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„Star-Trek“-Macher verklagen FansIntergalaktisch überreagiert

„Star Trek“-Fans haben über eine Million Dollar für einen Fan-Film gesammelt. Und was macht Hollywood? Zerrt sie vor Gericht!

Das kann teuer werden: Ein Fan trägt urheberrechtlich geschützte Spitzohren. Foto: reuters

Alec Peters, dem Produzenten des „Star Trek“-Fanfilms „Axanar“, liegt eine fette Urheberrechtsklage vor. Zusammen mit anderen Fans hatte er online über eine Million Dollar gesammelt, um sein Filmprojekt zu finanzieren. Nur: Auf die Klingonische Sprache, die spitzen Ohren der Vulkanier und den Warp-Antrieb gibt es Patente - Und die gehören den Filmstudios CBS und Paramount Pictures.

Eigenartig ist, dass im Netz dutzende Fanfilme kursieren, in denen genau diese Patente verletzt werden. Das hatte die Studios bisher selbst bei hohen Klick-Zahlen wenig interessiert. Die Hommage ihrer Fans schien nie eine ernsthafte Konkurrenz zu sein.

Ganz anders fühlen sie sich bei Alec Peters millionenschwerer Crowdfunding-Kampagne. Und auf einmal geht es ums Geld. Man kann sich gut ausmalen, wie viele CBS-Schlipsträger sich bei dem Gedanken an den möglichen Wettbewerb mit einer professionellen Fanfilm-Industrie in die Hose gemacht haben. Umso verwunderlicher, dass die Studios mit der Klage nun die denkbar dümmste Marketingstrategie fahren.

Hallo Hollywood! Habt ihr keine Imageberater mehr? Niemand greift die eigenen Fans dafür an, dass sie „Star Trek“-Fandom betreiben. Peters und sein Team machen mit dem Film schließlich keinerlei Profit. Sie stellen ihn kostenlos auf Youtube zur Verfügung. Und produzieren dabei letztlich nichts weiter als Werbung für das weltberühmte Franchise.

Genauso sieht das auch Justin Lin, der Regisseur des nächsten offiziellen Star Trek Films „Star Trek Beyond.“ Lin twitterte als Reaktion auf die Nachricht, dass Star Trek allen gehöre und nicht nur den offiziellen Machern. Recht hat der Mann! Es ist eine Sache, ein Filmteam zu verklagen, wenn es Plot und Figuren einer bereits bestehenden Saga kopiert und das Ergebnis dann als etwas Neues ausgibt. Aber wenn die eigene Fan-Community einem so leidenschaftlich huldigt und dabei keinen Anspruch auf Gewinn stellt, wo liegt dann das Problem?

Die Überreaktion der Studios zeigt, dass es Hollywood wichtiger ist, ein hermetisch abgeschlossenes Finanzimperium zu sein, als wirklich zu unterhalten. Ohne die Begeisterungsfähigkeit der Trekkies wäre Star Trek weder seit Generationen so erfolgreich, noch hätte es ein so gigantisches Merchandise aufbauen können. Wenn die Macher die Fans nun daran hindern, ihre Beiträge zur Saga zu leisten, bewirken sie letztendlich nur, dass die enttäuschten Kreativen ihre eigenen Science-Fiction-Universen entwickeln – und zu echter Konkurrenz werden.

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6 Kommentare

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  • Ausser die Spin Doctors der einschlägigen Content-Mafia scheint das Thema ja niemanden hinter dem Ofen hervor zu holen.

     

    Daher nochmal zum besseren Verständnis für die Mitleser:

     

    Der Film "Axanar" wurde durch SPENDEN der Fans vorfinanziert und hat NULL Gewinn erwirtschaftet.

     

    Was dagegen die Produktionsfirma CBS sehr viel mehr zu stören scheint, ist der Umstand, dass ansehnliche Science Fiction Filme mit einem Bruchteil des Etats großer Studios gemacht werden können und dass auch brilliante Tricktechnik ein schlechtes Drehbuch nicht retten können. Axanar mag hier für ein "lebendiger" Beweis sein, oder wenigstens für CBS lebendig genug.

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @cursed with a brain:

      Ob der Film wirlich nicht kommerziell war kann ich zwar nicht beurteilen, geben Ihnen aber in einem Punkt Recht: Die Fans machen inzwischen inhaltlich anspruchsvollere Filme als die eigentlichen Star Trek Macher. Die letzten Filme waren einfach nur unterirdisch und widersprechen allem wofür STar Trek einmal stand.

  • Korrekt. Es gibt reichlich Fan Projekte, die CBS in Ruhe lässt. Und was sagt uns das? Axanar ist anders. Axnar ist kommerziell und auf Gewinn ausgerichtet. Im Gegensatz zu anderen Fan Projekten fällt es damit selbstverständlich unter das Copyright Recht. Es fällt mir ausgesprochenen schwer, Copyright Anwälte zu verteidigen, aber sie sind im Recht und tun nichts, was man nicht hätte erwarten können. Sicher könnte man das feinfühliger regeln, aber wer versucht, mit dem geschützten Material Anderer ein Geschäft zu machen, muss selbstverständlich damit rechnen, von deren Anwälten zu hören.

    Für nicht kommerzielle und hervorragende Star Trek Fan Projekte sei auf Star Trek Phase 2 und Star Trek Continues verwiesen.

    • @Frank N. Stein:

      Sie nehmen mir die Worte aus dem Mund. Tatsächlich wird das Geld, was mit bisher Axanar erwirtschaftet wurde, von den Machern für den Aufbau eines eigenen Studios benutzt. Die immer als ach so böse dargestellten Copyright-Halter haben zunächst mit einer Cease and Desist-Order einen Warnschuß abgefeuert und sind dann konsequent vor Gericht gezogen.

       

      Im übrigen ist es schon lustig, dass Trekkies die J.J.Abrams-Filme in Bausch und Bogen als hirnlose neumodische FX-Gewitter verdammen und sich nach dem ach so gedankenschweren Star Trek sehnen, aber sich dann nicht mehr vor Vorfreude einkriegen über einen Kriegsfilm mit wirklich hübschen CGI-Föderations- und Klingonenschiffen by Tobias Richter, die sich wunderbar animiert in Stücke schießen.

      • @Mark Wolf:

        Die Gelder haben maximal dazu ausgereicht das gesamte Set aufzubauen. natrürlich braucht man dazu auch Räume, entsprechend ein "Studio". Was nichts weiter als eine präparierte Lagerhalle ist. Was meint ihr denn wie teuer sowas maximal werden kann? Alleine nur die Materialkosten. Sonderanfertigungen die man extern fertigen lässt oder andere Dienstleistungen die man in ansruch nimmt nicht mit eingeschlossen.

        • @Hauke von Bergen:

          Im Gegensatz zu anderen Fanfilmen, die von CBS toleriert werden (Star Trek Phase II, Star Trek Renegades), geht es hier um eine durch Crowdfunding finanzierte Produktion. Axanar wird nicht einfach in der Garage gedreht, auch nicht in einer präparierten Lagerhalle. Die Macher zahlen sich ein Gehalt, vertreiben Merchandising und unter Studio ist Ares Studio, eine Produktionsstätte für weitere profitorientierte Projekte und Filmschule zu verstehen, die mit Kickstarter-Geld aus Axanar finanziert wird. Es ist schon reichlich naiv, Vorwürfe an die Rechteinhaber zu erheben und sie als Spielverderber zu sehen, wenn sie Maßnahmen treffen, die jeder andere ebenso zum Schutz seines Eigentums durchführt. Letztendlich bleibt ihnen gar nichts übrig, als zu reagieren. Darsteller Toy Todd hat bereits Konsequenzen gezogen und ist vor vier Monaten ausgestiegen, weniger wegen CBS Klage als wegen Differenzen mit den Machern. Die Axanar-Produzenten behielten dies für sich, was auch nicht gerade für sie spricht...