Steve Carell in „The Four Seasons“: Beziehungskrisen in vier Jahreszeiten
„The Four Seasons“ ist ein gelungenes Remake des Klassikers aus den 80ern. Die Serie erzählt von Liebesbeziehungen und Generationenkonflikten.

Die Netflix-Serie „The Four Seasons“ ist das gelungene Remake einer erfolgreichen Komödie aus dem Jahr 1981. Der Titel ist an Antonio Vivaldis Violinkonzerte „Vier Jahreszeiten“ angelehnt, die ausgiebig zur Untermalung dieses flotten Achtteilers eingesetzt werden.
Die jeweils halbstündigen, dialogreichen Episoden spielen an vier verschiedenen Urlaubsorten zu vier verschiedenen Jahreszeiten und erzählen von den gruppendynamischen Prozessen der befreundeten Paare rund um die Trennung von Nick und Anne. Schon wenige Monate nach der im Frühling vollzogenen Trennung fährt Nick mit seiner neuen, gut 20 Jahre jüngeren Freundin Ginny (Erika Henningsen) in den Sommerurlaub. Mit dabei sind stets die anderen beiden Paare, Kate (Tina Fey) und Jack (Will Forte), sowie Danny (Colman Domingo) und Claude (Marco Calvani).
Eine viel zu junge Partnerin
Wie funktionieren langjährige Liebesbeziehungen? Welche Konflikte gilt es zu bewältigen? Was bedeutet es, gemeinsam älter zu werden? Auch wenn die starbesetzte Serie „The Four Seasons“ anfangs als eine fast etwas zu beliebig wirkende Beziehungskomödie daherkommt, nimmt die Erzählung ungemein Fahrt auf, wenn sie versucht, diese Frage zu beantworten.
Der Sommerurlaub an der mexikanischen Küste im Ökoressort, den die 31-jährige Ginny plant, wird für Nicks luxusverwöhnten über 50-jährigen Upper-Middle-Class-Freunde zur Zerreißprobe. Als dann auch noch ein Hurrikan kommt und sich herausstellt, dass Ex-Frau Anne in einem benachbarten Hotel Urlaub macht, kommt es am Traumstrand zur Eskalation.
„The Four Seasons“
ab 1. 5. auf Netflix
Nicht weniger dramatisch wird es bei der Herbstfahrt in die ehemalige Uni-Kleinstadt der sechs Freunde im beschaulichen Neu-England, wo mittlerweile die Töchter zweier Paare studieren. Die Unitheater-Aufführung eines Stücks, das Nicks und Annes Tochter Lila (Julia Lester) geschrieben hat, wird zur knallharten Abrechnung mit den Eltern und der neuen Freundin des Vaters. Die anderen beiden Paare sind derweil mit den Untiefen ihrer Beziehungskrisen beschäftigt. Und das geht nahtlos weiter auf der Winterfahrt ins Skigebiet.
Feinfühlige Ironie
Statt auf krawallige Satire setzt „The Four Seasons“ auf feinfühlige Ironie in einer kammerspielartigen Atmosphäre, wo die Figuren gediegen ihre Spleens ausleben: Der Hypochonder Jack sehnt sich nach seiner verlorenen Jugend, während Ehefrau Kate die Schnauze voll davon hat, sich um den ganzen Alltag kümmern zu müssen und ihren selbstmitleidigen Mann zu trösten.
Claude bemuttert in einem fort seinen Ehemann Danny, der gerade einen Herzinfarkt hatte, aber keine Abstriche bei seiner Arbeit als Architekt machen will und fortwährend die Urlaubsgemeinschaft bekocht. Und Anne versucht, trotz der Trennung Spaß zu haben, was nicht immer gelingt, etwa als sie vergeblich ihren Surflehrer verführen will. Nick suhlt sich derweil im frisch verliebten Glück und hadert bald mit den für ihn viel zu jugendlichen Freunden seiner Geliebten.
Empfohlener externer Inhalt
der trailer

Die Serie erzählt pointiert von Klassenschranken, Generationenkonflikten, der peinlichen Unfähigkeit, alt zu werden, und der widerlich-männlichen Attitüde, für immer ein sportlicher und cooler Junge bleiben zu wollen. Am Ende driftet die sehenswerte Geschichte, die dann doch große Unterschiede zum Film von 1981 hat, ins Tragische ab und wartet mit einem verblüffenden Finale auf.
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