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Starfrisör Udo Walz über Mindestlohn„Drei Euro sind unverschämt“

Die Tarifpartner im Friseur-Handwerk haben sich auf Mindestlöhne geeinigt. Udo Walz ist dafür – denn wer schlecht bezahlt, kriegt keine gute Leistung.

Mindestlohn: Friseure sollen mehr Geld verdienen. Bild: dpa

taz: Herr Walz, was ist ein Haarschnitt wert?

Udo Walz: In zehn Minuten kann man keine Haarschnitte machen. Das ist klar. Bei uns dauert das eine Dreiviertelstunde.

Und was kostet das?

Waschen, schneiden, föhnen kostet 65 Euro. Wer sich die Haare von mir schneiden lässt, zahlt zwischen 120 und 150 Euro.

Geht es dabei um Kunst oder um Handwerk?

Um Handwerk natürlich! Kunst ist Geschmacksfrage.

Bild: ap
Im Interview: Udo Walz

68, ist Starfriseur. 1968 eröffnete er – nach einer dreijährigen Lehre – seinen ersten Friseursalon in Berlin-Charlottenburg. Heute besitzt er zehn Salons mit mehr als 90 Mitarbeitern. Er schnitt bereits Prominenten wie Marlene Dietrich, Romy Schneider oder Angela Merkel die Haare.

Wer kann sich denn ihre Preise leisten?

65 Euro, das ist ein normaler Preis für Berlin. Das ist kein Hubschrauber, den man da kauft.

Aber für viele Menschen sind 65 Euro viel Geld …

Es ist natürlich auch eine Frage des Geldbeutels, das ist überall so. Aber ich würde immer für mehr Qualität plädieren.

Ab August 2015 soll es in der Friseurbranche einen bundesweit einheitlichen Mindestlohn von 8,50 Euro geben. Ist das gut?

Ich war sprachlos. Die derzeitigen Stundenlöhne von teilweise 3,20 Euro, das finde ich schrecklich.

Sie befürworten also einen Mindestlohn für ihre Branche?

Ja, natürlich, 3 Euro Stundenlohn, das ist eine Unverschämtheit. So kann sich ein Mitarbeiter ja keine Mühe geben. Dabei gibt es auch unter den Billigfriseuren viele talentierte Leute. Aber die müssen ja in zehn Minuten fertig sein. Und umgekehrt: Wenn der Chef seine Mitarbeiter gut bezahlt, dann kann er von ihnen auch Qualität verlangen.

Inwiefern betrifft Sie selbst der Mindestlohn?

Gar nicht, ich zahle ja sowieso übertariflich.

Was verdienen denn Ihre Angestellten?

Die Gehälter fangen bei 1.500 Euro brutto an, dann sind sie noch umsatzabhängig. Also, ein guter Friseur bei Udo Walz verdient so etwa 2.300 Euro im Monat. Wie viel Trinkgeld sie noch dazubekommen, das weiß ich nicht.

Wo liegt ihrer Meinung nach das Problem in der Friseurbranche: beim Kunden, der sich weigert, mehr zu zahlen – oder beim Chef, der seine Mitarbeiter schlecht bezahlt?

Das kann ich letztlich nicht wirklich beurteilen. Wir haben Kunden, die kommen aus ganz Deutschland zu uns oder auch aus New York. Ich denke, Qualität ist immer zunächst teurer, das ist bei einer Frisur nicht anders als bei einem Pullover. Aber am Ende ist gute Qualität dann eben doch preiswerter, weil sie länger hält.

Aber Haare wachsen doch einfach nach, egal bei welchem Friseur man war …

Ja, aber unsere Frisuren halten zwei, drei Monate, das rechnet sich trotzdem. Letztlich ist es Geschmackssache. Wenn man zu einem billigem Friseur geht und damit zufrieden ist, dann geht man vielleicht wieder hin. Ich habe jedenfalls Stammkunden, die seit 15 Jahren zu mir kommen.

Wie erklären sie sich diese riesige Kluft zwischen den Preisen?

Das hat einerseits etwas mit der Lage zu tun, aber auch mit dem Service. Bei uns bekommt jeder Kunde einen frischen Umhang, gewaschen und gebügelt, wir haben frische Handtücher und es gibt eine Kopfmassage umsonst.

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7 Kommentare

 / 
  • R
    Reinhold

    Meine Verwandte zahlte vor 40 Jahren im Handwerk zw. 60-70 DM, für ca. 1,5-2,0 Std. // Heute dauert mein Schnitt neun Minuten und kostet zehn Euro.

     

    In Berlin -- in allen Stadtbezirken -- befindet sich fast an jeder Ecke ein Friseur. Häufig fehlt es an Kundschaft. Ebenso schnell wie viele Läden entstehen, verschwinden sie wieder.

     

    Offensichtlich werden junge Frauen von den unfähigen Schul-, Ausbildungs- und BA-Arbeitsbehörden in diese Massen-Beschäftigung -- ohne gesicherte Zukunft -- getrieben. Diese (sinnlose) Massenbeschäftigung bringt den jungen Menschen, vor allem junge Frauen, keine soziale und finanzielle Sicherheit bzw. Zukunft.

     

    Dieser unsoziale Zustand wird von der unfähigen Bildungs- und Ausbildungspolitik in Berlin und deren unfähigen BA-Behören und "Jobcentern" billigend hingenommen.

  • F
    Friseurgänger

    Udo Walz: In zehn Minuten kann man keine Haarschnitte machen.

     

    Bei einen Herren-Kurzschnitt ist das in dieser Zeit locker machbar, Herr Nachbar!

     

    Nur Promis zahlen 150 Euronen für solche Diesnstleistung.

  • A
    arribert

    1500 brutto / 170 Stunden = ca. 8,80 € /h

    2300 brutto / 170 Stunden = ca. 13,50 € /h

     

    3,50 €/h x 170 Stunden = 595 brutto

     

    1500 - 595 = 905

    905 Euro weniger, wie soll man davon irgendwas finanzieren?

    Für 600 Euro kann man nicht mal ein Zimmer plus Unterhalt und Lebenskosten finanzieren. Das hat zur Folge, dass die Leute zum Amt rennen müssen, dort Aufstockung beantragen und wir alle zahlen den Billigfriseur mit. Die, die hingehen sparen trotzdem, da sie die Haare für 10 Euro geschnitten bekommen.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Arbeit sol ich lohnen und sollte dementsprechend auch honoriert werden.Ein Mindestlohn wie gefordert wird unweigerlich die FRiseurpreise in die Höhe schnellen lassen.

  • M
    Martin

    Ich zahle 8 Euro bei einer netten türkischen Friseurin. Das ist hier (Ruhrgebiet) ein normaler Preis. Alternativ hat mir eine andere ihre Telefonnummer gegeben, um privat zu schneiden. Hier ist fast an jeder Ecke ein Friseur. Wenn sie nichts verdienen würden, dann gäbe es diese Geschäfte nicht.

    • @Martin:

      So ein Quatsch.

      Deine türkische Friseurin gibt sich bestimmt Mühe ,kann aber bei dem Preis wohl keine Kopfmassage und Haarwäsche mit super Produkten und danach noch ein Styling anbieten. denn dann braucht Sie 45 Min. Das was Sie für 8 Euro machen kann ist Zach,Zach mit der Maschine alles runterraspeln, Kontur abstechen und schnell etwas am Oberkopf auseffilieren.Ohne waschen.

      Ausserdem gehe ich fest davon aus, dass die Dame von Ihrem Lohn wohl kaum die Familie ernährt. Es ist wohl mehr ein Hobby wie bei fast 80% aller Friseurinnen, bei denen der Mann das Haus den Urlaub und für die Kinder zahlt. Ihr Verdienst bleibt ein zusätzliches Taschengeld. In den kleinen Läden ist Dienstleistung so schwer kontrollierbar, dass hier wohl auch mindestens 50% schwarz an der Steuer vorbei direkt ins Portemonnaie wandert. So wie ja auch die Friseurin die das "privat" schneiden angeboten hat. Das ist schlicht Schwarzarbeit und nimmt den Ehrlichen noch den Job weg ...Pfui.

      Mann sollte erstmal genau hinter die Kulissen Gucken um sich ein Urteil bilden zu können. Für welche Leistung bekommen Sie denn Wieviel pro Stunde??? Ist das Gerecht?

  • E
    eMCe

    "Beim Kunden der sich weigert mehr zu bezahlen oder..."

     

    Die ganze "Debatte"(ist es nicht mehr in der BRD sondern ein diktat) muss auch von den Unternehmen mal andersrum geführt werden.

     

    Was glaubt man denn wohl wo sich die 25-30% prekär Beschäftigten ihr essen kaufen MÜSSEN oder ihre Haare scheiden lassen MÜSSEN oder...

    Was glaubt man bitte wohin die Friseure(wir lassen mal aussen vor, das die allermeisten sich untereinander behelfen) mit 3-6,50€ Stundenlohn hin gehen um sich die Haare machen zu lassen?

     

    Die angetretene Abwärtsspirale in der BRD muss gestoppt werden oder wir haben bald chinesische verhältnisse - in einem allerdeutlichst reicherem Land(oder einen knüppelnden Polizei- und Überwachungsstaat, mit zwangsenteignung(Harz) und GEZ... wo es aktuell nach aussieht).