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Streitgespräch um Grünen-Zukunft„Wahrgenommen als Spaßbremsen“

Bei den Grünen tobt ein Richtungsstreit zwischen Realos und Linken. Ein Streitgespräch zwischen Vertretern beider Flügel: den Landeschefs in Bayern und Berlin.

Was müssen die Grünen machen, um die Bürger für sich zu gewinnen? Bild: dpa

taz: Herr Janecek, sind Sie ein Konservativer?

Dieter Janecek: Ja, auf eine gewisse Art bin ich konservativ. Ich bin in ländlichen Räumen Niedersachsens und Niederbayerns aufgewachsen, komme aus einem eher konservativem katholischen Elternhaus, die Mutter vom Bauernhof, der Vater aus dem Arbeitermilieu, beide Bildungsaufsteiger. Ich finde, Politik muss Werten folgen. Die Bewahrung der Schöpfung ist wichtig, die Frage der Solidarität untereinander, das liberale Lebensgefühl.

Sind Sie ein Linker, Herr Wesener?

Daniel Wesener: Ich würde mich als emanzipatorischen Linken bezeichnen. Ich hatte lange eine Distanz zu Parteien, weil ich dachte und immer noch denke, dass man aus der Zivilgesellschaft heraus viel bewirken kann. Ich bin dann aber 2001 in die Grünen eingetreten, weil sie genau diese Schnittstelle markieren.

Was ist im Moment der zentrale Denkfehler der Realos, Herr Wesener?

Bild: dpa
Im Interview: Daniel Wesener

Position: Der 37-Jährige bezeichnet sich als emanzipatorischen Linken. Wesener, seit Mai 2011 Landesvorsitzender der Berliner Grünen, ist einer der intellektuellen Vordenker seines Parteiflügels.

Herkunft: Eher konservatives Elternhaus in Hamburg. Der Vater katholisch, die Mutter den Sozialdemokraten zugeneigt, beide waren Ärzte.

Motivation: Daniel Wesener trat im Jahr 2001 bei den Grünen ein – wegen der Patriotismusdebatte, die Friedrich Merz, damals CDU/CDU-Fraktionschef im Bundestag, und andere Unionspolitiker führten. Stolz auf Deutschland? Wesener sagt, er habe „einen gesellschaftspolitischen Rollback“ gefürchtet und sich dagegen engagieren wollen.

Wesener: Einige Realos leiten aus unserem Wahlergebnis die Erkenntnis ab, man müsste die Grünen wieder auf ihren Markenkern schrumpfen. Zurück in die Nische, Öko only. Ich halte das für einen schweren inhaltlichen und strategischen Fehler. Als Ökologe muss man Linker sein. Ökologie ohne Gerechtigkeit, das funktioniert nicht.

Janecek: Ich teile deine Analyse nicht. Gerechtigkeit definiert sich nicht dadurch, dass man an fünf verschiedenen Steuerstellschrauben dreht. Und Ökologie muss nicht links sein, sondern progressiv. Das heißt, sie muss möglichst viele Bündnispartner finden, all die Progressiven in der Landwirtschaft, Industrie, den Gewerkschaften und am Ende eben auch in der Union. Das haben wir vernachlässigt. Stattdessen haben wir auf ein Umverteilungsprogramm gesetzt, das von einer allgemeinen Krise ausging und Gerechtigkeit zur absoluten Priorität erklärte.

Was ist falsch daran, für Gerechtigkeit zu sorgen?

Janecek: Die Menschen wollten sich von uns keine Verteilungsdiskussion aufdrängen lassen. Schon gar nicht im Süden Deutschlands, wo nahezu Vollbeschäftigung herrscht. Gerade der Mittelstand hat dazu beigetragen, Arbeitsplätze zu erhalten. Ich will Firmen als Partner haben, die mit uns die ökologische Transformation machen. Aber ich musste die ganze Zeit mit Unternehmen darüber reden, warum wir sie so stark besteuern.

Wesener: Natürlich sind wir in einer Krise. Auch wenn die in Deutschland gefühlt noch nicht so angekommen ist. Es gibt eine Euro-, eine Finanz-, eine Klimakrise. Es gibt ein Gerechtigkeitsgefälle, international und auch in Deutschland. Außerdem ist es ein Widerspruch zu sagen: Unser Finanz- und Steuerkonzept war falsch, die Priorität muss die Energiewende sein.

Weil?

Bild: dpa
Im Interview: Dieter Janecek

Position: Der 37-Jährige bezeichnet sich als konservativ im Sinne der Verteidigung von Umwelt, Wohlstand und Demokratie. Er ist der entschiedenste Realo außerhalb Baden-Württembergs, führt seit 2008 als Landeschef die bayerischen Grünen und wird dem nächsten Bundestag angehören.

Herkunft: In Eggenfelden in Niederbayern aufgewachsen, gründete er mit 19 Jahren die dortigen Grünen mit.

Motivation: Als „zentralen Antrieb“ bezeichnet er die Umweltbewegung und die drohende Klimakatastrophe. Janecek wurde in der Zeit Helmut Kohls politisiert. Den CDU-Kanzler fand er auch faszinierend, sagt er – „wegen des europäischen Gedankens“

Wesener: Weil man für mehr Klimaschutz auch eine andere Finanzpolitik braucht. Eine Energiewende funktioniert nicht ohne öffentliche Investitionen. Das ist der Grundfehler derjenigen, die jetzt die Revision des Steuerkonzepts fordern. Sie bleiben die Antwort auf die Frage schuldig: Wie wollt ihr die Energiewende bezahlen?

Winfried Kretschmann kann also nicht rechnen?

Wesener: Ich habe interessiert zur Kenntnis genommen, dass Baden-Württembergs Ministerpräsident jetzt gesagt hat: Die Länder brauchen pro Jahr 20 Milliarden Euro mehr vom Bund. Nun, selbst unser angeblich zu ambitioniertes Steuerkonzept sieht nur 12 Milliarden Euro vor.

Janecek: Die Steuermehreinnahmen sprudeln. Außerdem haben wir uns nicht getraut, darüber zu sprechen, welche ökologisch schädlichen Subventionen wir kürzen könnten. Das wären schon mal 48 Milliarden Euro. Wir müssen doch akzeptieren, dass viele Menschen ihre eigene Situation nicht so sehen, wie wir sie ihnen ausgemalt haben.

Was ist mit der Gerechtigkeitsfrage?

Janecek: Die Grünen muss eine zentrale Gerechtigkeitsfrage beschäftigen: Wie schaffen wir es, Wohlstand und einen drastisch reduzierten Ressourcenverbrauch in Einklang zu bringen? So hart das klingt: Am Ende ist so etwas wichtiger als die Frage, ob wir eine Kindergrundsicherung von 300 Euro anstreben sollen, wenn bereits knapp 200 Milliarden in die Familienförderung gehen. Die Prioritäten für eine gute Zukunft Deutschlands sind die Energiewende, die ökologische Transformation, gute Löhne, Bildung. Punkt.

Parteitag: Was nun, Grüne? Vor allem um diese große Frage wird es gehen auf dem Parteitag im Berliner Velodrom von Freitag bis Sonntag. Die gut 800 Grünen-Delegierten werden versuchen, Schlüsse aus dem 8,4-Prozent-Debakel zu ziehen. Und darüber streiten, wie die Partei in Zukunft Mehrheiten für ihre Inhalte gewinnen kann.

Strategie: Wichtig wird die Diskussion über künftige Koalitionsmöglichkeiten. Der Bundesvorstand schlägt in seinem Leitantrag eine Strategieänderung vor. Die Grünen müssten es schaffen, sich wieder „eine realistische Machtoption zu erarbeiten“, heißt es in dem Papier. Zwar stehe man der SPD am nächsten, doch habe man das Wahlziel einer rot-grünen Mehrheit zum dritten Mal in Folge bei Bundestagswahlen verfehlt. Der Vorstand möchte deshalb, dass die Partei in Zukunft offensiv auch Bündnisse mit der CDU oder der Linkspartei in Betracht zieht.

Führung: Die Delegierten werden auch eine neue Parteiführung wählen. Cem Özdemir will erneut für den Parteivorsitz kandidieren, die Saarländerin Simone Peter, ehemals Umweltministerin in dem Bundesland, bewirbt sich um den zweiten Chefposten. Ihre Wahl gilt als sicher, weil es keine Gegenkandidaten gibt.

Wesener: Deine Analyse springt zu kurz. Manche Realos denken, Grüne müssten einfach dreimal häufiger „Ökologie“ sagen, um wieder erkennbar zu werden als Partei der Nachhaltigkeit. Stimmt, Ökologie muss stärker in den Vordergrund.

Aber?

Wesener: Aber Ökologie ist nicht mehr per se ein Gewinnerthema für die Grünen. Schwarz-Gelb hat eine sehr erfolgreiche Angstkampagne gemacht …

Janecek: … der wir viel zu wenig entgegengesetzt haben.

Wesener: Richtig. Aber wenn wir im Wahlkampf in Berlin über die Energiewende sprechen wollten, fragten uns die Menschen nach Strompreis und Heizkosten. Viele Leute, die im Grunde die Energiewende wollen, sind in ihrem Alltag mit einem konkreten Problem konfrontiert – das Geld fehlt. Wenn wir das ausblenden, dann scheitern wir.

Haben Sie die Wirtschaft abgeschreckt, Herr Wesener?

Wesener: Quatsch. Ich kann dieses Argument nicht mehr hören. Was haben wir denn in den letzten Jahren getan? Wir haben den Green New Deal gemacht, der Ökologie, Ökonomie und Soziales zusammendenkt.

Janecek: Den haben wir dann im Wahlkampf vergraben. Der war ja nicht mehr da.

Wesener: Wir haben diverse Landesminister, die jeden Tag mit der Wirtschaft über den Erfolg der Energiewende sprechen. Wir haben viele Bündnispartner. Aber wir haben auch Gegner. Ich halte es für reichlich naiv zu glauben, dass man mit den strukturkonservativen Kräften in der Wirtschaft eine Energiewende machen kann. Mit Vattenfall und Eon wäre der Atomausstieg nicht gelungen.

Janecek: Daniel, das bestreitet doch keiner.

Wesener: Doch. Wenn ich von manchen höre, wir müssten Ökologie plus ein bisschen Mittelstands- und Industriepolitik machen, ist das verrückt.

Janecek: Wir haben in der Strompreisdebatte immer nur reagiert, wir waren immer in der Verteidigung. Stattdessen hätten wir offensiv sagen müssen: Die Energiewende ist das Projekt unserer Generation. Sie bedeutet Zukunft und Klimaschutz, sie macht das Land zum Vorbild, sie berührt die zentrale Gerechtigkeitsfrage. Das hätte das Wahlkampfthema Nummer eins sein müssen.

Mit Kuschelkurs Richtung Energiekonzerne?

Janecek: Nein, da hat Daniel recht. Wir können die Energiewende nicht mit Eon zusammen organisieren. Im Gegenteil: Am Ende der Energiewende ist Eon weg.

Also muss Konfrontation auch weiter sein?

Janecek: Ja. Deshalb ist die Energiewende ein gigantisches Umverteilungsprogramm, weg von den Konzernen, hin zum Mittelstand. Aber auch Linke müssen doch einsehen, dass sich ein gesellschaftliches Projekt nicht mit der Ansage durchsetzen lässt: Wir schrumpfen euren Wohlstand.

Wesener: Die Kritik am grünen Wahlkampf teile ich, aber die Schuld muss man bei sich selbst suchen.

Janecek: Immer.

Wesener: Klimaschutz war der erste von drei grünen Schwerpunkten im Wahlkampf. Er wurde nur völlig überlagert, weil wir uns vor, auf und nach dem Programmparteitag im April eine Steuerdebatte leisteten. Nicht das Konzept war schädlich, sondern der interne Streit. Du, Dieter, warst übrigens einer von denen, die damals die Debatte hochgefahren haben. Ich weiß bis heute nicht, warum.

Für die Parteilinken sind also die Steuerkritiker wie Janecek und Kretschmann schuld an dem 8,4-Prozent-Desaster?

Wesener: Nein, schuld sind wir alle. Ich möchte nur die Legendenbildung verhindern, dass wir den Wahlkampf als Steuererhöhungswahlkampf geplant hätten.

Ein Teil der Leute hat schlicht nachgerechnet und gesagt: Wir wollen nicht zahlen für die bessere Gesellschaft der Grünen. Wollen Sie warten, bis die Leute moralischer werden?

Wesener: Es gab zwei Fehler. Da wurde das Bild konstruiert von einem gierigen Staat, der eh in Geld schwimmt, und den wollen die Grünen noch mehr füttern. Was wir der Gesellschaft zurückgeben wollten, also Bildung, Infrastruktur, Energiewende, blieb völlig unterbelichtet. Das zweite Problem war der Habitus. Wir sind aufgetreten wie Finanzbeamte mit Rechenschieber.

Herr Janecek, Sie haben das alles mit durchgewinkt. Warum, wenn es so falsch war?

Janecek: Bitte, ich sage ja nicht, es seien nur die Linken verantwortlich für das Finanzkonzept. Den Wahlkampf hat eine Partei geplant, die aus der Balance geraten war. Der linke Flügel hatte eine zu große Dominanz.

Oh. Müssen wir Mitleid haben?

Janecek: Danke, ich verzichte. Wir haben 2009 auf der BDK in Rostock auch auf meinen Antrag hin die Grünen „jenseits der Lager“ positioniert, als Partei der linken Mitte und eigenständig. Als Konsequenz wäre eine einfache Ansage richtig gewesen: Die SPD ist unser erster Partner. Aber wenn das nicht klappt, schauen wir, was mit der Union geht.

Noch mal: Warum haben Sie das nicht einfach durchgekämpft?

Janecek: Diese Positionen zu vertreten, war kaum mehr möglich. Das wurde in der Partei vehement unterbunden. Nach dem Motto: Der will ja nur Schwarz-Grün, der ist ja konservativ, der will dann noch das Soziale killen. Geschlossenheit ging über alles. Alle sagten: Wie kannst du es wagen, so einen Antrag zu stellen? Eine solche Haltung will ich bei den Grünen nie wieder haben.

Wesener: Du unterschlägst den Vorlauf. Das Finanzkonzept ist weder vom linken Flügel erdacht worden noch entstand es in den letzten sechs Monaten. Der Impuls kam aus den Ländern, die einen Ausweg aus ihrer Finanzmalaise suchten – deshalb habe ich auf Winfried Kretschmann verwiesen. Wenn wir die Schuldenbremse einhalten und Infrastruktur vor dem Wegbrechen bewahren wollen, brauchen wir neue Mittel. Jetzt von der Dominanz der Linken zu reden, ist auch Legendenbildung.

Wenn man Ihnen zuhört, fühlt man sich in einer Zeitmaschine. Ihre Rhetorik gleicht frappant jener nach den verlorenen rot-grünen Wahlkämpfen 2005 und 2009. Am Ende stand auch diesmal keine Regierungsoption.

Janecek: Schwarz-Grün wäre spannend gewesen. Denn wenn sich die drei Parteien auf ambitionierte Ziele beim Klimaschutz und der Energiewende einigen, dann gäbe es dazu keine Opposition mehr in Deutschland. Die Wirtschaft säße mit im Boot. Schade, dass die Union dazu dieses Mal nicht bereit war.

Eine schwarz-grüne Koalition im Bund könnte Ihre Partei zerstören, weil die letzten Wähler abwandern.

Janecek: Wofür sind wir gegründet worden? Doch nicht dafür, dass wir überlegen, ob wir beim nächsten Mal 6, 8 oder 12 Prozent kriegen. Ich will verdammt noch mal eruieren können, ob man mit den Schwarzen was Gutes hinkriegt. Wenn nicht, dann halt nicht. Im Umkehrschluss gilt das auch für die Linken.

Wesener: Ich verstehe diesen ganzen Eigenständigkeitsdiskurs nicht. Als ich 2001 eingetreten bin, stand für mich völlig außer Frage, dass die Grünen eigenständig sind. Für mich ist entscheidend, dass die Grünen von ihrem eigenen Standpunkt aus Nähe und Distanz definieren. Ich habe manchmal den Eindruck, dass bei einigen Realos Eigenständigkeit bedeutet, die Grünen anschlussfähiger für die CDU zu machen. Das finde ich falsch. Das ist nicht eigenständig, sondern unterwürfig.

Meine Herren, den Klimawandel interessiert doch nicht, wie die Grünen Nähe und Distanz definieren. Warum koalieren Sie nicht längst mit der CDU, Herr Wesener?

Wesener: Wir sind von 3,7 Millionen Menschen gewählt worden, und wir stehen in der Pflicht, das umzusetzen, wofür wir angetreten sind. Wenn wir zu dem Schluss kommen, dass sich zentrale grüne Projekte mit der Union nicht realisieren lassen, dann ist eine Absage kein Verrat, sondern ein Verdienst an der Demokratie. Selbstverständlich, würde die CDU ihr Parteiprogramm über Bord werfen, dann denken wir gerne noch mal nach.

Das ist borniert. So kann man nicht Politik machen.

Wesener: Was ist borniert?

Der CDU Rückständigkeit vorzuwerfen, sich aus der Verantwortung zu schleichen, während der Klimawandel voranschreitet – dessen Bekämpfung die wichtigste Aufgabe Ihrer Partei ist.

Wesener: Wenn ich mir aber das Ergebnis der Sondierungen anschaue, dann wollte sich die CDU dem Konflikt zwischen fossilen Kraftwerken und Erneuerbaren nicht stellen. So geht Klimaschutz nicht. Und ich finde das auch nicht überraschend. Die Union kann nicht gegen ihre eigenen Unterstützer regieren. Nehmen sie das Beispiel Hamburg. Da haben die Schwarzen suggeriert, es gäbe so etwas wie ein gemeinsames Projekt. Aber das gab es nicht, weil es weder mit dem eigenen Programm etwas zu tun hatte noch mit den eigenen Mitgliedern noch mit den Wählermilieus – siehe Schul-Volksentscheid.

Sie haben damals wie heute Ihre Wähler mit Ihrem Gerechtigkeitsanspruch überfordert. Die Hamburger wollten Ihre Modernisierung der Schulpolitik nicht mittragen.

Wesener: Vor allem die CDU-Wähler.

Ja, klar.

Wesener: Es geht doch um die Frage: Ist Schwarz-Grün ein erfolgversprechendes Projekt für die Menschen, die damit auch Erwartungen verbinden? Eine Koalition einzugehen aus falsch verstandener Staatsräson oder weil man sich als Scharnierpartei begreift, das halte ich nicht für politisch verantwortlich.

Herr Janecek, Herr Wesener, Sie beide vermitteln den Eindruck, Besserwisser zu sein.

Janecek: Inwiefern?

Der Realo sagt: Das Wahlprogramm war falsch, wir haben es immer gewusst, Trittin ist schuld.

Janecek: Ach was.

Und der Linke sagt: Das Wahlprogramm war richtig, auch wenn uns keiner gewählt hat, schuld ist Kretschmann. Wie wollen Sie das Signal aussenden: Wir wollen nicht nur recht behalten, sondern auch recht bekommen?

Janecek: Ich glaube, viele Menschen haben uns dieses Mal noch gewählt. Aber sie denken sich: Wenn sich die Grünen jetzt nicht verändern, ist nächstes Mal Schluss. So ist die Lage. Unser Projekt von Green New Deal und einer ökologischen Wohlstandsgesellschaft bringt Ökologie und Soziales zusammen. Wir müssen uns über uns selbst klar werden.

Wesener: Mich trifft Ihr Besserwisservorwurf. Das ist in der Tat unser Problem: Im Wahlkampf wurden wir als ewige Besserwisser, als moralinsaure Spaßbremsen wahrgenommen. Und da geht es nicht nur um Kommunikation.

Worum geht es?

Wesener: Über Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit haben wir gesprochen. Aber stehen die Grünen eigentlich für eine progressive emanzipatorische Politik? Für einen individuellen Freiheitsgewinn, der mit Verantwortung einhergeht? Wir haben im Wahlkampf den Eindruck vermittelt, als Verbotspartei nicht für Aufbruch, sondern für Restriktion zu stehen. Es ist eine zentrale Aufgabe, diesen Eindruck zu korrigieren.

Künftig mit mehr Realo oder weiter so?

Wesener: Die große Disparität in der Partei besteht nicht zwischen Flügeln. Es gibt ein Nord-Süd-Gefälle, da bilden wir als Partei inzwischen ab, was in Deutschland auch sozioökonomisch als Gefälle besteht. Wir haben einen Landesverband Baden-Württemberg, der gefühlt Volkspartei ist. Und wir haben Landesverbände, die um die Fünfprozenthürde kämpfen.

Also doch mehr Kretschmann?

Wesener: Nein, das ist zu einfach. Ein Ministerpräsident muss seinem Bundesland verpflichtet sein. Als Grüner hat Kretschmann aber auch den Auftrag zu schauen, was für Menschen im Ruhrgebiet, in Sachsen oder in Berlin gut ist. Baden-Württemberg ist nicht die Republik.

Janecek: Was Verbote angeht: Ich bin weiter dafür, das Grüne Gebote und Verbote formulieren, wenn das sinnvoll ist. Auch die Union formuliert Verbote, zum Beispiel für die Lebensrealität von Lesben und Schwulen.

Wesener: Solange es nicht das Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen in Tübingen ist.

Janecek: Von mir aus. Ich will in Zukunft diskutieren, was wir wollen. Nicht, was Merkel falsch macht oder die SPD richtig. Wir brauchen eine positive Vision. Die Leute wählen ja nicht CDU, weil sie alle in die Kirche gehen, sondern weil Merkel das Ganze ganz gut managt und für wirtschaftliche Stabilität steht. Die Grünen werden nicht reüssieren, wenn sie sich zwischen SPD und Linkspartei streiten, wer am meisten umverteilt.

Wesener: Für mich ist die Ironie der Geschichte, dass die die immer sagten, die Grünen sollen Volkspartei werden, jetzt die Schrumpfung auf das Ökothema befürworten. Und ich wage die These, dass es zwischen den beiden Volksparteien CDU und SPD, die sich immer näher kommen, auch nicht viel kuscheliger ist.

Und was ist nun mit den Okayverdienenden vom Prenzlauer Berg? Reinholen oder weiter abstoßen?

Janecek: Klar, ich will die haben.

Wesener: Ich will Politik für alle machen.

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26 Kommentare

 / 
  • G
    gast

    "Wesener studierte Geschichte und Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und war Stipendiat des Evangelischen Studienwerks Villigst. Er beendete das Studium ohne Abschluss." quelle: wikipedia

     

    und jetzt fragt sich bitte jeder mal, warum eine partei mit solchen führungsfiguren um die 8% der wähler herumdümpelt. nämlich ziemlich genau derjenigen minderheit, die sich für den mittelpunkt des moralischen niversums hält und noch nie (oder selten) in der verlegenheit war, mal irgendeinen materiellen wert selbst zu erarbeiten und dann solidarisch an andere zu verteilen. solidarität wird in diesen kreisen nur gefordert, aber nie selbst geübt.

     

    wenn man das gequake von "new deal" usw. hört und dann diese typen sieht, kann einem schon etwas übel werden ob dieser bigotterie.

     

    schafft werte, von mir aus auch mit ökölogischem arbeiten - und dann verteilt bitte um, was ihr erarbeitet habt

     

    aber wenn steuergeldverbraucher wie geschätzt 60-80% der grünen wähler (und politiker - siehe wesener) den diebstahl bei den arbeitenden frühaufstehern euphemistisch als um"fair"teilen bezeichnen bleibt dem normalbürger die spucke weg bei soviel unverschämtheit. meine oma nannte ein solches verhalten immer "dummfrech" - der ausdruck passt hier bestens.

     

    der denkzettel der wähler für solch eine ansammlung von gescheiterten existenzen, die ausserhalb ihrer steuerfinanzierten parteijobs keinen fuss auf den boden bekommen würden war ja wohl deutlich

     

    und da muss man den ströbele ja noch ausdrücklich in schutz nehmen, der war und ist als anwalt ja wenigstens noch in der lage mit eigener leistung für seinen lebensunterhalt aufzukommen.

  • Dieser sogenannte Richtungsstreit zwischen Dieter Janacek und Daniel Wesener fand im selben Tunnel statt. Beide wollten zum Licht an verschiedenen Enden des Tunnels, aber das Licht stammt in beiden Richtungen nur von einem entgegenkommenden Zug! Der eine Zug trägt die Bezeichnung konservative Ökologie, der andere sozialdemokratistische Umverteilungsbonbons. Zum Licht der Erkenntnis geht es aber nicht auf befahrenen Gleisen, sondern - horribile dictu - vielleicht doch eher durch die Tunnelwand des finanzkapitalistischen Systems. Eine Ökologie, die nicht dieses Profitsystem bekämpft, hat keine Chance, selbst wenn mit grünen Ideen angeblich schwarze Zahlen in der Realwirtschaft geschrieben werden (Wachstumsmythos). Die Finanzströme zu Gunsten der Investment- und Spekulationsbanken lassen sich nicht wirklich durch eine verfassungsrechtliche Schuldenbremse aufhalten; darin irren z.B. die zu Sparkommissaren (Bildung!) mutierten Grünen in Baden-Württemberg. Finanzsystembedingte Schulden treiben aber eine Austeritätspolitik an, die weitgehend Staatsfunktionen (ausser natürlich Polizei und Militär) auflösen wird; dann gibt es auch für eine langfristige konservative ökologische Politik keinen handlungsfähigen Akteur mehr. Und es wird auch keine Substanz mehr geben, aus der heraus "soziale Grüne" Opium im Volk verteilen könnten. Die grausame Perspektive, zwischen zwei Nostalgiezügen geplättet zu werden, ist eine echte Chance für mutiges neues Denken. Das ist z.B. bei einigen Europa-Parlamentariern der Grünen vorhanden; selbst bei einem "intellektuellen Vordenker seines Parteiflügels" (taz über Wesener) ist dies nur in homöopathischer Verdünnung erahnbar. Wahltaktische Überlegungen à la Kretschmann und ein oder mehrere sogenannte Richtungsstreits der gegenwärtigen Art werden aus einer Perspektive im Jahre 2021 kleingedruckte Fußnoten zu den epochalen Ereignissen gewesen sein: Versagen vor der Geschichte.

  • N
    N.Aiv

    "Den CDU-Kanzler fand er (Janecek) auch faszinierend, sagt er – „wegen des europäischen Gedankens“ "

     

    Naja, er war jung und kannte sich nicht aus. Aber, ist das heute anders... !?

  • O
    O.Bacht

    Es gibt m.E. bei den bekannten Grünen nur noch einen Linken, der diesen Ehrentitel verdient, und der gewinnt bei jeder Wahl seinen Wahlkreis (sic!) Wenn die Grünen sich nur noch oder hauptsächlich auf "Öko" und "Energiewende" konzentrieren, schreitet der postmoderne Demokatieabbau und die Spaltung der Gesellschaft in wenige "Gewinner" und die Masse der "Verlierer" weiter voran. Und die "Gewinner" verdienen nach wie vor,und vor allem an der immer ausgeklügelteren Ausbeutung von Mensch und Natur. Wer wollte dies ernsthaft bestreiten!? Alle seriösen Analysen bestätigen das. Die wirtschaftsfreundlichen, neudeutsch "wirtschaftsaffinen", Grünen wollen eher den schnellen Erfolg,eine freundliche Presse, und die erfolgreiche Karriere. Das geht natürlich besser mit der Wirtschaft und deren gut geschmierte "Pflege der politischen Landschaft". Der Herr Kretschmann ist ein netter Mensch, und im Grunde, wie er es oft selbst beschreibt ein katholisch konservativer Provinzler. Die nassforschen, jungen karierreorientierten neuen "Realos" bei den Grünkn haben was ganz anderes im Gefühl und im Sinn..., auch wenn siederzeit noch etwas sympathischer erscheinen als die tranigen Dumpfbacken bei den Altparteien.

  • die deutschen lieben ihre CDU/CSU, ihre SPD und FDP (die nicht mehr ganz so sehr), also sollen sie glücklich werden mit diesen 50er-jahre-wir-haben-es-geschafft-parteien.

  • D
    DJ_rainbow

    Das so genannte Gespräch - Interview trifft es nun schon mal gar nicht - eiert um Phrasen und Allgemeinplätze herum, alle drücken sich vor der Wahrheit:

     

    Die Grün*Innen sind - soweit es andere (insbesonders Andersdenkende) betrifft - ewige Besserwisser und moralinsaure Spaßbremsen! Keinesfalls darf aber der eigene Spaß darunter leiden. Und das ist noch vornehm ausgedrückt.

     

    Und wenn ich das dümmliche Geschwafel von "Green New Deal" und einer "ökologischen Wohlstandsgesellschaft" schon lese, kann ich gar nicht so viele Steaks fressen, wie ich kotzen muss. Von nichts kommt nun mal nichts, weder der Strom aus der Steckdose noch das Geld aus dem Bankomaten. Harter Tobak (oder Shit aus Holland?) für grüne Traumtänzer*Innen aus dem Wolkenkuckucksheim, ich weiß - aber genau deswegen ja so richtig!

    • @DJ_rainbow:

      Behalten Sie ruhig noch ein wenig ihre einkaufsparadiesische Unschuld und insbesondere Ihre Lust am verbalen Auskotzen Ihrer Steaks. Es gibt eh kein richtiges Leben im falschen. Sie könnten sich aber trotzdem ein paar Informationen über die tierquälerische Intensivtierhaltung gönnen. Etwa hier: http://www.provieh.de/

       

      Auch was den Green New Deal angeht, kann etwas Sachkundigkeit nicht schaden.

       

      http://de.wikipedia.org/wiki/Green_New_Deal

    • @DJ_rainbow:

      keine angst, die grünen werden dieses land nicht regieren und wem's spaß macht, der soll sich ruhig von CDU/CSU/SPD in den hintern f... lassen ; )

  • J
    jens

    Die Grünen haben ein noch größeres Glaubwürdigkeitsproblem nach der Wahl - viele WählerInnen und Parteimitglieder haben im Vertrauen auf das von der Basis mitbeschlossene Wahlprogramm im Wahlkampf geackert bzw. Grün gewählt. Nach der Wahl werden alle vor der Kopf gestoßen, das Programm und die dafür stehenden Personen für obsolet erklärt - und dies mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit.

    Vertrauen und Glaubwürdigkeit wird bei der Stammwählerschaft verspielt...

  • Nunja, Kantinen usw. die ihre gesellschaftliche Verantwortung in so weit wahrnehmen, als dass sie einen Vegyday / Woche anbieten, sollten nach Ansicht der Grünen in irgend einer Weise einen Ausgleich für evt. Verluste bekommen. Nichts dagegen zu sagen, außer dass das Pillepale ist und nicht Teil eines Konzeptes. mit dem Zukunftsfähigkeit wirklich auch erreicht werden könnte.

     

    Dafür währe ein Meat-Day / Woche wohl auch angemessener oder eine ökologische Reform der Mehrwertsteuer, wie sie eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie der FÖS nahelegt.

    • @Hirschelmann Hans-Hermann:

      Sie wissen aber schon das es eine 5% Hürde gibt, oder?

      • @Tim Leuther:

        Die Grünen könnten trotz 5 % Hürde eine vorantreibende Rolle spielen bei der Befähigung der Gesellschaft, sich aus den Borniertheiten des kapitalistischen Alltags heraus zu arbeiten. Und sich den erwähnten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts mit der nötigen Ernsthaftigkeit (also Radikalität) zu stellen. Das hängt allerdings sehr davon ab, was sich in der näheren und weiteren Umgebung der Grünen Parten in der Richtung tut.

  • S
    Staatsbürger

    Der oft bemühte Green New Deal ist nicht mehr als ein kleines Industrieprogramm OHNE Sozialstaatsumbau.

     

    Die Probleme Deutschlands:

    Fehlende sozioökonomische Nachhaltigkeit

    Ökologische Wende

     

    Die Rechten bei den Grünen haben nicht verstanden, dass trotz der guten Lage in Süddeutschland und den Jubelmeldungen der CDU und Presse über die angeblich wirtschaftlich tolle Lage, Deutschland zu den Verlierern des 21. Jahrunderts gehört. SIE hätten im Wahlkampf die positive Brücke zu den konservativen schlagen MÜSSEN. Das schöne Leben der Gewinner lässt sich sehr wohl mit gesellschaftlicher Verantwortung verbinden - viele Wähler denken so! Jetzt schämen sie sich wieder, voller Unverständnis und peinlicher Unkenntnis über die soziale und wirtschaftliche Lage Deutschlands, die mittlerweile nur noch mit Krisenländern verglichen wird und nicht mehr besser ist als die Schwedens oder Dänemarks wie vor 30 Jahren, und geben den Linken die Schuld, für die von Ihnen nicht genutzte Chance, das Heft der sozialen und wirtschaftlichen Gestaltungsmacht in Deutschland in die Hand zu nehmen. Denn das Grüne Programm ist auch im Sozial- und Wirtschaftsbereich allen anderen Parteien überlegen. So lange das gesellschaftliche Weltbild der Realos sich, mit Ausnahme der Ökologie, an dem der CDU und des Seeheimer Kreises, weit Rechts von Heiner Geißler bewegt, werden sie über den Status einer grünen Tea Party nicht hinaus kommen, denn 80 Prozent der Wähler und Mitglieder trauen sich sozialen und wirtschaftlichen Erfolg zu denken (also das, was jenseits von Agenda 2010, Familienernähermodell, Schuldenwachstum, Share Holder, Exportweltmeisterei, Destabilisierung der Eurozone durch Lohndumping etc. pp. steht) (lesen Sie Statistiken der OECD und Eurostats hierzu! Nichts anderes bitte))

    Die Linken der Grünen müssen das auch, so stark außerhalb der Grünen sehe ich sie nicht aber die unsichere Flatterhafigkeit der Realos fehlt ihnen ein Glück.

    • @Staatsbürger:

      Linke Sowieso-Besserwissende haben den Green New Deal nur verschiedendlich missinterpretiert. Es käme darauf an, ihn zu verändern.

  • Das Problem der Grünen ist ihre fehlende Glaubwürdigkeit.

     

     

    Das Problem ist nicht die "Spaßbremsenfrage", die von den Mainstream-Medien hochgeputscht wurde, ebenso wenig wie der angebliche Linksruck der Grünen, der in Wahrheit lediglich gerechtfertigte moderate Steuererhöhungen für sehr gut Verdienende beinhaltet.

     

    Das Problem der Grünen ist ihre fehlende Glaubwürdigkeit. U.a. ein linker Berliner Landesverband hätte als erstes im Wahlkampf konsequent eine rot-rot-grüne Koalition fordern müssen und sollte es auch jetzt noch tun. Anstatt in diesem Zusammenhang - wie der Landesvorsitzedne Herr Wesener - von einer "Koalition der Verlierer" zu sprechen. Das müsste eine Selbstverständlichkeit sein, sofern ihm etwas an der sozialen Gerechtigkeit liegt, von der die grünen Agenda 2010 - Sozialabbau - PolitikerInnen Frau Göring-Eckhardt, Herr Trittin, Frau Künast usw. im Wahlkampf dauernd so erstaunlich engagiert sprachen.

     

    Nur Herr Ströbele forderte bereits im Wahlkampf, wenn auch nicht besonders lautstark, Rot-Rot-Grün. - Offenbar ist er der einzige echte Linke bei den Grünen, einer, dem es tatsächlich um INHALTE wie soziale Gerechtigkeit geht.

  • "Wir haben im Wahlkampf den Eindruck vermittelt, als Verbotspartei nicht für Aufbruch, sondern für Restriktion zu stehen."

     

    Wieso Eindruck vermittelt? Wer in das grüne Wahlprogramm schaut, sieht, dass es auch tatsächlich so ist. Und zwar ausgerechnet an den falschen Stellen, an den richtigen Stellen hingegen ist sehr wohl "Aufbruch" zu erkennen.

     

    Wortlaut Wahlprogramm: "Öffentliche Kantinen sollen Vorreiterfunktionen übernehmen. Angebote von vegetarischen und veganen Gerichten und ein „Veggie Day“ sollen zum Standard werden."

     

    Veggie Day als "Standard" für die Öffentlichkeit - es steht im Wahlprogramm.

     

    Oder was soll man z.B. von Frauenquoten halten, die ein massiver Eingriff in das Entscheidungsrecht von Unternehmen sind und eine Benachteiligung der Männer darstellen, weil ihnen ggf. des Staates wegen ein Job verweigert werden muss - was eindeutig gegen das Grundgesetz verstößt, das jegliche Benachteiligung oder Bevorzugung des Einzelnen aufgrund des Geschlechts verbietet? Und das alles aufgrund unbelegter Verschwörungstheorien der Feministenfraktion?

     

    Das Gleiche gilt für die geforderten Migrantenquoten für Polizei und Justiz.

     

    Das einzige, wo die Grünen im Allgemeinen Liberalität zeigen, ist beim Thema Asyl (keine Abschiebungen, mehr aufnehmen), Schwule (Adoptionsrecht), Strafrecht (NRW-Grüne: "Haft vermeiden", zur Not auf Kosten der Opfer) und Drogen. Das absolute Minderheitenprogramm.

     

    Die Grünen werden niemals Volkspartei, solange sie nicht in die Interessen der Mehrheit vertreten. Und die wollen weder eine "Flüchtlings"-Flut, noch frei herumlaufende Gewalttäter, noch freien Drogenhandel.

  • "Richtig. Aber wenn wir im Wahlkampf in Berlin über die Energiewende sprechen wollten, fragten uns die Menschen nach Strompreis und Heizkosten. Viele Leute, die im Grunde die Energiewende wollen, sind in ihrem Alltag mit einem konkreten Problem konfrontiert – das Geld fehlt."

     

    Was für ein Schmarn. Ich will auch Kobe-Steak, 3 Monatigen Urlaub auf den Malediven und ein 120qm Penthaus. Ich will auch ein Waschbrettbauch. Wenn ich aber nicht bereit bin dafür zu zahlen, in Geld oder in Sport oder in Verzicht auf anderes dann will ich es am ende doch nicht. Wenn die Leute für Tierrechte sind, aber nicht für die Preise im Bioladen, dann wollen Sie keine Tierrechte. Punkt. Dann wurde die Frage falsch gestellt. Und das ist die Fehleinschätzung vieler Naturschützer: Die Leute wollen es nicht zu dem Preis den es kostet - das ist de facto identisch, mit sie wollen es nicht.

    • @Tim Leuther:

      Volksbeschimpfung und zur Schau stellen der eigenen Bessermoral helfen aber auch nicht weiter.

       

      Es muss sicher darüber geredet werden, wie man weltweit zu Produktionsmengen und -methoden kommt, die die Zukunftsfähigkeit des Füreinanders nicht weiter zerstören. Also auch über Ökosteuern mit einem vernünftigen Sozialausgleich! Am Besten erweitert durch eine Diskussion um deren Internationalisierung mittels Ökozölle. Das funktioniert allerdings nur, wenn das Teil eines dynamischen Gesamtkonzeptes ist, dessen Notwendigkeit hinreichend vielen Menschen einsichtig ist.

      • @Hirschelmann Hans-Hermann:

        Es gilt realistisch anzunehmen wie viele Menschen wirklich für bestimmte Ziele sind. Wer für 100% Ökostrom ist und Strom billiger als ~40 cent will, der will schlichtweg nicht 100% Ökostrom. So einfach ist das. Und da brauchen sich die Ökostrombrfürorter auch nicht die ganze Zeit selbst motivieren indem Sie die Umfragen zitieren, das X% hierfür und Y% dafür sind. Wenn Sie den Preis nicht zahlen wollen, dann sind sie nicht dafür. Und dann hat man einen Bundestag bei dem Parteien die eher für einen langsameren Ausbau sind; CDU, SPD die so viele Prozente bekommen. Auch die knapp gescheiterte AfD und FDP sind für einen langsameren Ausbau.

        Ihr "sozialer Ausgleich" Argument ist am ende eine Lebenslüge, Sie wollen die Zustimmung dadurch erreichen indem die die Sie zum zustimmen motivieren wollen es nicht zahlen lassen. Das ist quatsch. Selbst wenn man für mehr umverteilung ist; die leute könnten auch so, einfach mehr Geld haben wollen, ohne teureren Strom.

  • Statt mit Kreiseziehen um die jeweils bevorzugten Schlagwörter und Koalitionsoptionen zu nerven hätten sich ALLE DREI besser darüber unterhalten, wie der erwähnte GREEN NEW DEAL zu einem wirklich spannenden weil dynamischen, zielorientierten und deshalb begeisternden Politik-Konzept gemacht werden kann, das die Gesellschaft mit hinreichend unangenehmen Wahrheiten versorgt und zugleich mitnimmt. Das heißt zu einem wirklich breiten Dialog um den besten Weg zur Bewältigung der Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte animiert.

     

    Organisiert einen GND Kongress zur Post 2015 Entwicklungsagenda der UN! Ladet neben Experten aus Wissenschaft und Verbänden Vertreter der konkurrierenden Parteien/Fraktionen ein, und hört, wie die denken, Versauerung der Meere, Wald- und Bodendegregation, Biodiversitätsverlust und Klimawandel zu stoppen, zu einem friedlichen Miteinander zu kommen usw. ohne dass dies als Trick wohlhabender Luxusökologen missverstanden werden kann, ihre Privilegien zu schützen.

     

    Und seht euch an, was Kate Raworth' Doughnut Economics dazu beitragen könnte. http://oekohumanismus.wordpress.com/2013/09/16/kate-raworth-doughnut-economics/

  • DM
    Daniel M.

    Es treibt mich zum Wahnsinn lesen zu müssen, dass manche Grüne davon reden, Ökologie sei ein Nischenthema. Dagegen haben Grüne 30 Jahre lang gekämpft, dass Öko kein Nischenthema mehr ist, sondern das zentrale Zukunfts- und Gerechtigkeitsthema. Nach Fukushima und den Kimadebatten ist das Konsens. Würde ich das anders sehen, wäre ich woanders Mitglied. So kann man seinen Markenkern klein reden und darf sich nicht wundern, warum die Wahlergebnisse minabel werden. Selbst in Kreuzberg waren die Grünen nur noch dritte Kraft bei der Bundestagswahl. Das sollte eigentlich zu Denken geben.

  • AB
    Admiral Benbow

    "Und was ist nun mit den Okayverdienenden vom Prenzlauer Berg? Reinholen oder weiter abstoßen?" fragt der Journalist.

     

    Ich sage: solange der Okayverdiener noch taz liest, wird er für dei Grünen nicht verloren sein.

  • F
    Flipper

    "Und was ist nun mit den Okayverdienenden vom Prenzlauer Berg? Reinholen oder weiter abstoßen? "

    Herr Schulte, meinen Sie das ernst? Nichts gegen zugespitzte Interviewfragen, aber ein bisschen an der Realität sollten die sich schon orientieren! Jedenfalls hatte ich bisher nicht den Eindruck, dass die Prenzlauer bisher vom "linken" Ströbele "abgestoßen" waren! Immerhin hält obengenannter das einzige grüne Direktmandat - und das quasi im Abonnement seit Jahren.

     

    Und Herr Janecek, Sie haben recht "Ich glaube, viele Menschen haben uns dieses Mal noch gewählt.", nur dass diese "Noch"-Wähler die Grünen-Stammwähler sind. Eine grüngetünchte FDP wird mindestens die Hälfte von denen garantiert nicht mehr wählen!

  • MM
    Markus Meister

    Es ist absolut richtig, man muss für eigene Inhalte stehen und sollte keine Koalitionen vor Wahlen ausschließen. Die Grünen bleiben aber eine linksliberale Umweltpartei und ich denke es wäre bundesweit ein großer Fehler jetzt auf neue ÖDP zu machen, dass das Konzept nicht trägt, sieht man an deren Wahlergebnissen.

     

    Dann verstehe ich nicht, warum niemand vor der Wahl sich mit seinen Vorstellungen bei der Urwahl angeboten hat und warum niemand bei Erarbeitung und Abstimmung des Wahlprogramms hörbar seine Bedenken äußerte?

     

    Ich denke, man hat den Karren mit Absicht vor die Wand fahren lassen, um jetzt der Partei seine Vorstellungen aufzuzwingen. Wirkliche nachhaltige Umweltpolitik ist immer auch eher links, da man gegen die Bequemlichkeit der Wirtschaft und des Bürgertums arbeitet. Wer meint, nun im Dialog schrittweise die Welt zu retten, der vergisst, wie lange wir schon zu wenig tun und das die Zeit drängt. Sich jetzt auch im Bürgertum einzurichten, heißt im Ruhestand von der Kunstoffindustrie gute Honorare für Reden zu bekommen, wie Joschka Fischer. Das bedeutet sicher auch großzügige Spenden von Familie Quandt zukünftig zu erhalten. Es macht uns aber wieder ein weiteres Mal beliebiger. Konservativ, bürgerlich-liberal mit etwas Umwelt, das sind schon zu viele Parteien, da braucht es uns nicht mehr.

  • N
    Nils

    Ich will keine weitere Ein-Themen-Partei. Ich denke, das wird den Grünen auch nicht gut tun.

     

    Ich sympathisiere wirklich mit der Partei und würde sie gerne wählen, aber so lange sie den Eindruck erwecken, es mit sozialer Gerechtigkeit und einer stärkeren Heranziehung der sog. "Leistungsträger" nicht wirklich ernst zu meinen - die Schröder-Fischer-Jahre und die jetzige Diskussion um das Wahlprogramm und die personellen Konsequenzen daraus beweisen es eins ums andere mal, dass soziale Gerechtigkeit bei denen nicht wirklich zählt - wähle ich weiterhin eine Partei, die dies maßgeblich auf der Agenda hat, und zwar zusammen MIT ökologischen Ambitionen.

  • L
    lord

    Gutes Interview. Ich simme Herrn Janecek auch voll und ganz zu wenn er sagt: "Wofür sind wir gegründet worden? Doch nicht dafür, dass wir überlegen, ob wir beim nächsten Mal 6, 8 oder 12 Prozent kriegen."

     

    Es ist doch das wichtigste das die Ziele umgesetzt werden. Wenn die Grüne danach nicht mehr gebraucht wird, wäre das schlimm? Schliesslich würde Deutschland zu diesem Zeitpunkt grün sein. Darum geht es doch letztlich, oder?