Stadtforscherin über Kunstaktion: „Elbtower wäre Treffpunkt für alle“
Das Hochhaus in Hamburg ist halb fertig, ob und wann dort weitergebaut wird, ist unklar. Nun erbarmen sich Kreative auf Raumsuche der Investitionsruine.
taz: Frau Manz, warum interessiert Sie Hamburgs prominenteste Bauruine: das Hochhaus neben den Elbbrücken?
Nina Manz: Im Moment ist der Elbtower eine Ruine der Spekulation. Aber wir, die AG Ost, sehen Potenzial in dem Raum und haben Ideen. Die wollen wir bei unserer performativen Einweihungsfeier vorstellen.
Wer genau ist in dieser AG Ost organisiert, einem „Netzwerk für radikaldemokratische & solidarische Stadtentwicklung“?
Wir sind ein Bündnis aus verschiedenen Initiativen mit vielfältigen Tätigkeitsfeldern aus dem Hamburger Osten, zum Beispiel aus Sport, Kunst und Kultur oder Erinnerungsarbeit. Mit dieser geballten Expertise darüber, was eine Stadt lebenswert macht, wollen wir den Tower mit Leben füllen.
Und was verstehen Sie unter einer performativen Einweihungsfeier?
Das kann man sich als Kunstaktion vorstellen, in deren Zentrum eine Rede stehen wird. Sie nimmt Bezug auf den Elbtower selbst und auf die Frage, wie es so weit kommen konnte. Es geht aber auch darum, wie die AG Ost etwas zur Verbesserung der Lage beitragen könnte. Es wird Musik und Getränke geben, das wird schon auch ein freudiges Fest.
Aber ein Fest mit einem ernsten Hintergrund.
*1994, ist Stadtforscherin. Sie engagiert sich bei Hallo, einem „Verein zur Förderung raumöffnender Kultur“, der Teil der AG Ost ist.
Viele Mitglieder der AG Ost haben in den vergangenen Jahren ihre Räume verloren. Die Konflikte zwischen Stadtmacher:innen und profitorientierter Stadtentwicklung spitzen sich in ganz Hamburg zu. Der Osten ist in dieser Hinsicht ein besonders spannungsreicher Ort.
Inwiefern?
Die Hafencity mit einem sehr hohen Durchschnittseinkommen auf der einen Seite, das einkommensschwächere Rothenburgsort auf der anderen. Da treffen Welten aufeinander. Und jetzt trifft da eben auch Benko auf die AG Ost, sozusagen.
René Benko, der zuletzt finanziell strauchelnde Hochhaus-Erbauer … Wie würde die Zukunft des Projekts aussehen, wenn es nach Ihrem Nutzungskonzept ginge?
In unserem Elbtower würde es eine Werkstatt geben, die die „Mundhalle“-Genossenschaft betriebe …
… die Arbeits- und Gemeinschaftsflächen vermietet …
Eröffnungsfeier (mit Performance, Musik vom Community Radio und Getränken gegen Spende): Sa, 6. 4., 17 Uhr, Billhafen-Löschplatz, Hamburg-Rothenburgsort (barrierefrei)
AG Ost im Internet: www.sokönnenwirnichtarbeiten.de
… ein Stadtteilzentrum, bestimmt auch einen Club und eine Stadtteilkantine. Unser Elbtower wäre ein Treffpunkt für alle. Die AG Ost steht mit ihren vielen Initiativen und ihrem Ideenreichtum praktisch dieser leer stehenden Baustelle gegenüber. Ich glaube, es ist wichtig zu erkennen, dass es gar nicht so viel Neues braucht. Darüber sollte man nachdenken, wenn es um gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung auf Augenhöhe geht.
Über dieses eine Haus hinaus.
Es gibt Bedarfe und Angebote aus dem Viertel. Sie brauchen nur einen Ort, an dem sie unterkommen können. Warum also nicht im Elbtower?
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