Staatliche Ballettschule Berlin: Der Tanz geht weiter
Die Staatliche Ballettschule soll weitermachen, sagt Schulsenatorin Scheeres (SPD). Das Landesjugendballett wird abgewickelt.
Exakt 267 Personen hätten sich an die Clearingstelle gewandt, sagte der Pädagoge Arthur Kröhnert. Die dreiköpfig besetzte Anlaufstelle sollte vor allem SchülerInnen einen geschützten Raum bieten, über Gewalterlebnisse an der Schule zu sprechen. Die Psychologin Elke Nowotny sprach am Montag von „Fällen von Bodyshaming, Erniedrigung und Verächtlichmachung“, die in ihrer Regelmäßigkeit und Häufigkeit rechtfertigten zu sagen: „Hier hat Kindeswohlgefährdung stattgefunden.“
Allerdings, betonte Kröhnert auch: „Nicht alles, was uns erreicht hat, war negativ.“ Etwa 27 Prozent seien „ambivalent“ der Schule gegenüber gewesen, weil man etwa die künstlerische Ausbildung schätze. 13 Prozent hätten sich sogar „sehr positiv“ geäußert.
Dennoch fiel das Urteil der Expertenkommission, die vor allem die Schulstruktur unter die Lupe nehmen sollte, am Montag relativ vernichtend aus: Unter der inzwischen gekündigten bisherigen Schulleitung habe es an Hilfsstrukturen gemangelt, die Schule brauche dringend sowohl ein Kinderschutz- wie auch ein Gesundheitskonzept, sagte der Kommissionsvorsitzende Klaus Brunswicker. Er empfehle der Schule außerdem, „demokratische Strukturen“ zu entwickeln. Die autoritär auftretende ehemalige Schulleitung habe Elternarbeit unterdrückt und auch dafür gesorgt, dass SchülerInnen sich aus Angst nicht an VertrauenslehrerInnen wandten.
Psychologin der Clearingstelle
„Es kann ja wohl nicht sein“, war denn auch ein Satzanfang, den Scheeres am Montag häufig verwendete. Konkrete Konsequenzen werden die Ergebnisse von Clearingstelle und Kommission zunächst für fünf Lehrkräfte haben: Gegen die Schulleiter Ralf Stabel und Gregor Seyffert seien Kündigungen ausgesprochen worden, die arbeitsgerichtlichen Prozesse liefen noch. Drei weitere Fälle für Kündigungen würden „angedacht“, hieß es von Scheeres’ Rechtsabteilung.
Tanzkompagnie statt Landesjugendballett
Auch das Landesjugendballett steht als Ganzes auf dem Prüfstand. Das hatte Scheeres vor ein paar Jahren selbst mit auf den Weg gebracht, „aber so, wie das jetzt umgesetzt wird, war das nicht gedacht“. Das Landesjugendballett sollte vor allem Auftrittsmöglichkeiten für die SchülerInnen generieren und QuereinsteigerInnen eine Möglichkeit geben, an die Schule zu kommen. Tatsächlich mussten gute SchülerInnen übermäßig viel tanzen, schlechtere bekamen keine Chance – und von außen kam kaum jemand. Nun soll das Landesjugendballett abgewickelt werden, stattdessen soll eine Tanzkompanie für AbsolventInnen gegründet werden, die ihnen erste Auftrittsmöglichkeiten bietet.
Auch das pädagogische Know-how der TanzausbilderInnen soll angehoben werden, versicherte Scheeres: Die Expertenkommission hatte in ihrem Bericht empfohlen, es müsse mindestens ein Referendariat absolviert werden. So weit ging die Senatorin nicht – aber es soll Weiterbildungen geben.
Gerade 20 Prozent schafften es, die Schule erfolgreich von Klasse 5 bis zum Abitur zu durchlaufen, sagte Kommissionschef Brunswicker. „Das sind keine zufriedenstellenden Zahlen“, sagte Scheeres. Helfen sollen nun Laufbahnberatungen und ein Mentoringsystem.
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