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Streit um neue AbschlussbezeichnungenDer Bäckermaster kommt

Kommt bald der Bachelor Professional? Der Bundesrat stimmt am Freitag über neue Berufsbezeichnungen ab. Einige Länder erheben Einspruch.

Ob Master oder nicht, dem Brot ist es egal Foto: Martinez/Westend61/imago images

Berlin taz | Der Streit geht seit Jahren und nun in die letzte Runde: Bundesbildungsministerin Anja Karliczek, CDU, will die Duale Ausbildung aufwerten. Das in ihrem Haus erarbeitete Gesetz zur Stärkung der beruflichen Bildung passierte im Oktober den Bundestag und soll an diesem Freitag im Bundesrat abschließend beschlossen werden. Doch die Länder, genauer die Kultusministerien, halten dagegen. Auf Antrag Nordrhein-Westfalens soll sich der Vermittlungsausschuss mit dem Gesetz befassen.

Die Kultusminister:innen haben an und für sich nichts dagegen, die berufliche Bildung zu stärken, sie sind auch nicht gegen die Mindestausbildungsvergütung von 515 Euro pro Monat, die nun per Gesetz vorgeschrieben sein soll. Sie stoßen sich aber an den geplanten neuen Abschlussbezeichnungen in der beruflichen Bildung: „Berufsspezialist“, „Bachelor Professional“ und „Master Professional“.

Diese sollen bisherige Bezeichnungen wie „Wirtschaftsfachwirtin“ oder „Fachkaufmann“ ersetzen. Meisterinnen und Meister dürfen sich zusätzlich „Bachelor Professional“ nennen. Die neuen, an akademische Titel angelehnten Bezeichnungen, sollen die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung unterstreichen. So das Kalkül Karliczeks.

Doch das sehen die Kultusminister:innen anders. Die Baden-Württembergerin Susanne Eisenmann, CDU, hat die Front der Ablehner:innen in den vergangenen zwei Jahren organisiert und lehnt es auch kurz vor dem abschließenden Votum der Länderkammer ab „unsere bewährten Abschlüsse durch englische Wortkreationen beliebig und verwechselbar zu machen.“ Wie sie der taz mitteilte, habe es die berufliche Bildung überhaupt nicht nötig, sich sprachlich an akademische Bezeichnungen anzupassen. „Aus diesen Gründen setze ich mich dafür ein, den Vermittlungsausschuss in dieser Sache anzurufen.“

Rektor:innen versus Handwerker:innen

Eisenmann weiß die Hochschulrektorenkonferenz hinter sich, die Verwechslungsgefahr mit akademischen Titeln wittert und sogar einen Akzeptanzverlust des Bachelors. Die Rektor:innen sind sich einig mit den Arbeitgebern, beziehungsweise mit deren Dachverband.

Bundesbildungsministerin Karliczek hat hingegen Handwerksverbände und Handelskammern auf ihrer Seite. Der Zentralverband des Handwerks etwa begrüßt in seiner Stellungnahme ausdrücklich die „attraktiven“ Titel. Die würden die höhere Berufsbildung stärken und ein Zeichen gesellschaftlicher Wertschätzung senden.

Aber auch innerhalb der Länder herrscht Uneinigkeit. So empfehlen die im Wirtschafts- und Sozialausschuss beratenden Fachministerien die Annahme des Gesetzes. Am Freitag werden die neuen Abschlussbezeichnungen den Bundesrat wohl trotz heftiger Gegenwehr passieren. Damit rechnet man zumindest selbst in Baden-Württemberg. Und der Bäckermeister kann sich dann künftig auch Master Professional nennen. Die Brötchen bleiben die gleichen.

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2 Kommentare

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  • 0G
    07400 (Profil gelöscht)

    Das Erfinden neuer Namen und Etiketten ändert nichts am von der Politik und Gesellschaft abgewürdigten Arbeiten, Tätigkeiten und Wertschätzungen.

    Und die Ursachen?

    Weiter So unter den Teppich gekehrt zum Stolpern. Gut das ein Roter Teppich ebenso von diesem untern Teppich kehren betroffen ist.

    Mist Mist Mist



    Ohne Tücke und List

    • @07400 (Profil gelöscht):

      Gut Ding will Weile haben.