Stichwahl in Thüringen: AfD verliert alle neun Duelle
Bei der Kommunalwahl in Thüringen hatte es die AfD in neun Stichwahlen geschafft. In keiner konnte sie sich durchsetzen, aber in einer war es knapp.
![Ein Mann im schwarzen Mantel steht auf einer Baustelle Ein Mann im schwarzen Mantel steht auf einer Baustelle](https://taz.de/picture/7052740/14/35532271-1.jpeg)
Die Thüringer CDU konnte sich am Sonntag in sieben Landkreisen und in den kreisfreien Städten Erfurt und Gera durchsetzen. Auf Platz zwei bei den Stimmen stehen die „sonstigen Parteien“, die in drei Landkreisen die meisten Stimmen bekamen. Die AfD landete thüringenweit zwar auf Platz drei bei den Stimmen, aber gewann keins der Ämter. Die SPD gewann hingegen in zwei Landkreisen und die FDP in der kreisfreien Stadt Jena.
Zu Beginn der Auszählung ging es im Altenburger Land äußerst knapp zu. Der AfD-Kandidat Heiko Philipp lag zwischenzeitlich mit 49,2 Prozent knapp hinter Uwe Melzer, seinem Kontrahenten von der CDU, der entsprechend 50,8 Prozent bekommen hatte. Am Ende verlor Philip dann aber doch deutlich mit 45 Prozent, obwohl er 5.000 Stimmen mehr bekam als im ersten Wahlgang. Da hatte Philipp sogar knapp vor Melzer gelegen.
Alle anderen acht AfD-Kandidaten bekamen im zweiten Wahlgang niedrigere Stimmanteile als Philipp. Auch Stefan Schröder, der im Wahlkampf in Sömmerda versucht hatte, ein vermeintliches Bündnis mit seinem CDU-Mitbewerber Christian Karl zu konstruieren, um den Ausbau einer Unterkunft für Geflüchtete zu verhindern. Wie die taz berichtete, widersprach Karl dieser Darstellung. Er hat Anzeige erstattet und nun bei der Stichwahl gegen Schröder mit 59,4 zu 40,6 Prozent gewonnen.
Erfurt und Gera: Amtsträger abgelöst
In den kreisfreien Städten Gera und Erfurt löst die CDU die bisherigen Amtsträger ab. Trotz der Gerüchte, er mache mit Rechtsextremen gemeinsame Sache, gewann der CDU-Kandidat Kurt Dannenberg gegen den parteilosen Julian Vonarb. In Erfurt setzte sich Andreas Horn gegen seinen Namensvetter von der SPD durch. Andreas Bausewein war seit 2006 Bürgermeister in Erfurt. Laut Recherchen des Nachrichtenmagazins Spiegel hatte Bausewein Anfang des Jahres zugesagt, für die neue Partei Bündnis Sahra Wagenknecht anzutreten, aber kurz vor der Verkündung noch einen Rückzieher gemacht.
Die SPD-Landrätin Antje Hochwind-Schneider konnte im Kyffhäuserkreis ihr Mandat gegen den AfD-Herausforderer Andreas Hartung-Schettler verteidigen. Ihr Parteigenosse Onno Eckert gewann im Kreis Gotha ebenfalls. Er bekam etwa 25 Prozentpunkte mehr als der AfD-Kandidat Stephan Steinbrück.
Die Grünen und die FDP hatten es beide nur in Jena in die Stichwahl geschafft. Das in Thüringen einmalige Duell ging für den alten und zukünftigen Oberbürgermeister Thomas Nitzsche von der FDP aus. Seine Herausforderin Kathleen Lützkendorf konnte ihre Stimmen aus dem ersten Wahlgang zwar mehr als verdoppeln, es reichte aber trotzdem nicht.
Im Ilmkreis hat die von den Linken unterstützte Parteilose Petra Enders mit mehr als 65 Prozent deutlich gewonnen. Sie trat gegen den AfD-Kandidaten Ralf Gohritz an.
In Hildburghausen gewann der Kandidat der Freien Wähler Sven Gregor mit mehr als doppelt so vielen Stimmen gegen den Neonazi Tommy Frenck. Dass Frenck als bekennender Hitler-Verehrer es überhaupt in die Stichwahl geschafft hatte, war für viele Beobachter:innen ein Schock.
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