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Streit um StrafzölleChina wirft USA „Erpressung“ vor

Trump will die Hälfte aller chinesischen Einfuhren mit Strafzöllen belegen. Peking droht mit Vergeltung. Ist ein Handelskrieg noch zu stoppen?

Bald ein paar Container weniger? – chinesisches Containerschiff in Long Beach, Kalifornien Foto: dpa

Peking dpa | Nach neuen Drohungen von US-Präsident Donald Trump bewegen sich China und die USA auf einen handfesten Handelskrieg zu. Peking kündigte am Dienstag Vergeltung an, kurz nachdem das Weiße Haus die Prüfung von weiteren Zöllen in Höhe von zehn Prozent auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar (172,3 Milliarden Euro) in Auftrag gab. Trump wies seinen Handelsbeauftragten Robert Lighthizer an, entsprechende Produkte zu bestimmen.

„Die Vereinigten Staaten initiieren einen Handelskrieg und verletzen die Gesetze des Marktes“, sagte ein Sprecher des Pekinger Handelsministeriums, der das Vorgehen der USA „Erpressung“ nannte. Verhielte sich das Weiße Haus weiterhin „irrational“, würden „entschlossene Gegenmaßnahmen folgen“.

Im Handelsstreit der beiden größten Volkswirtschaften ist damit eine neue Eskalationsstufe erreicht. Trump hatte erst am Freitag zusätzliche Strafzölle von 25 Prozent auf 1102 Produkte aus China im Wert von 50 Milliarden US-Dollar (42,7 Milliarden Euro) verhängt. Peking brachte drauf Vergeltungszölle auf US-Waren im Wert von ebenfalls 50 Milliarden Dollar auf den Weg.

Die Märkte in Asien reagierten am Dienstag mit deutlichen Abschlägen. Die chinesische Leitbörse in Shanghai verlor bis zum Handelsschluss fast vier Prozent. Der Hang Seng in Hongkong rutschte 2,7 Prozent ins Minus.

„Ausgezeichnete Beziehungen“ zu Xi Jinping, aber..

Setzt Trump seine jüngste Drohung um, würde er mit den Zöllen auf etwa die Hälfte der chinesischen Einfuhren in die USA zielen. China führte im vergangenen Jahr Waren im Wert von 505 Milliarden Dollar in die USA ein. Aus den USA gelangten dagegen nur Produkte im Wert von 130 Milliarden Dollar nach China.

Trump ist dieses Handelsdefizit ein Dorn im Auge. Die USA wollen nach Darstellung des Weißen Hauses auch Pekings staatlicher Unterstützung für eigene Technologie-Firmen einen Riegel vorschieben.

Der US-Präsident erklärte am Montag, er habe eine ausgezeichnete Beziehung zu dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping, und er werde in vielen Fragen weiter mit ihm zusammenarbeiten. „Aber die Vereinigten Staaten lassen sich beim Handel nicht länger von China und anderen Ländern auf der Welt ausnutzen“, fügte Trump hinzu.

Chinas Antwort auf die angekündigten Strafen bestehe darin, die Interessen des Landes und seiner Bürger zu wahren und zu schützen, teilte das Pekinger Handelsministerium mit. Chinas Maßnahmen würden denen der USA in „Qualität und Quantität“ entsprechen. Ein Sprecher des Außenministeriums forderte die USA auf, wieder „rationale Entscheidungen zu treffen.

Auch deutsche Firmen drohen verstrickt zu werden

Experten befürchten ernsthafte Konsequenzen für die Weltwirtschaft, sollte sich die Spirale der gegenseitigen Handelsbarrieren weiterdrehen. Trump hatte zuvor die EU-Länder sowie unter anderem die Nachbarn Kanada und Mexiko mit Strafzöllen auf Stahl und Aluminium belegt. Ökonomen sorgen sich, dass die Zölle nicht nur die beiden Riesen der Weltwirtschaft, sondern auch viele weitere Volkswirtschaften belasten werden. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte vor negativen Auswirkungen für Verbraucher, Investoren und auf den Finanzmärkten gewarnt.

Auch deutsche Firmen drohen laut Industrievertretern in die Mühlen des Handelsstreits zwischen den USA und China zu geraten, da sie in beiden Ländern viele Niederlassungen haben und Waren direkt aus den USA nach China oder in die entgegengesetzte Richtung verkaufen.

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9 Kommentare

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  • Ein Handelskrieg zwischen USA und China ist ja erst mal gut für Europa und andere Handelspartner. Wenn die Beschaffung in den USA für US Konzerne schwieriger wird, ist das gut für europäische Konkurrenten.

  • China ist gleichzeitig Gläubiger und Werkstatt der USA, und hat im Gegenteil unserer Regierungen keine angeborene Unterwürfigkeit. Das ist eventuell ein selbstmörderisches Verhalten

    In die Zukunft werden wir ein Trump-Denkmal errichten, "Dem Tötergraben des amerikanischen Imperialismus". Ist aber nicht ganz vertrauenswürdig, hat nach einer vielsprechender Anfangsphase die NATO begnadigt, sodass die Europäer weiter die Ehre hätten, exotische Hilfstruppen zu liefern.

  • Trumps Aggression gegen China - eine Maximaldummheit.

  • Wenn Europa sich ebenfalls mit den USA streiten muss, dürfte jetzt ein günstiger Zeitpunkt sein. Und im Juli geht es doch schon los. Also lasst mal eskalieren, sag ich mit Blick auf die Regierenden.

  • In Trumps Logik sitzt er selbst am längeren Hebel:

    ER kann immer noch x-100 Mrd zusätzlichen Warenwert strafbezollen, auch dann wenn China bereits alle US Waren schon mit Strafzöllen belegt hat.

    Gleichzeitig zielt er auf seine Wähler: Selbst wenn die darunter leiden, werden die zu ihm halten und sagen: Trump steht auf unsere Seite, er hat es zumindest versucht.

    Das ist fatal und man kann leider keine rationale Lösung sehen derzeit.

    • @Tom Farmer:

      Der Blick auf den Handel allein reicht nicht. Man muss auch den Dollar mit betrachten. Dieser ermöglicht es den USA in erheblichem Umfang ihre Schulden zu exportieren.

       

      Bei den Zöllen ist eben nicht Schluss, wenn China für seine Waren keine Dollar mehr akzeptiert, dann haben die USA ein richtiges Problem. Und das kann Trump seinen Wählern dann nicht mehr erklären.

      • @insLot:

        Und ohne chinesische Billigprodukte wären viele Geschäften in den USA leer.

        Wenn durch Strafzölle nun Preise steigen, werden das gerade die Trumwâhler zu spüren bekommen.

        Es waren auch schliesslich die USA die China zum Massenproduzenten ohne Rücksicht auf Menschenrechte, Gesundheit und Umwelt für die Welt gemacht haben und davon gut profitiert haben.

        Womöglich wollen die USA nun auch gezielt China unter dem Vorwand des Handelsdefizits destabilisieren. Wenn die ersten Fabriken schliessen müssen, dann wird es nicht lange ruhig bleiben.

    • @Tom Farmer:

      Die meisten Produkte - gerade die aus China - sind ohnehin viel zu billig.

       

      global angewendet wirken diese Zölle wie +10% Umsatzsteuer, nur dass die Firmen die sogar tatsächlich zahlen müssen. Unverschämtheit sowas, aber na und?

       

      Kann bitte mal jemand das Horrorszenario konkretisieren?

      "Dann geht die Weltwirtschaft den Bach runter" gilt nicht.

  • Die Vereinigten Staaten sind PLEITE. In einigen Regionen können nicht einmal die Lehrer bezahlt werden.

    Die USA haben diese Form der Erpressung erst über ZTE angetestet. Jetzt wollen sie mehr. Das war zu erwarten.