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Streit über Verbrenner-AusBewegung im Streit über E-Fuels

Umweltministerin Steffi Lemke will eine verpflichtende Nachweistechnik für den Brennstoff. Technisch ist das kein Problem, sagt der TÜV.

Umweltministerin Steffi Lemke fordert eine verpflichtende Nachweistechnik für E-Fuels Foto: Marijan Murat/dpa

Berlin taz/afp/rtr | Im Streit über das geplante Verbrenner-Aus in der EU pocht Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) auf eine rasche Einigung. „Ich glaube, dass mit jedem Tag, den diese Hängepartie länger dauert, tatsächlich Vertrauen beschädigt werden könnte in die europäischen Prozesse, in die Aussagen der Bundesregierung“, sagte Lemke am Sonntagabend in der ARD. „Deshalb muss und soll diese Hängepartie so schnell wie möglich beendet werden.“

Die EU hatte ihren endgültigen Beschluss für das Verbrenner-Aus Anfang März aufschieben müssen, weil Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) mit Rückendeckung von Parteichef Christian Lindner kurzfristig ein Veto eingelegt hatte. Die FDP will rechtlich verbindlich festschreiben, dass Autos mit Otto- oder Dieselmotor auch nach 2035 noch neu zugelassen werden können, wenn sie synthetische Kraftstoffe tanken, sogenannte E-Fuels. Lemke stellte nun eine Bedingung, falls es ab 2035 tatsächlich eine eigene Fahrzeugkategorie für E-Fuel-Fahrzeuge in der EU geben sollte. „Wenn es eine solche Kategorie gäbe – nachweislich nur mit E-Fuels –, dann muss natürlich auch die Nachweistechnik dafür da sein“, sagte die Umweltministerin. Das müsse bis dahin geklärt sein.

Rein technisch sei das klein Problem, sagt Richard Goebelt, Mitglied der Geschäftsleitung im TÜV-Verband und dort verantwortlich für Fahrzeuge und Mobilität. „Man kann On-Bord-Sensoren verbauen“, sagt Goebelt, „ähnlich wie dies heute schon in Dieselfahrzeugen für den Kraftstoffzusatz Ad-Blue geschieht“. Der Sensor würde registrieren, ob wirklich E-Fuels getankt würden. „Stellt er fest, dass konventioneller Kraftstoff im Tank ist, drosselt der Motor automatisch die Leistung oder springt gar nicht mehr an“, erklärt der TÜV-Experte. Schaden nehme der Motor dabei nicht. Möglich sei auch, dass das Fahrzeug mit der Zapfsäule kommuniziere und sich nur mit E-Fuels betanken lasse. „Auch diese Technik liegt vor“, sagt Goebelt, „sie könnte sowohl standardmäßig in Neuwagen als auch in älteren Fahrzeugen eingebaut werden“.

Autobranche ist skeptisch

Allerdings geht man bei den gegenüber E-Fuels ohnehin skeptischen Autoherstellern nicht von einer Nachrüstung aus. „Die Diskussion zum Thema „100-prozentige-E-Fuel-Betankung“ betrifft aktuell nur Neufahrzeuge nach 2035“, heißt es aus der Branche, „für die Bestandsflotte werden auch weiter Kraftstoffe aus Mineralöl Verwendung finden, bei entsprechender Verfügbarkeit unter Beimischung von E-Fuels“.

Das Bundesverkehrsministerium sieht unterdessen Anzeichen für Bewegung im Streit über die Zukunft von Neuwagen mit Verbrennungsmotor in der Europäischen Union. „Es zeichnen sich positive Tendenzen ab, die eine gute Grundlage für weitere Gespräche sein können“, sagte ein Sprecher am Montag in Berlin. Man stehe mit der EU-Kommission dazu in einem konstruktiven Austausch. Zum Zeitplan könnten aber wegen der Komplexität des Themas keine Aussagen gemacht werden. Das Ministerium hatte der EU-Kommission kürzlich einen Lösungsvorschlag unterbreitet.

Laut einem Schreiben regt das Verkehrsministerium einen Weg an, für den es keine Zustimmung des Europaparlaments und der EU-Staaten braucht. Konkret schlägt Ressortchef Wissing demnach einen sogenannten delegierten Rechtsakt vor, der die derzeit blockierte Verbrenner-Einigung ergänzen würde. Der schon erzielte Kompromiss müsste somit nicht geändert werden. Die EU-Kommission kann einen solchen Rechtsakt verabschieden, anschließend haben Parlament und EU-Staaten zwei Monate Zeit, Einwände zu erheben.

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8 Kommentare

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  • Wie im Artikel richtig beschreiben, ist das Hauptproblem nicht dass Verbrenner nach 2035 nicht mehr gebaut werden dürfen, bzw. nur noch welche gebaut werden, die mit E-Fuels laufen, sondern die riesige Flotte von Verbrennern, die auch nach 2035 weltweit unterwegs sein werden. Wenn hier was für die Umwelt getan werden soll, dann muss möglichst schnell ein möglichst großer Teil des Kraftstoff-bedarfs durch E-Fuels gedeckt werden.

  • Die organisierte kriminelle Energie der Autobauer ist da nicht mitgedacht. Und ihr legaler Arm in Parlament und Regierung ist nicht für praktizierte Zukunfts- und Gemeinwohlorientierung bekannt.

  • Wenn ich das alles richtig verstanden habe würde dieser Kompromiss voll am Problem vorbeigehen. Erstens müssen diese e-fuels mit regenerativer Energie hergestellt werden, wovon wir eh nicht genug haben. Der Wirkungsverlust gegenüber Strom/Batterien liegt dabei bei 50%.

    Während also bei den Pkws die Batterie von der Effizienzseite her der Antrieb der Wahl ist, gerade auch neue Generation mit Salzbatterien (in dem Umfang in dem PKWs erforderlich sind) sieht es bei Schiffen und Flugzeugen anders aus. Hier könnten die e-fuels bis zur Erfindung besserer Lösungen eine "Brückenlösung" sein. Wenn die Autos jetzt den Flugzeugen und Schiffen den Sprit klauen (sie können mehr zahlen), dann werden diese weiter fröhlich mit steuerbefreiten konventionellen Treibstoffen fliegen und schwimmen.....

    • @Heiner Petersen:

      Sie mögen Teilweise recht haben, Wenn mann jedoch die Batterieproduktuion mit allen Nebenwirkungen in der Dritten Welt und die Tatsache, dass die Power to Gas Anlagen derzeit noch im Technikumsmaßstab laufen, was durch das Upüscaling auf Grioßtechnik noch erhebliche Effizienzgewinne möglich macht, sieht es anders aus.



      Wenn irgendwann einmal alle möglichkeiten der



      gewinnung erneuerbatrer Energien bei uns ausgenutzt sind, haben wir soviel Strom zu Verfügung, dass keiner mehr weiß wohin damit.



      Das ist alles locker duch die Einsparung von den 60.Mrd. € Einsparung für Primärenergie die wir derzeit den Scheichs und anderen Diktatoren in den Rschen werfen-

  • Der Punkt ist, dass E-fuels "je nach Verfügbarkeit" mit Strom aus regenerativen Quellen erzeugt werden KÖNNTEN.



    D.h. leider, leider (wird es dann heißen) geht es "ökonomisch nachhaltig" (i.e. billig) nur mit Fossilstrom.



    Mal sehen wie schnell die Grünen dann umfallen..

    Der Ruf nach Mrd.-Subventionen zur "Entwicklung" der Technologie wird jetzt schon hörbar. Das darf nicht geschehen.



    Physik und Massenwirkungsgesetze kann man nicht weg-entwickeln.

  • Frauen sind halt doch klüger. Dieser Vorschlag lag buchstäblich in der Luft.

  • Das ist doch mal wieder der übliche Schwachsinn.

    Was nützt der Nachweis darüber, *wie* das zeug hergestellt wurde, wenn es wo anders die Energie verbraucht, die jenes Land für seine energetische Wende bräuchte?

    Konkret: Windparks in Chile bauen, um Lindner & Co den Tank zu füllen, während Chile weiterhin Mineralöl importiert?

    Was soll der Riesenquatsch?

    Versteht mich nicht falsch: ich bin absolut kein Technikmuffel. Kohlenwasserstoffe aus CO2 und H2 finde ich eine sehr spannende Technologie. Mit CO2 direkt aus der Atmosphäre noch doppelt spannend (aber auch doppelt energiehungrig). Aber, verdammtnochmal, die ist nur dann nützlich, wenn absehbar wird, dass wir unseren Primärenergiebedarf absehbar aus Erneuerbaren abdecken! Das sollte die erste Priorität sein und bleiben.

    Die missbrauchen diese Techniken um uns zu suggerieren, dass wir unseren Arsch nicht in Bewegung setzen sollen. Das ist kriminell.

  • „Man kann On-Bord-Sensoren verbauen“



    Oh, das ist ja beruhigend. Autohersteller haben ja noch nie Sensoren manipuliert, um ihre Abgaswerte zu schönen ;-)