Studie der Bertelsmann-Stiftung: Asylverfahren behindern Integration
Lange Verfahren erschweren Flüchtlingen den Jobeinstieg, sagt eine Studie. Deutschland hat EU-weit den größten Bearbeitungsstau: mehr als 7 Monate.
„Zu hoch ist die Unsicherheit für Arbeitgeber, zu unsicher die Perspektive für den einzelnen Flüchtling“, heißt es in der Studie. In keinem anderen EU-Land ist der Bearbeitungsstau von Asylanträgen derart groß wie in Deutschland. Ende 2014 warteten laut der Studie 221.195 Flüchtlinge auf eine endgültige Entscheidung über ihren Asylantrag. Mit steigender Tendenz: Bis Ende Februar dieses Jahres stieg die Zahl nach Angaben von Eurostat demnach auf 243.820.
Der Studie zufolge lag die Bearbeitungsdauer eines Asylantrags im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) im vergangenen Jahr bei durchschnittlich 7,1 Monaten. Für Flüchtlinge aus manchen Herkunftsländern war die Wartezeit allerdings noch deutlich länger – für Asylbewerber aus Afghanistan durchschnittlich 16,5 Monate, für Asylbewerber aus Pakistan sogar 17,6 Monate.
Die Mehrheit der Deutschen ist dafür, Asylbewerbern einen raschen Einstieg in einen Job zu ermöglichen. In einer TNS Emnid-Umfrage im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung gaben 84 Prozent der Befragten an, der Staat solle dafür sorgen, dass Flüchtlinge schneller in Arbeit kommen. Ob Deutschland mehr Flüchtlinge als heute aufnehmen soll, sehen die Deutschen hingegen zwiespältig. 40 Prozent der Bevölkerung sind der Meinung, die Belastungsgrenze sei bereits erreicht. 51 Prozent sagen hingegen, Deutschland könne und solle aus humanitären Gründen mehr Flüchtlinge als bisher aufnehmen.
Damit Flüchtlinge in Deutschland rascher einen Job finden, empfiehlt die Studie vor allem eine Auflösung des Bearbeitungsstaus. Dafür sei mehr Personal nötig, aber auch mehr Qualität in den Entscheidungsverfahren. 13 Prozent aller Bescheide wurden 2013 von Gerichten korrigiert. Bereits während der Wartezeit auf eine Entscheidung sollen Asylbewerber außerdem beginnen, Deutsch zu lernen. Möglich ist dies bislang nur in fünf Bundesländern. TNS Emnid befragte im Januar 2.024 Menschen ab 14 Jahren.
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