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Stadtentwicklung in Myanmar„Die müssen sehr viel Geld waschen“

Der birmesische Architekt und Stadtplaner Maw Lin über die Probleme von Yangon, Drogenbarone und die vielen gierigen Reichen.

Dank Spekulationen, Rohstoffen und der politischen Öffnung wächst der Reichtum in Yangon. Foto: Khin Maung Win/ap
Jutta Lietsch
Interview von Jutta Lietsch

taz: Herr Maw Lin, wem gehört Yangon?

Maw Lin: Das ist sehr schwer zu beantworten. Meiner Ansicht nach gehört Yangon allen Bewohnern. Die Regierung spricht von „öffentlichem Eigentum“, aber in Wahrheit glauben die Regierungsfunktionäre, dass ihnen das Land gehört.

Wer ist verantwortlich für die Stadtplanung für Yangon?

Früher hatten wir keine klare Politik. Das Bauministerium hatte zwar Pläne für Yangon, Mandalay und andere Städte in Myanmar, aber niemand hielt sich daran. Jetzt versuchen der 2012 gegründete Yangon City Development Council und eine Abteilung des Innenministeriums einen Plan zu erarbeiten, wie die Stadt in Zukunft aussehen soll.

Aber es wird doch überall in der Stadt gebaut! Alles ohne Plan?

Das ist das Problem. Wir - die Vereinigung der Architekten Myanmars - haben vor einigen Wochen einen Brief an den Präsidenten geschrieben. Wir haben ihn über die chaotische Lage informiert.

Was meinen Sie damit?

In einigen Stadtteilen Yangons leben inzwischen mehr Menschen auf einem Fleck als in in Dhaka, der am dichtesten besiedelten Stadt der Welt. Wir haben gefordert, vorerst keine neuen Projekte mehr zu genehmigen. Bereits begonnene Vorhaben müssten auf Eis gelegt werden.

Im Interview: 

Die Stadt erstickt mittlerweile am Verkehr …

Richtig. Es gibt Staus überall. Wir müssen uns auf öffentliche Verkehrsmittel konzentrieren, auf Busse und Bahnen, nicht auf Privatwagen. Wir versuchen, bei den Behörden das Bewusstsein dafür zu wecken - aber niemand hört auf uns.

Wie reagieren die Bürger?

Die Menschen beginnen zu verstehen, dass man den Autoverkehr, die Bauprojekte regulieren muss. Wir haben mehr Pressefreiheit als im letzten Jahr. Deshalb werden die Stimmen lauter, die eine bessere Planung fordern.

Wo sehen Sie die größte Schwierigkeit für ein neues Yangon?

Es gibt viele reiche Leute, die sehr gierig sind. Wir hatten 1962 und dann wieder 1988 einen Militärputsch, und die Günstlinge der Militärs haben profitiert. Außerdem liegen wir nahe an China. In den Grenzgebieten im Norden treiben Kriegsherren und Drogenbarone ihr Unwesen. Die müssen sehr viel Geld waschen. Deshalb boomt die Bauwirtschaft in Yangon. Die aktuelle Antikorruptionskampagne in China verstärkt das noch: Jetzt fließt viel Schwarzgeld nach Myanmar, das in Land- und Bauprojekte gesteckt wird.

Niemand legt diesen Leuten das Handwerk?

Nein. Das hat alles schon vor zwanzig Jahren begonnen - zuerst langsam und nun geschieht es immer aggressiver. Diese Leute kaufen Land und zahlen jeden Preis dafür. Diese Leute interessieren sich nicht für die Gebäude, die darauf stehen, sie wollen nur den Grund und Boden. Auf diese Art und Weise legalisieren sie ihr Vermögen.

Und die Preise steigen …

Genau. Und das hat nichts mit normalem Marktgeschehen zu tun.

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