Staatsstreich in Guinea: Keine Garantie auf Besserung

Das Militär hat den gewählten Präsidenten Condé verhaftet und abgesetzt. Erleichterung und Ernüchterung werden sich in dem Land die Waage halten.

Soldaten am Präsidentenpalast.

Soldaten in Conakry positionieren sich am Sonntag während eines Aufstands Foto: reuters

In Guinea ist Präsident Alpha Condé am Sonntagmittag von einer kleinen Gruppe von Soldaten festgenommen worden. Putschistenführer Mamady Doumbouya sagte im Staatsfernsehen, das neu gegründete „Nationalkomitee für Sammlung und Entwicklung“ übernehme von nun an die Verantwortung für das Volk.

Das könnte durchaus erleichtert sein. Als Condé 2010 zum Präsidenten gewählt wurde, galt er als Hoffnungsträger. Im Laufe der Jahre wurde er jedoch immer autoritärer, was in einer Verfassungsänderung gipfelte. Nur mit dieser konnte der 83-Jährige 2020 zum dritten Mal zum Staatsoberhaupt gewählt werden. Schon im Jahr zuvor starben Dutzende bei Protesten gegen Condés Vorhaben. Ak­ti­vis­t*in­nen und Oppositionelle haben sich deshalb verhalten optimistisch geäußert: Endlich wird dem Diktatur ein Ende bereitet, heißt es.

Ausgerechnet auf das Militär zu vertrauen, ist allerdings riskant. Das Land blickt auf eine jahrzehntelange brutale Militärherrschaft zurück. Im vergangenen Jahr kritisierten Menschenrechtler*innen, dass die Armee die Zivilbevölkerung nicht vor Gewalt im Rahmen der Präsidentschaftswahl geschützt hatte. Putschistenführer Doumbouya, der einst französischer Fremdenlegionär, steht zudem einer Spezialeinheit vor, die längst nicht die ganze Armee hinter sich hat. Querelen innerhalb der Streitkräfte dürften deshalb programmiert sein und nicht zur Stabilisierung des Landes beitragen.

Dass ein Putsch keine Probleme löst, zeigt auch das Nachbarland Mali. Nach der Absetzung von Präsident Ibrahim Boubacar Keïta war die Hoffnung auf Besserung groß. Doch erfüllt hat sie sich nicht, im Gegenteil: Die Putschisten setzten im Mai den zivilen Übergangspräsidenten Bah N'Daw ab, um ihre Macht zu demonstrieren. Der Alltag der vieler der gut 20 Millionen Ein­woh­ne­r*in­nen ist weiterhin geprägt von Gewalt, fehlenden Einkommensmöglichkeiten und Perspektivlosigkeit.

Es ist nicht anzunehmen, dass es nun in Guinea besser läuft. Staatsstreiche sind schließlich ähnlich wie Wahlen: Sie lösen keine tiefliegenden strukturellen Probleme und bringen auch keine neue Generation an Führungskräften hervor.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Nach dem Abitur im Münsterland bereiste sie zum ersten Mal Südafrika und studierte anschließend in Leipzig, Helsinki und Kopenhagen Journalistik und Afrikanistik. Nach mehreren Jahren im beschaulichen Schleswig-Holstein ging sie 2010 nach Nigeria und Benin. Seitdem berichtet sie aus ganz Westafrika – besonders gerne über gesellschaftliche Entwicklungen und all das, was im weitesten Sinne mit Religion zu tun hat.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.