Streiks in Kasachstan: Sting sagt Konzert ab
Der britische Künstler lässt kurzfristig einen Auftritt in der Hauptstadt Astana platzen. Damit will er sich mit Ölarbeitern soldarisch zeigen, die im Ausstand sind.
BERLIN taz | Der britische Popmusiker Sting (59) hat sein für den 4. Juli in der kasachischen Hauptstadt Astana geplantes Konzert kurzfristig abgesagt. "Hungerstreiks, inhaftierte Arbeiter und zehntausende Streikende stellen eine virtuelle Grenze dar, die ich nicht vor habe zu überschreiten", heißt es in einem Eintrag vom 3. Juli auf der Website des Künstlers zur Begründung. Er teile die Position der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, die auf die Unterdrückung von Rechten der Angestellten der Öl- und Gasunternehmen, der Gewerkschaftsmitglieder, deren Anwälte und der mit ihnen arbeitenden NGO-Vertreter verweist.
Das Sting-Konzert aus Anlass des "Astana-Tages" war in Kasachstan breit beworben worden. Ungeachtet der hohen Eintrittspreise von 50 bis zu 650 US-Dollar waren fast 70 Prozent der Karten verkauft.
Die Organisatoren des Festes erklären die Absage des Konzertes etwas anders - mit eigenen technischen Problemen, die die Agentur von Sting festgestellt habe, wie die Pressesprecherin des Organisationsausschusses Zhanar Kolbatschajewa mitteilte. Die Stellungnahme auf der Webseite des Sängers ließ sie unkommentiert.
Streiks ungesetzlich
Mit Schweigen quittieren die offiziellen staatlichen Sellen auch den andauernden Ausstand im Mangystauski Gebiet. Am 8. Mai waren etwa 700 Arbeiter der Öl-Betriebe "Karazhanbasmunaj", "TulparMunajServis" und "ArgymakTransServis" in den Streik getreten. Sie forderten höhere Löhne. Am 20. Mai erklärte das Kreisgericht des Mangystauski Gebietes den Streik für ungesetzlich. Drei Tage später wurden die Justiziarin der Erdölarbeitergewerkschaft, Natalja Sokolowa, sowie acht streikende Arbeiter verhaftet. Anfang Juni setzte die Verwaltung 72 Teilnehmer des Streikes auf die Straße. Am 10. Juni versichterte der irische EU-Abgeordnete Paul Murphy Mep den protestierenden Arbeitern seine Unterstützung.
Stings Rückzieher dürfte der kasachischen Regierung alles andere als willkommen sein. Denn für sie wird es nun immer schwieriger, das Streik-Problem noch länger zu ignorieren.
Mit Auftritten in autokratisch regierten Ländern, in denen systematisch Menschenrechte verletzt werden, hat Sting jedoch offenbar nicht immer Probleme. Im Oktober 2009 gab er in der usbekischen Hauptstadt Taschkent ein Konzert - auf Einladung von Gulnara Karimowa, der Tochter des Staatspräsidenten Islam Karimow. Dafür soll er zwischen einer und zwei Millionen Pfund bekommen haben.
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