■ Standbild: Ein Vorspiel zum Prolog zur Tour
„Doping: Lügen und gewinnen“, Do., 23 Uhr, ARD
Zwei Tage vor dem Prolog der Tour de France lud die ARD zu einem besonderen Vorspiel: eine Reportage zum Thema Doping im Radsport. Wer sich noch an die stammelnden ARD-Reporter im vergangenen Jahr erinnert, die wegen des Doping-Skandals um ihr sauberes Großereignis fürchteten und deshalb jedem schmutzigen Konflikt auswichen, weiß, was die ARD-Verantwortlichen planten: Wir sind ehrlich wie das Team Telekom, also muß eine kritische Reportage her.
Der Film von Kai Henkel, Rolf Fritz und Joachim Buerkert führte denn auch selten ehrlich vor, was öffentlich-rechtliche Kritik heute bedeutet. Porträtiert wurden unter anderem ein ehemaliger Profi, der heute seine Drogenkarriere als Schlagersänger und Bestsellerautor vermarktet, sowie Willy Voet, der Masseur und Dealer des Festina-Teams, das 1998 den Skandal lostrat. Schrecklich, die Drogen, sie zerstören Existenzen, lautete der von einer überheblichen Kommentarstimme vorgetragene Tenor der hochmoralischen Reportage.
Selbstverständlich war der Mythos des „härtesten Radrennens der Welt“ stets nur Legende, die „Tour der Leiden“ trug immer den Schatten des Dopings mit sich. Wie sollte ein Mensch auch anders die Strapazen des Zeitfahrens oder die Bergetappe nach Alpe d' Huez bewältigen?
Schlimmer jedoch als ein gedopter Radrennfahrer ist das Philistertum jener, die an der Tour partizipieren. Als ob nicht jedes Milieu seine Drogen hat. Und wie immer, wenn Journalisten nichts mehr einfällt, rufen sie nach dem Staat, der „bestehende Gesetze anwenden“ soll. Der Sportjournalist als Moralpolizist. Michael Ringel
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