Stromsparen in Berlin: Die Stadt, die Lichter
Das Brandenburger Tor wird wohl bald nachts nicht mehr beleuchtet. Es sind nicht die einzigen Lampen, die Berlin dauerhaft ausknipsen sollte.
Dieses Prinzip will Giffey nun auf ganz Berlin übertragen. Nach Mitternacht könnten doch die Lampen ausgeschaltet werden, die öffentliche Gebäude wie das Brandenburger Tor, das Rote Rathaus oder den Fernsehturm anstrahlen: „In der Lage, in der wir sind, muss man alle Möglichkeiten zum Energiesparen prüfen.“ Und die Lampen abzuschalten – das täte erst mal niemandem weh und davon müsse auch niemand frieren.
Beim Land prüft man nun das Einsparpotenzial, und das ist wohl tatsächlich da: Der Tagesspiegel hatte bereits in der Mittwochausgabe seines Checkpoint-Newsletters nachgehakt und herausgefunden, dass das Land mehr als 200 Objekte nachts anstrahlen lässt (die übrigens dann immer jede Nacht alle einzeln abgeschaltet werden müssten).
Auch Reklame verbraucht Strom
Der ehemalige grüne Bundestagsabgeordnete Christian Ströbele will noch weiter gehen. „Alle reden vom Kaltduschen. Aber wenn Stromsparen so angesagt ist, sollte erst mal die Leuchtreklame in allen Städten abgestellt werden – nicht erst im Winter“, hatte er am Dienstag getwittert. „Die braucht doch niemand.“
Empfohlener externer Inhalt
Dass es mit ausgeschalteter Reklame und unbeleuchteten Wahrzeichen dann dunkel wird in Berlin, muss niemand befürchten. Schließlich gibt’s genug Läden, die ihre Lampen immer an lassen – auch dann, wenn sie geschlossen haben und niemand da ist. So wie ein Bio-Supermarkt bei uns um die Ecke, der auch nachts noch hell erleuchtet ist. Dort nennen sie es „Nacht- oder Notbeleuchtung“. Zu der Frage, ob und warum sie notwendig sei, wollte man dort nichts sagen. Pläne, sie dauerhaft abzuschalten, scheint es auch nicht zu geben.
Doch auch in den Läden könnte sich das Lichtausknipsen lohnen. Denn in den 250 größten Lebensmittelunternehmen macht Strom laut einer (schon etwas älteren) Studie mehr als siebzig Prozent der Energiekosten aus, bei den 250 größten Unternehmen im Non-Food-Bereich (und damit ohne Kühlung) sind es immer noch mehr als 60 Prozent. Wenn das Land also mit dem Ausknipsen in den eigenen Zimmern fertig ist, könnte es hier direkt weitermachen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen