablehnung islamischer Überzeugungen und die Ablehnung der Verhaltensweisen (zu) vieler Mitbürger muslimischer Herkunft mit Antisemitismus gleichzusetzen.

  • B
    bigbrother

    @ erwartbar

    Korrekt. Die Ewartungen das Akademiker auch bessere

    Menschen sind ist ein schönes Indiz für den Chauvinismus von Akademikern.

     

    @ Carsten

    Gut beobachtet, schon Edward Bernays wusste um die Manipulativen Aspekte von Umfragen. Ich persönlich beachte Umfrageergebnisse ohne Fragenkatalog schon gar nicht mehr.

     

    @ TAZ

    Lange ärgere ich mich über die Bezeichnung "Studierende". Studierende sind Menschen die gerade im Augenblick studieren ( die aktuellen Fussballergebnisse, die Speisekarte oder die Schriften von Kant ) und das können alle Menschen sein. Stundenten ( bez. für männl. und weibl. Studenten ) sind an einer Uni eingeschriebene

    Menschen die nicht 24/7 am studieren sind.

    Ein Unfallopfer mit Gehirnerschüterung kann nicht mehr als "studierend" bezeichnet werden, wohl aber noch als Student. Ich freue mich schon auf die Zeiten in denen wir auch "Tischlernde", "Kochende",

    "Kellnernde" und "Künstlernde" sagen. Sprache ist für den Austausch von Informationen gedacht und die Info die man von "Teil der Osnabrücker Studierenden"

    bekommt ist für mich zumindest fragwürdig ( da ich nicht weiß wer zum Zeitpunkt der Umfrage etwas Studiert hat ). Mit Studenten ( von mir aus auch mit Innen ) wäre der Grad an Info wesentlich höher.

     

    Bei Verstoß gegen die Netiquette bitte ich darum mir den Stein des Anstoßes mitzuteilen.

     

    Zweiter Versuch: Wenn ich in den obigen Zeilen etwas falsches geschrieben haben sollte haben sie die Chance mich umzustimmen indem sie ihre Meinungen und Fakten präsentieren. Scheuen sie sich nicht davor einen eigenen Anhang hinzuzufügen. Aber bitte verhalten sie sich nicht wie die drei sprichwörtlichen Affen. Meine E-mailadresse haben sie ja.

     

    m.f.G. der Humanismus

  • G
    gerstenmayer

    welche politische gesinnung studenten haben ist kein

    geheimnis,die werden schon von der schule in die "richtige Richtung" gebracht und die sind wahrlich keine israel-verherrlicher

  • H
    Hmmm

    Das Problem mit solchen Umfragen ist, dass sie für die ominöse Mehrheit designt werden, die komplizierten Fragestellungen auf "einfache" Fragen reduziert werden - und die selbst auf "einfache" Fragen möglichen komplizierten Antworten auf "einfache" Antworten.

     

    Die Ergebnisse werden dann so interpretiert wie man es gern möchte. Wenn man zum Beispiel die Frage über die jüdischen Einwanderer im Kontext dessen stellt, inwieweit aus Russland einwanderne Juden wirklich aktiv jüdisch sind oder ob Juden heutzutage überhaupt noch eine Sonderstellung in der Gesellschaft haben sollten, so empfinde ich das nicht als antisemitische Einstellung,

    aber so differenzierte Fragestellungen kann ich als Meinung zum Beispiel in so einem Fragebogen nicht (differenziert) beantworten,

    vielleicht hätte ich also "eher nicht" angekreuzt statt "gar nicht".

     

    Aber, liebe antideutsche Mitkommentatoreninnen, ich weiß, als antizionistischer bzw. undogmatischer (d.h. nicht antideutscher) Linker ist man ja "strukturell antisemitisch" und so weiter und so fort.

    Das ist falsch ich bin für eine Gleichbehandlung aller Religionen aber genauso wie aus dem Holocaust gefolgert werden kann, dass es keine Sündenböcke geben darf, so sollte man auch keine strukturelle Bevorzugung (Privilegien) ob nun für die Amtskirche oder jüdische Gemeinden (bzw. Einwanderung) akzeptieren (der Islam hat es da schwerer).

     

    Für mich sieht es so aus, als ob die Sündenbockrolle, die ehemals Juden zugeschrieben wurde, heute auf den Islam übergegangen ist. Fakt ist auch, die beiden orthodoxen Spielarten des Judentums und des Islam unterscheiden sich wenig in ihrer Gewalttätigkeit (siehe Westjordanland), vielleicht ist die Ablehnung von Religionen in der Umfrage diesbezüglich zu werten: nicht als Antisemitismus, sondern als allgemeiner Dogma/Religionsabscheu?

     

    Schlechte Umfrage, wenn ungenau gefragt wird. Aber differenzierte Umfragen geben ja auch keine Schlagzeilen und überfordern Partizipanten, nicht wahr?

  • AU
    Andreas Urstadt

    Der Bericht ist unsauber.

     

    Was Semiten sind, findet man in Wikipedia. Demnach: Araber, etc

     

    Antijuedisch referiert aber auf die Religion, nicht auf Ethnien etc.

     

    Nun sind aber auch nicht alle Moslems Araber. Moslems gibts weltweit, in Indien, Indonesien etc.

     

    Wenn die Frage so weit gestellt wird, bilden sich gleich mehrere negative Cluster. Cluster neigen zur Akkumulation entsprechender Referenzen.

     

    Wenn eine Araberin Juden nicht mag und diese wird als antisemitisch bezeichnet (taz...) muesste auffallen, dass was nicht stimmt.

     

    Bei der hier vorgestellten Arbeit handelt es sich akademisch um das unterste Level. Die Arbeit haetten auch Kinder machen koennen. Jugend forscht usw.

     

    Die taz baute Mist und versucht jetzt, den Diskurs wieder ins Rechthaben zu drehen (Comicausstellung Essen). Als Merkmal wird eine Studie quasi als Erstauffuehrung praesentiert, immer gut, um Nachrichten zu verkaufen. Man achte auf das verwendete Vokabular. So fuehrt man vielleicht eine Gerichtsverhandlung, passend, denn die Studentin in Essen wurde ja auch beschuldigt, mit ausgeloestem Befremden in Essen. Credibility erlangt man, so, wie die taz vorgeht nicht.

     

    Antisemitisch ist bspw dann auch das Fehlen semitischer Redakteure bei der taz.

     

    Judenwitze sind idR brutalst antisemitisch, die allerbrutalsten stammen von Juden.

     

    In der Philosophie gilt nur das als integer, das auch gegen die eigenen Argumente denkt. Bei der taz kann das als vermisst gelten. Es meint nicht zwei Personen, von denen eine Seite pro, die andre contra vertritt. Das ist nicht integer.

     

    Der von der taz geypte Comicstreit in Essen mit dem Antisemitismusvorwurf, der ueber das Ziel hinaus schoss wird hier nur fundiert mit einem als Steinbruch verwendeten Untersuchungsmaterial.

     

    Interkulturelle Kompetenz sieht anders aus.

  • A
    andreas

    Viel schlimmer finde ich ja das mir der Bericht sugerrienen soll es gäbe nur Studenten die deutscher Herrkunft sind.

    Denn am Ende soll mir hier ja gesagt werden "ja ja die Deutschen wieder..."

     

    Wurden die anderen Studenten etwa nicht befragt, weil sie muslimisch, jüdisch oder z.b. schwarz waren ?!?

    Dann war die Umfrage selbst rassistisch durch und durch !!!!!

  • FU
    F...die Uni

    Ich verstehe nicht, das bei StudentInnen immer automatisch davon ausgegangen wird, sie seien automatisch "offener", "gebildeter" oder "alternativer".

    Die moderne Uni ist vollständig in die Maschinerie als Ausbildungslager eingebunden worden. Rein-Note abholen-Raus. So schnell wie möglich.Mit Persönlichkeitsbildung,Austausch oder Selbstreflexion hat das schon lange nichts mehr zu tun. Deshalb verwundern mich solche Ergebnisse überhaupt nicht, im Gegenteil, sie bestätigen meinen (vielleicht zu drastischen) Abgesang auf die Hochschulen.Finanz- und Zeitdruck verstärken diese Ellbogenmentalität nur noch mehr. Ich würde auch noch weiter gehen und sagen, das in den Köpfen der HochschülerInnen nicht nur das Abbauen von Ressentiments nicht stattfindet, sondern auch das Anhäufen von Bildung nicht. Insofern tut die Uni zumindest eines vortrefflich: Auf das Leben vorzubereiten.

  • A
    Anne

    Es besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen "Stimmt eher nicht" und "Stimmt eher" / "Stimmt voellig" auf der anderen Seite. Diese Ergebnisse als eine Meinungsgruppe zusammenzufassen finde ich ziemlich irre. Antisemitismus und Feindlichkeit gegenueber Muslimen sind ernste Themen. Man sollte sie auch ernst nehmen, und nicht durch effekthaschende Vereinfachung diskreditieren.

     

    Koennten wir einen Link zu der Studie bekommen? Etwas, wo man die Ergebnisse einsehen kann?

     

    Es wuerde mich wirklich interessieren, wie dramatisch die Situation an den Universitaeten ist, dem Artikel kann ich diese Information aber leider nicht entnehmen.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Aus der Vergangenheit keine Lehren gezogen,zu diesem Urteil kann man kommen,was das Ressentiment gegen jüdische und muslimische Mitbürger in Deutschland anbetifft.Sind Menschen überhaupt lernfähig,lernwillig,im Bezug auf den Zeitraum 1933-1945?

  • S
    Sven

    Mir ist durchaus klar, dass bei diesem Artikel nur Schlaglichter der Studie bzw. des Fragebogens aufgezeigt wurden.

    Aber: Beispielsweise die These "Deutsche Frauen sollten keine Muslime heiraten" ist derart allgemein, dass sie an sich schon ziemlich polemisch und für mich wäre sie fast nicht zu beantworten.

    Ich habe in meinem Freundeskreis Muslime, zB Sufis und Sunniten, die ihren Glauben für sich leben und ebenso tolerant sind wie jeder westlich-christlich erzogene Mensch es in der Öffentlichkeit von sich behauptet.

    Und ich für meinen Teil sähe da keinen Grund, wieso man so jemanden nicht heiraten sollte, auch wenn er eine beliebige andere Konfession hat. Bestes Beispiel: meine Schwester und ihr langjähriger Freund haben vor kurzem ein Kind bekommen - sie ist Christin, er ist Moslem.

     

    Nun ist aber uns allen auch bekannt, Fox News und BILD sei Dank, dass es in der sog. muslimischen Welt nicht nur solche Moslems gibt wie meine Freunde oder den Vater meiner Nichte. Würde ich wollen, dass meine Schwester einen Djihadisten heiratet? Sicher nicht.

    Nebenbei: Ich würde auch nicht wollen, dass sie einen Fanatiker und Extremisten irgendeiner anderen Konfession heiratet. Es geht mir bei diesem "Nein" aber keineswegs um die Konfession, sondern um die Werte. Und wer will ernstzunehmend behaupten, im Koran wären für einen aufgeklärten Menschen mehr untragbare Forderungen an die Wertevorstellungen der Gläubigen gestellt als in der Bibel? Ja, jetzt kommt die alte Leier von Kreuzzügen und Auge um Auge, Zahn um Zahn. Das Christentum behauptet von sich, heute diese falschen Auslegungen überwunden zu haben und friedfertig und nächstenliebevoll zu sein (bis auf Ausnahmen natürlich) - auch im Islam überwiegen die Friedfertigen und Vernünftigen, auch wenn das ungern im Fernsehen gezeigt wird.

     

     

    Mit dem Obenstehenden will ich gar keine Debatte anstoßen oder führen, sondern nur eines: aufzeigen, was an den Fragen bzw. Thesen dieser Studie für ein Rattenschwanz mithängt. Und wenn dieser Diskurs nicht geführt wird, sondern die Thesen nur unkommentiert mit irgendeiner Wertung von vier oder fünf bedacht werden, so kann man in die Ergebnisse selbstverständlich alles Mögliche interpretieren. Vor allem, wenn nur ein Extrem als moralisch "richtig" bewertet wird.

     

     

    Abschließend: Irgendwer hat hier Mist gebaut. Entweder, verzeiht meine Offenheit, der Journalist bei der Wiedergabe und Auswertung der Studie oder der Wissenschaftler beim erstellen derselben - worüber ich sehr enttäuscht wäre, das wäre kein sehr wissenschaftliches Arbeiten, eher ein sarrazinisches. Und von einem Sozialwissenschaftler sollte man in diesem Feld mehr erwarten.

  • S
    Simon

    Der Verweis auf Hannah Arendt finde ich richtig. "Null Toleranz" dem Antisemitismus bedeutet eben, dass eine indifferente Haltung nicht gedultet werden darf. Somit sind alle, die nicht "Ich stimme überhaupt nicht zu" ankreuzen, verdächtig dem Ressentiment etweder nicht zu widersprechen oder gar teilweise diesem zustimmend gegenüberzustehen.

  • C
    Christina

    Fragen Sie mal in den moslemischen und jüdischen Gemeinden nach, wie da die Heirat mit einem Christen gesehen wird. Höchstwahrscheinlich wären Sie extrem überrascht. Und auch die Bekleidung und das Verhalten von jungen Mädchen und Frauen speziell im Sommer könnten auch so manche der männlichen Moslems zu unschönen Äußerungen reizen. Irgendwie wünschen sich vielleicht nordländisch sozialisierte Eltern nicht wirklich für ihre Töchter ein Leben unter den Regeln moslemisch sozialisierter Ehemänner. Ist das nun ein Zeichen von Rassismus?

  • C
    Cometh

    „Muslime provozieren Muslimfeindlichkeit durch ihr Verhalten.“

     

    Der Satz ist nur in seiner Verallgemeinerung falsch, und keineswegs per se antimuslimisch, denn wenn es wahr ist, dass Muslime nur durch ihr Verhalten provozieren (und nicht durch ihren Glauben) dann ist offenbar ihr Verhalten das Problem.

     

    Der Satz ist aber albern, weil die Verallgemeinerung offensichtlich Unsinn ist. Man füge einfach das Wort "Einige" an den Satzanfang und die Aussage ist wahr. Beispiel für einen Kandidaten, auf den die Aussage offensichtlich zutrifft, wäre Osama bin Laden.

     

    Sie ist andererseits genauso richtig, wie "Einige BMW-Fahrer provozieren Atomkraftfeindlichkeit durch ihr Verhalten" oder "Einige verbiesterte Berlinerinnen provozieren Genderindustriefeindlichkeit durch ihr Verhalten" (man denke nur an die Twittertanten).

     

    Auch hier kann man also beliebige Ergebnisse durch die Fragestellung produzieren, um dann Forderungen abzuleiten.

     

    Das aber so nun wirklich banal, dass es wirklich jedem - sogar den Twittertanten - auffallen dürfte. Julia Schramm schreibt schon an einem Buch darüber, wetten?

  • E
    erwartbar

    Warum sollte mehr Bildung auch zu mehr Moral führen? Das ist wie mit Intelligenz: Wer boshaft sein möchte, lernt an der Uni, wie er geschickter boshaft sein kann, nicht mehr und nicht weniger.

  • C
    Carsten

    Haben sich die Autoren auch darüber Gedanken gemacht, dass bei Umfragen ungern die größten Ausschläge (stimme überhaupt nicht zu) gewählt werden?