piwik no script img

Streit um Hochhaus-Umbau in BerlinInvestor macht einen Rückzieher

Luxuswohnungen im Postscheckamt? Der Investor änderte seine Pläne, der Bezirk ging dazwischen. Jetzt verkauft der Investor.

Diesen Banner adressierte Investor Christoph Gröner an Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) Foto: Contini/ Imago

Ein erbittert ausgetragener Konflikt auf dem Berliner Immobilienmarkt geht zu Ende. Die CG Gruppe von Investor Christoph Gröner verkauft seine Anteile am Postscheckamt-Areal an Art-Invest mit Sitz in Köln. Vorangegangen war ein Streit mit dem Kreuzberger Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne).

Ursprünglich wollte die CG Gruppe Luxuswohnungen im ehemaligen Postturm bauen und diesen „XBerg Tower“ nennen. Weil Gröner seine Planungen änderte – statt 710 Wohnungen sollten nur noch 623 entstehen –, stoppte Baustadtrat Schmidt die Baugenehmigung.

Der Streit zwischen dem Investor und dem grünen Baustadtrat eskalierte daraufhin: Gröner ließ im August ein Banner an dem Turm aufhängen – „Hier verhindert Rot-Rot-Grün 623 Wohnungen“ – und veröffentlichte den E-Mail-Verkehr mit Schmidt. Wie angespannt das Verhältnis war, zeigen Auszüge daraus: „Sie sind Zeugnis politischer Umstände, die es zu bekämpfen gilt“, schrieb der Investor dem Grünen-Politiker.

Im November war dann nach einem Vermittlungsversuch der Senatsverwaltung bekannt geworden, dass im Turm keine Wohnungen, sondern ausschließlich Gewerbeflächen entstehen sollen. Demnach sollte die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Degewo auf den Grundstücken rings um den Turm 311 Mietwohnungen, davon 244 Sozialwohnungen mit 6,50 Euro pro Quadratmeter, bauen.

Wissen, mit wem man zu tun hat

Baustadtrat Schmidt sagte der taz am Montag, dass sich der Verkauf an Art-Invest bereits durch diese Vermittlung der Senatsverwaltung angebahnt habe. Der neue Eigentümer Art-Invest werde nun im Postscheckamt, vor und seitlich des Turms, Gewerberäume errichten. Und im nördlichen Teil des Grundstücks würden die Wohnungen der Degewo entstehen.

Schmidt begrüßt das. „Der Konflikt ist damit beendet. Es ist gut, dass wir jetzt wissen, mit wem wir es zu tun haben“, sagte er. Die CG Gruppe ist auf Wohnungsbau spezialisiert, das Unternehmen verkaufe ihre Objekte nach dem Bau. Dagegen sei Art-Invest ein Bestandshalter – und somit auch an der langfristigen Entwicklung in der Nachbarschaft interessiert. Schmidt kennt das Unternehmen aus vorhergehendem Kontakt und möchte sich bald mit Vertretern zusammensetzen, „um deren Interessen kennen zu lernen“. Sprechen will er dabei auch über Kooperationspotenziale in der Nachbarschaft „hinsichtlich der Nahversorgung und des öffentlichen Raums“.

Der nächste Sieg für den grünen Baustadtrat gegen einen großen Player auf dem Berliner Immobilienmarkt? „Es geht hier nicht um einen Sieg unsererseits“, sagte er der taz. Es gebe keinen Grund, die Sache jetzt „populistisch“ zu deuten.

Jürgen Kutz, Vorstand der CG Gruppe, will seinerseits auch nicht von einer Niederlage sprechen. Der Verkauf sei nur ein „folgerichtiger Schritt“ gewesen, nachdem keine Wohnungen in dem Turm gebaut werden sollen. „Wenn überhaupt, dann ist das eine Niederlage für Nutzer, die Wohn- und Gewerberaum suchen. Diese mussten jetzt schon mehrere Jahre warten.“ Auch beklagte sich Kutz über den langen Planungsprozess, der nicht wie üblich gelaufen sei.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Wenn ich den Beitrag richtig verstanden habe, hat der Grünen-Stadtrat die Baugenehmigung gestoppt, weil der Investor statt 710 nur noch 623 Wohnungen bauen wollte.



    Der Investor hätte jetzt klagen können, ich glaube nämlich nicht, daß eine Baugenehmigung von einem Stadtrat einfach so gestoppt werden kann, wenn ansonsten alle Formalien erfüllt sind.



    Statt sich jahrelang mit einer Klage zu beschäftigen hat der Investor jetzt an einen anderen Investor verkauft.



    Der neue Investor baut jetzt mit dem Segen des Grünen-Stadtrats Gewerbeflächen und 311 Wohnungen.



    Im Ergebnis heißt das, daß 313 Wohnungen weniger gebaut werden.



    Langsam habe ich eine Ahnung davon, warum es in Berlin zu wenige Wohnungen gibt.