Staatsangehörigkeitsrecht: Türken fordern den Doppelpass

Migrantenverbände appellieren an Merkel, den Entscheidungszwang für Jugendliche abzuschaffen. In diesem Jahr stehen 3.300 von ihnen vor der Wahl, ob sie Deutsche oder Türken sein wollen.

Der türkischen Fußballelf die Daumen drücken und einen deutschen Pass besitzen. Für viele dieser Kids kein Widerspruch Bild: dpa

BERLIN taz Türkische Verbände haben die Bundesregierung aufgefordert, das Staatsangehörigkeitsrecht für Jugendliche zu ändern. Die Pflicht für deutschtürkische Jugendliche, sich mit dem 18. Lebensjahr für eine Staatsangehörigkeit entscheiden zu müssen, solle abgeschafft werden. "Wir können diesen Jugendlichen nicht sagen, verzichte auf einen Teil deiner Identität", sagte der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde (TGD), Kenan Kolat.

Die TGD sowie der Bundesverband Türkischer Studierendenvereine und die European Assemby of Turkish Academics appellierten an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), eine Initiative zur Aufhebung der sogenannten Optionspflicht zu starten. Merkel könne dadurch "wirklich die Bundeskanzlerin aller Bürgerinnen und Bürger Deutschlands werden". Das Optionsmodell dagegen führe zu vielen bürokratischen und integrationspolitischen Problemen.

Seit der Reform des Staatsangehörigkeitsrechts im Jahr 2000 erhalten in Deutschland geborene Kinder mit einem Elternteil, das mindestens acht Jahre in Deutschland lebt und ein unbefristetes Aufenthaltsrecht hat, einen deutschen Pass- unabhängig davon, ob sie noch einen zweiten besitzen. Mit 18 aber müssen sie sich entscheiden: Wollen sie Deutscher oder Türke sein? In diesem Jahr stehen 3.300 türkischstämmige Jugendliche vor dieser Entscheidung.

"Das Staatsangehörigkeitsrecht passt nicht in die heutige Zeit", sagte Serdar Yazar, der Vorsitzende des Bundesverbands Türkischer Studierendenvereine. "Dieser monokulturelle Blick ist überholt." Bikulturelle Identitäten seien der Normalfall in einem Einwanderungsland. "Sich als Deutscher oder Türke zu fühlen ist doch kein Entweder-Oder, beides gehört zu einer Person."

Kerim Arpad, Vorsitzender der European Assemby of Turkish Academics, verwies darauf, dass viele EU-Bürger nicht vor die Entscheidung gestellt seien. Sie könnten beide Pässe auch über den 18. Geburtstag hinaus behalten. "Bei der Staatsbürgerschaft sollte es keine Zweiklassengesellschaft geben", kritisierte Arpad. Er selbst besitzt seit 31 Jahren die doppelte Staatsbürgerschaft. Mit einer deutschen Mutter und einem türkischen Vater musste er sich nicht entscheiden.

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