Streaming-Boom durch Corona: Schweiz droht Netflix-Stopp
In der Schweiz drohen in der Corona-Krise wegen angestiegener Internetnutzung Einschränkungen – in Deutschland vorerst nicht.
Der Schweizer Telekommunikationsanbieter Swisscom kämpft mit einem Anstieg der Internet- und Telekommunikationsnutzung. Aufgrund des ausgerufenen Corona-Notstands nutzen nun mehr Schweizer als sonst ihr WLAN zu Hause. Das Datennetz des Anbieters verfüge zwar noch über Reserven, dennoch forderte der Schweizer Bundesrat Anfang der Woche dazu auf, „datenfressende“ Dienste, wie etwa Videostreaming, zurückhaltend zu nutzen. Sollte das Internet in der Schweiz dennoch überlastet werden, drohen Einschränkung. Dann wäre Schluss mit Netflix und Computerspielen.
Auch auf EU-Ebene beschäftigt man sich mit dem Problem steigenden Datennutzung. EU-Kommissar Thierry Breton schrieb bei Twitter, er sei bereits in Kontakt mit Netflix-CEO Reed Hastings und rief die Nutzer*innen dazu auf, Serien und Filme nicht in HD-Qualität zu streamen, wenn es nicht notwendig sei.
Grundsätzlich wären die angedachten Maßnahmen aus der Schweiz auch in Deutschland möglich. Die Netzneutralität, also die Gleichbehandlung aller Dienste im Internet, kann aufgehoben werden, um „außergewöhnliche oder vorübergehende Netzüberlastungen“ abzumildern, wie es in der Telekom-Binnenmarkt-Verordnung der EU heißt.
Keine Warnung vor Überlastung
Doch dass es hierzulande dazu kommt, glaubt die Bundesnetzagentur aktuell nicht. „Die Netze sind derzeit stabil, gravierende Beeinträchtigungen der Internetverbindung werden aktuell nicht erwartet“, sagt ein Sprecher der Agentur. Die Telekom geht nicht davon aus, dass Streaming und Homeoffice ihre Infrastruktur überlasten werden, und auch der Internetknotenpunkt DE-CIX in Frankfurt verzeichnet zwar einen Anstieg der Datennutzung, warnt aber nicht vor Überlastung.
Dennoch verzeichnet der Störungsmeldedienst „Downdetector“ vermehrt Meldungen über Probleme bei deutschen Providern. Das liegt aber nicht an dem überlasteten Gesamtnetz, sondern an der Infrastruktur im eigenen Haus und der Nachbarschaft. Wenn die Kinder in einem Zimmer Fortnite spielen, während die Eltern im Homeofice Videokonferenzen halten, kann einen Router an seine Grenzen bringen.
Ein weiterer Flaschenhals sind die Kabel von den grauen Verzweigerboxen zum nächstgrößeren Knotenpunkt. Je nach Region ist der Ausbau des Netzes hier unterschiedlich gut. Während DSL- und Glasfaserkabel der Belastung standhalten sollten, kann es bei der Übertragung von Fernseh- und Internetverbindung über dasselbe Kabel bei Belastungsspitzen eher zu Störungen kommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Wirkung der Russlandsanktionen
Der Rubel rollt abwärts
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen
Rauchverbot in der Europäischen Union
Die EU qualmt weiter