piwik no script img

Streit um Wechselunterricht in BerlinSchüler siegen vor Gericht

Das Verwaltungsgericht hält den pauschalen Wechselunterricht für rechtswidrig. Die Entscheidung setzt die Bildungsverwaltung unter Druck.

Getestet wird schon lange in der Schule Foto: dpa

Berlin taz | Seit Tagen läuft die Debatte über eine Rückkehr Berlins zum regulären Schulunterricht angesichts rapide gefallener und weiter sinkender Coronazahlen. Am Montag hatten zwei Schü­le­r*in­nen nun mit ihren Eilanträgen vor dem Verwaltungsgericht Erfolg: Das vom Senat beschlossene pauschale Wechselmodell für Berlin sei rechtswidrig, entschied das Gericht laut einer Mitteilung. „Die Antragstellerin und der Antragsteller könnten in ihren Bezirken eine Vollbeschulung unter Beachtung der im Übrigen geltenden infektionsschutzrechtlichen Schutzmaßnahmen beanspruchen.“ (VG 3 L 180/21)

Laut der Vorgabe des überarbeiteten Infektionsschutzgesetzes dürfe Wechselunterricht nur angeboten werden, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz an drei aufeinanderfolgenden Tagen den Schwellenwert von 100 überschreite, so das Gericht weiter. Das Land Berlin habe „seinen Einschätzungsspielraum überschritten“.

Damit dürfte die Debatte über das Thema in der Senatssitzung am Dienstag noch einmal spannend werden. Bisher hatte Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD) ihr Nein zur Rückkehr zum Regelunterricht auch gegen Kritik vom Koalitionspartner Grüne und von SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey verteidigt. Die Entscheidung des Gerichts dürfte die Grundlage der Debatte verändern, zumal Brandenburg am Montag den Regelunterricht für Grundschüler wieder aufgenommen hat. Eine Woche später sollen dort die weiterführenden Schulen folgen. In Brandenburg beginnen die Sommerferien wie in Berlin am 24. Juni.

Aus Sicht des Pädagogenverbands Brandenburg birgt die Öffnung der Schulen für den Regelbetrieb jedoch ein Risiko. „Die Lehrer sind noch nicht durchgeimpft und riskieren ihre Gesundheit und die Schüler auch“, sagte Verbandspräsident Hartmut Stäker. Die Auswirkungen seien noch nicht absehbar, sagte Stäker. Es sei zu befürchten, dass die Infektionszahlen erneut nach oben gehen. „Ich hätte mir gewünscht, dass es bliebe, wie es war mit dem Wechselunterricht – so wie in Berlin auch.“ Der Landeselternrat drängte hingegen darauf, die Zeit bis zu den Ferien zu nutzen, um Lerndefizite aufzuholen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Wieso sind noch nicht alle Lehrer "durchgeimpft" ?

    WIESO NICHT ?

    Es ist so unfassbar !

    Ich dachte ja immer, dass viele der Politiker vor den Kameras dummtun - denn dummsein bedeutet ja "nichts dafür zu können" .

    Aber das stimmt nicht - die tun nicht dumm.

  • Wer in der Schule arbeitet, weiß, dass die SchülerInnen komplett durch sind, fertig von den vielen Hin und Hers diese Schuljahrs und den damit einhergehenden mentalen Herausforderungen.



    Die Motivation fürs Lernen ist einerseits ziemlich niedrig und andererseits genießen zumindest meine SchülerInnen die zurzeit kleinen Lerngruppen; die Atmosphäre ist einfach persönlicher.



    Wer ernsthaft meint, so kurz vor den Sommerferien jetzt fachlich noch entscheidend irgendwas nachholen zu können, das in diesem Schuljahr zu kurz kam, der irrt.



    Man sollte den Wechselunterricht und die persönliche Atmosphäre in den kleineren Gruppen der anwesenden SchülerInnen bis zum Schluss beibehalten, denn im Moment steht das Soziale eher im Vordergrund. Und das brauchen die Jugendlichen.