Stahlsparte von Thyssenkrupp: Milliardensubventionen zu verhökern
Thyssenkrupp plant den Teilverkauf seiner Stahlsparte. Politiker von Grüne und Linke stellen deswegen eine öffentliche Förderung infrage.
„Wir haben als Grüne ein großes Interesse, die Stahlindustrie in Deutschland als zentralen Wertschöpfungsfaktor zu halten“, so Banaszak weiter. Deshalb setze man sich für einen Brückenstrompreis genauso ein wie für eine starke Unterstützung bei der Transformation. Beides verlange aber, dass die Unternehmen ihrer Verantwortung nachkommen.
Ende Juli erhielt Thyssenkrupp vom Bund und von Nordrhein-Westfalen die Zusage für die milliardenschweren Förderung seines Dekarbonisierungsprojekts „tkH2Steel“, bei dem Wasserstoff zur Produktion von Stahl eingesetzt werden soll. Ende September kam nun an die Öffentlichkeit, dass der Konzern mit dem tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky über den Verkauf eines Anteils von 50 Prozent an seiner Stahlsparte verhandelt. Dieser ist in Deutschland kein Unbekannter. Kretinsky übernahm mit Hilfe seiner EPH-Holding gemeinsam mit dem Finanzinvestor PPF bereits von Vattenfall dessen Braunkohlegeschäft in der Lausitz.
Bei Thyssenkrupp ist die Stahlsparte schon länger eine Baustelle. Als der Konzern vor rund drei Jahren im Zuge der Coronakrise unter Druck geriet, brachte die NRW-SPD einen Einstieg des Staats ins Spiel. Auch ist der geplante Einstieg Kretinskys nicht der erste Anlauf, die Stahlsparte zu verkaufen. Ein lang diskutiertes Joint Venture mit dem indischen Tata-Konzern scheiterte etwa im Jahr 2019 an kartellrechtlichen Bedenken der EU.
IG Metall fordert Mitbestimmung
Was die IG Metall an den jetzigen Verhandlungen stutzig macht, ist, dass sie bisher noch keine Details erfahren hat. „Dies ist sehr ungewöhnlich“, erklärte ein Sprecher der Gewerkschaft. Frühere Verhandlungen wie der geplatzte Verkauf an Tata oder die Veräußerung der Aufzugsparte seien transparenter verlaufen. „Wir lehnen eine Übernahme durch Kretinsky nicht grundsätzlich ab, wohl aber eine Hauruckaktion auf Kosten der Beschäftigten“, fordert die Gewerkschaft mehr Mitbestimmung.
Der Linken-Politiker Pascal Meiser sieht indes auch die Ampelkoalition in der Pflicht, zu handeln: „Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass die milliardenschwere Förderung des Umbaus hin zu grüner Stahlproduktion endlich an klare Bedingungen geknüpft wird“, teilte Meiser der taz mit.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga