Stellenstreichungen im Silicon Valley: Massenentlassungen auch bei Amazon

Der riesige Konzern streicht laut Insidern 10.000 Stellen und ist damit nicht alleine. Die Börsenkurse vieler Tech-Unternehmen befinden sich im Sinkflug.

Viele Amazon Pakete stehen vor einer Wohnungstür

Amazon entlässt MitarbeiterInnen, da nicht mehr so exzessiv bestellt wird wie zu Hochzeiten der Corona-Pandemie Foto: Frank Gärtner/imago

BERLIN taz | Und jetzt auch noch Amazon. Der US-Technologiekonzern, bekannt für seinen Onlineversandhandel, reiht sich in eine Reihe von Unternehmen aus dem Silicon Valley ein, die dieser Tage massenhaft Mitarbeitende entlassen. Anfang der Woche machte die New York Times publik, dass Amazon 10.000 Mitarbeitenden kündigen wolle. Der Konzern selber hat sich noch nicht dazu geäußert.

Betroffen von den Entlassungen seien vor allem Beschäftigte in den Hardware-Abteilungen, im Onlinehandel und dem Personalwesen, so die New York Times mit Bezug zu anonymen Quellen. Die genauen Zahlen sind noch unklar, da die Entlassungen gestaffelt und nicht auf einen Schlag abgewickelt werden sollen. Unter anderem sollen Mitarbeiterinnen des Sprachassistenten Alexa betroffen sein. Dieser Bereich war laut Insidern schon in den letzten Jahren stark defizitär.

Amazon beschäftigt weltweit mehr als 1,5 Millionen Arbeitnehmer:innen, die meisten sind auf Stundenbasis in einem der Logistikzentren eingestellt. In diesem Bereich schwanken die Zahlen auch saisonal stark, aktuell wird im Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft wieder eingestellt, während im Sommerhalbjahr 78.000 Arbeitsplätze abgebaut wurden.

Der Onlineriese war während der Pandemie sehr stark gewachsen, die Zahl der Mitarbeitenden hat sich seit 2019 fast verdoppelt. Dieses Jahr noch hat Amazon mit Verweis auf den besonders kompetitiven Arbeitsmarkt die Lohnobergrenze erhöht. Der geplante Stellenabbau betrifft den Unternehmensteil des Konzerns und ungefähr 3 Prozent der Angestellten. Es handelt sich um die größte Entlassungswelle in der Geschichte des Unternehmens.

Im Silicon Valley geht es nicht mehr nur aufwärts

Amazon ist mit dieser Entwicklung nicht alleine. In den letzten Wochen hat ein Silicon-Valley-Unternehmen nach dem anderen Entlassungen im großen Stil verkündet. Meta, der Mutterkonzern von Instagram und Facebook, gab letzte Woche bekannt, 13 Prozent seiner Angestellten zu entlassen, das entspricht 11.000 Stellen. Auch Twitter hat nach dem Kauf durch Elon Musk der Hälfte seiner Mitarbeitenden gekündigt. Außerdem gab es beim Zahlungsdienstleister Stripe, dem sozialen Netzwerk Snapchat, dem Fahrdienstleister Lyft und der Streamingplattform Netflix Entlassungen. Und auch der chinesische Amazon-Rivale Tecnet wird vermutlich Stellen streichen, wie am Dienstag bekannt wurde.

Ein Blick auf die Entwicklung des Börsenwertes der Top 100 US-Tech-Unternehmen ist aufschlussreich: Seit dem Beginn der Pandemie ist der Wert der Aktien der größten amerikanischen Technologiekonzerne insgesamt stark angestiegen, bis er Ende 2021 den bisherigen Höchststand erreicht hat. Seitdem geht es bergab – und zwar schnell. Etwa die Hälfte des Wertgewinns, der während der Lockdowns in der Pandemie erzielt werden konnte, ist schon wieder zerronnen.

Die Tech-Firmen selber verweisen als Begründung für den Stellenabbau auf die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung. Zuweilen hört man auch selbstkritische Töne. Stripe-CEO Patrick Collisson etwa räumte gegenüber Mitarbeitenden „sehr folgenreiche Fehler“ ein. Er habe das Wachstum der Internetwirtschaft falsch eingeschätzt.

Jeff Bezos, Gründer von Amazon, warnt schon seit Wochen vor einer Rezession, auf ­Twitter kommentierte er unlängst: „Es ist Zeit, die Luken zu schließen.“ Es ist davon auszugehen, dass vorher noch einige Mitarbeitende von Bord gehen müssen.

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